Textatelier
BLOG vom: 10.04.2010

Aus alten Zeitschriften (2): Die Ehe als Krankheitsursache

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Im 2. Teil meiner Abhandlung bringe ich weitere interessante und manchmal kuriose Meldungen aus alten Ausgaben der „Reform-Rundschau“ (RR), den „Kneipp-Blättern“ und aus der Monatszeitschrift „Kosmos“.
 
Im Februar-Heft der RR von 1967 wurde meine Arbeit über Spurenelemente abgedruckt. Aber es gab noch interessantere Artikel wie beispielsweise über die „Ehe als Krankheitsursache“ und einen über die „Sehnenscheidenentzündung“ bei den Sekretärinnen. Auf 2 Schwarzweiss-Abbildungen waren die falsche und richtige Höhe eines Schreibtischs mit jeweils einer Schreibkraft und die dazugehörigen altertümlichen Schreibmaschinen abgebildet.
 
Rudolf Zimmer und K. O. Schmidt gaben ihre Gedanken in der Publikation „Manifest des Friedens“ preis und schrieben zum Schluss Treffendes:
 
„Alles, was geschieht, ist gedankenverloren! Wenn bisher Neid, Streit und Krieg vorherrschen, dann, weil das Denken der meisten vorwiegend ichhaft, misstrauisch, du-feindlich, abwehrend, negativ war und zwangsläufig unerfreuliche Folgen zeitigte. – Ist aber die Verwirklichungskraft der Gedanken als die das Schicksal der Menschheit letztlich entscheidende Macht erkannt, dann leuchtet ein, dass die Umstellung des einzelnen auf duldsames, wohlwollendes, freundliches, bejahendes, positives Denken zum gegenseitigen Verstehen und Zusammengehen, zu Frieden und Freiheit für alle führt.“
 
Die „Chemie-Brotfabrik“
Wie sieht die Ernährung im Jahre 2000 aus? Diese Frage stellte sich die Autorin Lys Tanta aus New York. Eine ausreichende Ernährung, so ihre Prognose, ist mit natürlichen Nahrungsmitteln nicht mehr möglich. 50 % der Nahrungsmittel würden dann künstlich hergestellt. In den USA gab es damals schon Versuche mit solchen künstlichen Nahrungsmitteln. Es gab Versuchs- und Verkaufsabteilungen mit „vollwertiger Kunstnahrung“ und eine „Chemie-Brotfabrik“. Die Käufer und Tester lobten beispielsweise die Kunstbutter über den grünen Klee. Sie beurteilten diese Butter „besser“ als die natürliche. „Von der Chemienahrung wird gesagt, dass die Menschen mit ihr gesünder leben werden. Alle bakteriologischen Stoffe sind ausgeschaltet. Die Kalorien sind pro Speise genau bemessen. Geschmack und Sättigungsgrad sind in solcher Harmonie aufeinander abgestimmt, dass sich niemand mehr überernähren muss“, so die Autorin.
 
Zum Glück kam alles anders. Die Kunstprodukte sind heute verpönt. Aber eines haben wir doch aus der Chemie-Fabrik: Die unzähligen künstlichen Zusatzstoffe, die in fast allen Produkten der Nahrungsmittelindustrie zu finden sind. Aber diese muss man ja nicht verzehren. Denn es gibt sie noch, die natürlichen Nahrungsmittel.
 
Eine gewagte Prognose wurde 1967 auf dem Deutschen Architektentag in Hannover gestellt. 1987 soll es in Neubauten keine Küchen mehr geben. Die Menschen würden dann die Mahlzeiten in den Restaurants ihrer riesigen Wohnhäuser einnehmen, hiess es. In solchen Wohnsilos würden 6000 bis 8000 Menschen leben. Das stellte sich nur zum Teil ein.
 
Günter Meyer schrieb eine „Hymne auf das Sauerkraut“. Er lobte die Vorzüge des Krauts, zitierte Wilhelm Busch und berichtete am Schluss seiner Arbeit das Folgende: „Der Geschmack des Sauerkrauts hängt wesentlich von dem Boden ab, auf dem der Kohl gewachsen ist, und von der Art der Düngung.“
 
Fatale Wirkungen des Alkohols
In früheren Zeitungen wird immer wieder auf die fatale Wirkung des Alkohols hingewiesen. So lebten 1966 schon 250 000 Kinder in Trinkerfamilien. Wie der damalige Generalsekretär des „Deutschen Blauen Kreuzes“, Herbert Frische, auf einer Tagung erwähnte, gibt es in der Bundesrepublik 400 000 Alkoholiker, darunter 60 000 Frauen und 25 000 Jugendliche. Allein in den USA waren damals 5 Millionen Bewohner Alkoholiker. Heute dürften es wesentlich mehr sein. Eine traurige Entwicklung.
 
