Textatelier
BLOG vom: 06.01.2007

Ashley-Verstümmelung: Elterlicher Bequemlichkeit zuliebe

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
„Spiegel online“ berichtete ausführlich über diesen Fall am 04. 01. 2007 unter dem Titel „Ashleys Eltern fühlen sich als Helden“. Unter „Forum“ (Pflege – das Wachstum hemmen?) wurde eine Diskussion unter den Lesern entfacht. Hier einige Stimmen:
 
„Klo“ schrieb: „Ich habe den Artikel und die Website erst jetzt gelesen und muss sagen, das ist das Perverseste, was ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe. Mir fehlen die Worte. Ich verspüre Ekel.“
 
„Dr. Zeltzer“ schrieb: „Finde die Sache objektiv ethisch auch hochbrisant, und subjektiv einfach nur pervers. Werden demnächst dann gelähmten Kindern Arme und Beine amputiert, damit sie weniger wiegen und in kleinere Betten passen?“
 
Ein Schreiber war jedoch anderer Meinung. Er betonte, dass Eltern „das Recht haben, ihr Leben so zu organisieren, dass sie es weiterhin so gut in den Griff bekommen.“
 
„Klo“ antwortete: „Ich wusste, dass es hier auch ein paar Personen gibt, die Derartiges auch noch gut finden. Das sind die Auswüchse der Wegwerfgesellschaft.“
 
Deutscher Arzt lehnt dieses Vorgehen ab
Im „Spiegel“-Artikel äusserte sich Dr. Dirk Schnabel, Oberarzt der pädiatrischen Endokrinologie von der Berliner Charité wie folgt:
 
„Die Brustamputation sowie die Entfernung der Gebärmutter sind medizinisch und ethisch nicht zu rechtfertigende, bleibende Veränderungen an den Geschlechtsorganen eines Mädchens.“
 
Der Arzt betonte ferner, dass so etwas in Deutschland ethisch und praktisch undenkbar wäre.
„Ich kann das Vorgehen der Kollegen medizinisch überhaupt nicht nachvollziehen“, so Dr. Schnabel.
 
Diskussionen auch in den USA
Es gab auch eine lebhafte Diskussion auf der US-Nachrichtenwebsite MSNBC. Auf die Frage „Sollen Eltern das Recht haben, das Wachstum behinderter Kinder zu beschränken, um sie weiter zu Hause pflegen zu können?“ antworteten viele Nutzer.
 
„Schrecklich, ich schätze mal, ihre Eltern wollen einfach ihren ,Kissen-Engel' (wie sie sie nennen) in ein Kissen verwandeln“, so „giope“.
 
„buzzinzki“ schrieb: „Ich finde das anstössig, wenn nicht pervers; wirklich ein Meilenstein in unserer auf Annehmlichkeit bedachten Gesellschaft.“
„onic12“: „Wenn diese Eltern sie wirklich so sehr liebten, hätten sie sie so gelassen wie sie ist und nicht so, wie sie sie haben wollen.“
 
Auch Eltern von behinderten Kindern verurteilen das Vorgehen der Eltern und Ärzte. So berichtet eine Mutter eines 5-jährigen mit den mentalen Fähigkeiten eines Babys:
„Oh, mein Gott, ich würde niemals auch nur so etwas in Erwägung ziehen.“
 
Soweit einige der publik gewordenen Reaktionen. Ich persönlich finde das Vorgehen der Eltern unverständlich. Alle Leute, mit denen ich den Ashley-Fall besprochen habe, finden diesen Vorfall ungeheuerlich, und sie würden auf keinen Fall Eingriffe jeglicher Art befürworten. Auch Bekannte, die Wachkoma-Patienten betreuen (so kenne ich einen Fall, wo ein Patient schon 10 Jahre durch die Eltern gepflegt wird!) oder behinderte Kinder haben, würden so etwas niemals in Erwägung ziehen, nur um ein bequemeres Leben zu haben. Sie würden es niemals dulden, dass ein Arzt an den Körpern ihrer Kinder herumschnippelt.
 
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