Textatelier
BLOG vom: 03.10.2007

Erlebnisse im Kantonsspital Aarau (5): Fieber und Diagnose

Autor: Heiner Keller, Ökologe, Oberzeihen CH (ANL AG, Aarau)
 
Fieber und neue Diagnose: 10.09. bis 11.09.2007
So, nun bin ich also zu Hause, geniesse all die gewohnten Annehmlichkeiten, den Salat aus dem Garten, die Trauben, den Süssmost. Ich wasche mir all die geruchlichen Erinnerungen ans Spital vom Körper. Meine Haut nimmt wieder eine vernünftige Farbe an. Und was mache ich: Schlafen. Rund 36 Stunden (mit Unterbrüchen) schlafe ich tief und träumend. Der Aufenthalt im Spital hat mich total übermüdet.
 
Das Fieber zeigt sich unbeeindruckt: Ob ich schlafe oder ums Haus herum spaziere, die Temperatur bewegt sich konstant um 39° C. Der Hausarzt bestellt mich zu einer Blutuntersuchung und nimmt mit dem Kantonsspital Aarau Kontakt auf. Meine Flucht wird nicht negativ vermerkt, aber die Sorgen um meine Gesundheit steigen. Für Dienstagfrüh werde ich erneut für eine Blutuntersuchung bestellt und anschliessend als dringender Fall zur Coputertomographie ins Medizinische Zentrum in Brugg geschickt. Statt dass ich mich ausruhen und ein leichtes Frühstück geniessen kann, bekomme ich eine Kanne Wasser zu trinken, einen Einlauf zur Markierung des Darmes und eine Infusion für die Einleitung von Kontrastmittel. Der Warteraum riecht wieder nach Spital. Ich verziehe mich in den Gang. Die Leute sind sehr freundlich. Trotzdem klage ich allen, die es hören wollen, mein Ungemach.
 
Die Maschine, die die vielen Aufnahmen des Körpers macht, gleicht nicht mehr einer engen Röhre, sondern eher einem Willisauer-Ringli. Auf einem fahrbaren Schragen liegend, wird der Körper hin und her durch den Ring gefahren. Im Ring rotieren Lichtpunkte rasend schnell, als hätten sie ein Rennen. Nichts mehr von der Enge und dem dumpfen Klopfen der früheren Röhren. Ich bin beeindruckt, rasch fertig und kann mich wieder anziehen.
 
Eine sehr freundliche Ärztin, bei der man die Kompetenz förmlich spürt, bittet mich in ihr fensterloses Kabäuschen. Computer, Bildschirme, ein Tisch, sonst befindet sich nichts in diesem schmucklosen Arbeitsraum. In Windeseile lädt die Dame etwa 1400 Aufnahmen meines Körpers auf den Bildschirm. Und dann nimmt sie mich mit auf eine virtuelle Reise durch meine Eingeweide. Sie dreht und wendet die Organe nach Belieben: „Hier der Magen, dort die Leber. Alles in Ordnung, hier ein Stück Darm und da ihre Nieren. Die linke ist normal, die rechte durch die Operation nur geringfügig kleiner. Sehen Sie, und da – da ist das, was Ihnen Schwierigkeiten machte: Zwischen Niere und Leber hat sich im Bauchraum eine Flüssigkeit angesammelt. Schauen Sie, ich kann sie markieren. Von hier bis hier, das sind ungefähr so und so viele Zentimeter. Ich werde Ihren Bruder (den Hausarzt) sofort informieren. Sie müssen diese Bilder den Leuten zeigen, die Sie operiert haben. Ich meine, die Flüssigkeit muss raus. Im Kantonsspital Aarau gibt es Spezialisten, die das können.“
 
Ich bin ziemlich sprachlos angesichts dieser Klarheit der Diagnose. „Schafft der Körper die Beseitigung der Flüssigkeit nicht allein?“ frage ich. „Schauen Sie, ich bin nur Spezialistin für die Diagnose. Ich kenne mich zu wenig aus im Heilungsverlauf nach Operationen. Aber wenn ich das sehe, glaube ich nicht, dass das Ihr Körper allein schafft.“ Sie nimmt sich Zeit, wünscht alles Gute und entlässt mich nach kurzer Zeit versehen mit einer Fülle von Bildern und einer CD.
 
Bevor ich wieder beim Hausarzt bin, hat sich dieser schon mit dem Spital geeinigt: Morgen ist Wiedereintritt, Analyse der Bilder durch die Spitalärzte, Punktierung, d. h. Absaugen der Flüssigkeit aus der Bauchhöhle. Es gibt keine Alternative, und so gehe ich, fatalistisch, wieder nach Hause. Was soll ich anders machen?
 
Meine Frau pflegt mich. Sie ist den ganzen Tag beschäftigt mit ihren Terminen (Fusspflege), dem Hund, dem Garten (Ernte), den Blumen, dem Haushalt, dem Einkaufen, dem Putzen und mit mir. Langsam ahne ich, dass auch Angehörige von Kranken und Krankheiten überfordert werden können. Und im Hinterkopf lassen mir die Gedanken, dass ich eigentlich vor dem Spitaleintritt noch gar nicht krank war, sondern mich vorsorglich einer lebensverlängernden Operation unterzog, keine Ruhe.
 
Fortsetzung folgt.
 
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