Textatelier
BLOG vom: 08.10.2008

Deutsche in der Schweiz: Das Thema berührt auch mich

Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich-Altstetten
 
Schlagzeilen wirken weniger als Schläge, wenn sie von Karikaturen, zum Beispiel von Felix Schaad, begleitet sind. Seine träfen Beiträge im Tages-Anzeiger entspannen öfters mein Frühstück.
 
Schon bald eine Woche liegt Seite 21 vom 2. Oktober 2008 offen auf meinem Schreibtisch und amüsiert mich. Eine Bildgeschichte über 5 Sequenzen zu einem Artikel „Wie die neuen Ausländer die Schweiz verändern“.
 
Ein Mann mit locker umgebundener Krawatte, die Ärmel hochgekrempelt, überlegt: Er sei gewiss kein Rassist, aber sein Vorgesetzter sei ein Deutscher, sein Arzt ebenfalls und auch die Dozenten seiner Tochter. Und aus dem Fenster lehnend, sieht er bestätigt, dass es in seinem Quartier von ihnen nur so wimmle. Während dieser Aufzählung zeigte er sich von verschiedenen Seiten, mit der Hand im Hosensack, stehend und gehend. Dann sehen wir ihn bei sich zu Hause. Seine Frau sitzt auf dem Sofa und liest die FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Von ihr will er jetzt wissen: „Wofür sind wir eigentlich in die Schweiz gezogen?“
 
Es fällt mir auf, dass in den letzten Monaten das Thema „Die Deutschen kommen“ immer wieder aufgegriffen worden ist. Statistiken dazu belegen, dass die Einwanderung zunimmt.
 
Ich frage mich trotzdem, ob das sinnvoll ist. Wird da Angst geschürt? Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall bin ich persönlich vorsichtig, denn meine Urgrosseltern kamen auch aus Deutschland und haben hier wertvolle Arbeit geleistet. Der Urgrossvater war ein Spezialist für den Bau hoher Fabrikkamine. Er und seine Frau stammten aus dem Gebiet der Donau-Versickerungen.
 
2 Tage später betrete ich die Sihlpost beim Zürcher Hauptbahnhof. Es herrscht ein reger Betrieb. Die Schalter von A bis M alle besetzt. Ich drücke die Taste am Automaten, der mir den Zettel mit der anstehenden Nummer ausspuckt. Die 487. Es nimmt mich wunder, wie lange ich warten muss und schaue nach einer Anzeigetafel aus. Am Leuchtkasten oberhalb des Nummernautomaten erscheint die 05. Sie irritiert mich. „Da stimmt etwas nicht!“ sage ich leise vor mich hin und überprüfe nochmals meinen Zettel. Das war vermutlich eine Alterserscheinung, dass ich redete, wo andere schweigen. Ein junger Mann hat mich beobachtet und sofort eingegriffen. Freundlich erklärt er mir das System. Er verweist auf die Anzeigetafel über den Schaltern. Ich müsse nur warten, bis dort meine Nummer erscheine. Zu ihr gehöre ein Buchstabe, der sei für den betreffenden Schalter wegweisend. Es war ein Deutscher!
 
Ich musste lachen. Einerseits über mich, dass ich die 05 am Kasten falsch deutete. Sie ist neu und zeigt die mutmassliche Wartezeit an. Ich kannte sie noch nicht. Andererseits passt es zum Thema, dass die Deutschen da und sogar sehr hilfsbereit sind.
 
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