Textatelier
BLOG vom: 17.04.2009

Schlaue Tiere: Affen pfeifen und sammeln Wurfgeschosse

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Die Neger am Senegal versichern steif und fest, die Affen seien Menschen ganz wie wir, jedoch klüger, indem sie sich des Sprechens enthalten, um nicht als Menschen anerkannt und zum Arbeiten gezwungen zu werden.“
(Heinrich Heine, Memoiren)
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„Was ist der Affe für den Menschen? Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham.“
(Friedrich Nietzsche, Zarathustra, Vorrede 3)
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„Ich habe grössten Respekt vor Affen!“ Dies sagte Walter Hess, als ich ihn auf einen Bericht hinwies, der Affen in einem ganz anderen Licht zeigte:
 
Santino, ein besonders schlauer Schimpanse in dem schwedischen Zoo von Furuvik nördlich von Stockholm hatte wohl etwas gegen das Begaffen der Zoobesucher. In manchen Zoos beobachtete ich früher immer wieder das Benehmen der Besucher: Die schauten manchmal blöder als die Affen drein, machten unflätige Bemerkungen und manche äfften die Affen unmissverständlich nach, hampelten herum und fuchtelten mit den Armen. Verständlich, dass der Affe die Schnauze voll hatte. Der genannte Affe rächte sich auf seine Weise: Er sammelte frühmorgens Steine und Betonbrocken, hortete diese und bewarf damit gegen Mittag in wütender Manier die Besucher. Ein schwedischer Wissenschaftler war ganz aus dem Häuschen und betonte, nun wisse man, dass Affen auch an die Zukunft denken können. Mathias Osvath, der eine Studie in „Current Biology“ publizierte, ist jedoch der Ansicht, dass nicht alle Schimpansen derart zielgerichtet planen können.
 
Die Pfleger im Zoo von Furuvik beobachten schon seit 10 Jahren den Affen. Er wurde nie gewalttätig gegenüber anderen Affen. Er hat ausschliesslich die Besucher aufs Korn genommen. War jedoch ein Brocken zu gross, dann zerkleinerte der schlaue Affe ihn. Dann hatte er das geeignete Wurfgeschoss. Er zielte jedoch nicht genau. Die Trefferquote war sehr gering. Aber so manchen Besucher hat er bestimmt erschreckt.
Quelle: http://bazonline.ch (09.03.2009).
 
Pfeifender Orang-Utan
Ujian, ein 14-jähriges Orang-Utan-Männchen aus dem Heidelberger Zoo, hat eine ungewöhnliche Fähigkeit entwickelt. Er unterhält Artgenossen und Pfleger mit Pfeifen. Er ist der dritte Affe weltweit, dem dies gelang. Wie eine Sprecherin des Zoos betonte, wird das Pfeifen zunehmend melodiöser. Die Affen in dem Zoo können aber auch malen. Der pfeifende Affe malt besonders farbige Bilder. Die Bilder sollen Anfang Mai 2009 versteigert werden.
 
In der Vergangenheit wurden schon einmal von Affen gefertigte Bilder weltweit ab 1000 Dollar verkauft. Ein Witzbold kam einmal auf die Idee, in einem Museum ein solches Bild aufzuhängen. Die angeblichen Kunstexperten waren ganz aus dem Häuschen und bewerteten das Bild als originell und betonten, der Künstler würde es weit bringen. Wenn die wüssten, wozu Affen fähig sind!
 
Zurück zu unserem Affen, der pfeift: Als viele Zeitungen und Online-Ausgaben, darunter auch „Focus“ am 15.03.2009 über den Affen berichteten, konnte ich mich nicht zurückhalten und schrieb folgenden Kommentar, der dann auch am selben Tag dort publiziert wurde: „Nach der Meldung über den klugen Schimpansen im Zoo von Stockholm, der Steine einsammelt und das Publikum damit attackiert, nun eine weitere Nachricht über den pfeifenden Orang-Utan. Nun wissen wir, dass auch Affen menschliche Eigenschaften annehmen und sich ein bisschen der Intelligenz von Menschen annähern. Bekommt der Mensch nun Konkurrenz noch in ganz anderen Dingen?“
 
Selma schrieb in einem weiteren Kommentar: „Vor ein paar Monaten die Nachricht – Hunde können eifersüchtig sein! – herausgefunden in langen wissenschaftlichen Studien! Jeder Hundefreund hätte das in 5 Sekunden beantworten können. Vor ein paar Tagen der Schimpanse mit den Steinen, jetzt der Orang-Utan. Wann sind wir Menschen endlich soweit, Tieren mehr als nur dumpfes Instinktverhalten zuzutrauen?“
Quellen: www.focus.de (15.03.2009), www.spiegel.de (19.03.2009).
 
Tausche Nahrung gegen Sex
Grosszügige Männer haben in der Regel bei Frauen mehr Erfolg als knickrige. Das ist wohl auch bei Affen der Fall. Affenmännchen, die ihre Fleisch-Beute mit dem Weibchen teilen, haben grössere Chancen beim Sex. Dies brachten Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig durch Beobachtungen im Tai-Nationalpark an der Elfenbeinküste heraus. Die Männchen hatten besonders bei Weibchen Erfolg, die kleine Kinder haben und selbst nicht jagen können. Sie kopulierten häufiger mit den Grosszügigen nach Teilung der Jagdbeute. Männchen, die nichts abgaben, mussten in die Röhre schauen.
 
Während einer insgesamt 3000 Stunden langen Beobachtung sahen Christina Gomes und Christophe Boesch insgesamt 90 solcher Tauschgeschäfte. Die Forscher wissen noch nicht, ob das Tauschgeschäft auch mit Früchten funktioniert. Die Frauen könnten ja auch wählerisch sein.
 
Schottische Wissenschaftler im westafrikanischen Guinea konnten den Früchtetausch bereits beobachten. Sie sahen Schimpansen-Männchen, die Früchte von Feldern und Gärten stibitzten und ihrer Auserwählten überreichten. Die wagemutigen Burschen wurden belohnt: Sie pflanzten sich erfolgreicher fort als das Alphamännchen der Gruppe.
Quellen: www.focus.de (08.04.2009), www.spiegel.de
 
Verlassen wir die Affen und wenden uns anderen Tiergeschichten zu.
 
Er sang und wimmerte im Flugzeug
Während eines Fluges von Chicago nach London sang und wimmerte ein Mann am laufenden Band. War es ein Sänger, der für einen Auftritt übte? Oder wollte er seine Flugangst überwinden? Viele rätselten, aber alle waren auf dem falschen Dampfer (oder im falschen Flugzeug). Der Passagier wollte nämlich seinen jaulenden Hund im Handgepäck übertönen. Aber der Hund war lauter. Dann flog der Schwindel auf. Der Hund wurde befreit und durfte durch die Kabine sausen.
Quelle: www.welt.de vom 07.11.2007 (dpa/wal).
 
Känguru im Ehebett
In Australien kann es schon einmal passieren, dass friedlich schlafende Leute von einem springenden Känguru geweckt werden. Dies passierte dem aus der Schweizer Stadt Stans (Hauptort des Kantons Nidwalden) ausgewanderten Koch Beat Ettlin. Er war samt Partnerin und der 9-jährigen Tochter bereits im Halbschlaf, als das Tier mit einem grossen Sprung durch das Fenster im Bett landete. Der Schweizer war zunächst der Meinung, ein Ninja-Kämpfer treibe hier sein Unwesen.
 
Das Tier war wohl selbst erschrocken, als er die Zweibeiner erblickte, es machte eine Kehrtwendung und sauste aus der Tür hinaus in das Zimmer des 10-jährigen Sohnes. Aber Ettlin wusste sich zu helfen. Auch er sauste aus dem Zimmer, verfolgte das Tier, nahm es in den Schwitzkasten und beförderte es aus dem Haus.
 
Ein rätselhaftes Miauen
Wie dpa am 13.03.2009 berichtete, kaufte sich eine Frau aus Washington für 27 Dollar ein gebrauchtes Sofa. Als sie dieses Sitzmöbel aufstellte und es sich gemütlich machen wollte, hörte sie ein Miauen. Die Frau untersuchte daraufhin die Couch und entdeckte eine Katze. Das Tierchen gehörte dem Vorbesitzer. Sie war wohl durch ein Loch in der Unterseite hineingekrochen und konnte nicht mehr herausfinden. Oder wollte sie den Vorbesitzer verlassen?
Quelle: www.sueddeutsche.de (13.03.2009).
 
Katzen als Lebensretter
Katzen können aber auch als Lebensretter fungieren. In der Vergangenheit wurden schon Fälle bekannt, wo Katzen durch lautes Miauen die schlafenden Bewohner vor Feuer retteten.
 
Aber der neueste Fall, der in der „Badischen Zeitung“ am 29.12.2008 berichtet wurde, war doch ungewöhnlich. Der Sozialhilfeempfänger Liu Young-hui aus Taiwan besuchte ein öffentliches Plumpsklo. Er fiel dann durch das nicht allzu kleine Loch in die Tiefe. Er konnte sich nicht mehr befreien. Eine herumstreunende Katze strich um das Plumpsklo herum und miaute sehr energisch. Dorfbewohner sahen nach und entdeckten den 68-Jährigen, zogen ihn heraus und brachten ihn in die Klinik. Die Anwohner, die glaubten, der Vermisste sei tot, konnten den Bestatter wieder abbestellen.
 
Anhang: Zitate über Tiere
„Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet.“
(Mark Twain)
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„Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht.“
(Mark Twain)
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„Der Mensch ist unter allen Tieren in der Welt dem Affen am nächsten.“
(Georg Christoph Lichtenberg)
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„Mensch: Ein durch die Zensur gerutschter Affe.“
(Gabriel Laub)
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„Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.“
(Louis Armstrong)
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„Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“
(Friedrich II., „der Grosse“)
 
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