Wie der Alkohol den Filmstar Richard Burton (1925‒1984) ruinierte, beschrieb seine Frau Liz Taylor der Wochenzeitschrift „France Dimanche“. „Zum Frühstück trinkt er 4 Flaschen Bier. Im Laufe des Vormittags findet er immer Gelegenheit, einen zu heben. Zum Mittagessen trinkt er Wein, für den Rest des Tages bevorzugt er Champagner und Whisky. Wenn Richard reichlich getrunken hat, wirkt er unmöglich, boxt sich mit Journalisten und zerschlägt die Apparate der Fotografen.“
 
Sie selber hörte mit dem Trinken auf und wollte ihm damit helfen, ebenfalls vom Alkohol loszukommen. Sie schaffte es nicht. Susan Hunt (frühere Ehefrau der Formel-1-Legende James Hunt), mit der Burton von 1976‒1982 verheiratet war, erreichte zumindest bei ihm eine erhebliche Reduktion des Alkoholkonsums.
 
Ernährungswissenschaftler behaupteten, dass die deutsche Wohlstandsküche nicht nur dick, sondern auch noch liebesmüde macht. Dr. Sven Günther, Medizinalrat und Oberstabsarzt sagte: „Der Wohlstandsbauch beschwört automatisch einen Mangel an Liebesbedürfnis herauf. Fette Kost und viel Alkohol sind die Ursache allgemeiner Bewegungsunlust.“
 
Kalte Füsse und „Kau-Gymnastik“
Im März-Heft der RR von 1967 wurde über die Rote Bete in der Zusatztherapie bei Krebserkrankungen diskutiert. Dann folgten Empfehlungen zu einer natürlichen Geburt. Dr. Herbert Warning schrieb einen Artikel über die Behandlung von kalten Füssen. Er empfahl heisse Fussbäder mit und ohne Zusatz (Salzbäder, Moorbäder, Fichtennadelextrakt), Unterschenkelbäder (ansteigende) nach Kneipp-Hauffe, Güsse, Wassertreten und Umschläge.
 
Unter „Verschiedenes“ wird auf die Scheidungswelle hingewiesen. So gab es 1966 in der BRD 2 Millionen Kinder aus geschiedenen Ehen. „Die Zahl der Ehescheidungen ist in den letzten 20 Jahren (also von 1946‒1966) um 250 % gestiegen!“
 
Im August-Heft der RR wird an den 100. Geburtstag von Dr. Maximilian Oskar Bircher-Benner erinnert. Er hatte schon Anfang des 20. Jahrhunderts den innigen Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheit bzw. zwischen Ernährung und Gesundheit erkannt. Bircher-Benner gilt als der „Vater der Neuen Ernährungslehre“.
 
Dr. K. Weitzel empfahl die „Kau-Gymnastik“. Er beklagte den zunehmenden Gebissverfall, weil der Mensch unzureichend kaut und das Essen hinunterschlingt. Der Mensch isst aber auch zu viel Weiches und weich Gekochtes. Seine Empfehlung: „Jeder Bissen muss mit Musse gekaut, zermahlen, im Munde hin- und hergewendet und eingespeichelt werden; erst dann ist er zum Weitertransport fertig. Ein Irrtum wäre es zu glauben, dass weiche Speisen einer derartigen Einspeichelung nicht bedürfen.“
 
1968 wies die damalige Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel auf die Karies hin. 90 % der Bevölkerung waren an Zahnkaries erkrankt. Als Hauptursache wurden der hohe Zuckerverbrauch und die verfeinerte Kost angesehen. Gegen die oft geforderte Fluoridierung des Trinkwassers wandte Strobel ein, sie sei im toxikologischen Sinn ein vom Lebensmittelgesetz verbotener Fremdzusatz.
 
Ein Ende mit Schrecken
„In England, Schweden und Amerika hat sich die Rauschgiftsucht bereits zu einem Volkssport entwickelt, zu einer Ersatzreligion, die auch dem Durchschnittsmenschen die Möglichkeit bieten soll, aus dem grauen Alltagsdasein in eine freundlichere Scheinwelt unterzutauchen, d. h. in eine illusionäre Traumwelt und geistige Leere, die immer wieder Existenzen zerstört und Todesopfer fordert“, schrieb sehr eindrücklich Leopold Brandstätter in der Februar-Ausgabe der RR von 1968. Er brachte etliche Beispiele von Musikern und Filmstars, die LSD und andere Rauschgifte konsumierten und dann entweder dahinsiechten oder Selbstmord begingen.
 
Der Maikäfer ist nicht mehr
1968 wurde das Verschwinden des Maikäfers beklagt. Die Chemie hat ihn fertiggemacht. Das Frankfurter Pflanzenschutzamt war der Meinung, die Bekämpfung mit Giftstoffen aller Art in den 1950er-Jahren, wäre am Niedergang des Käfers schuld und die Landwirte und Gärtner bräuchten in den nächsten 10 bis 15 Jahren nicht mehr mit nennenswerten Schäden durch den Käfer rechnen.
 
Auch in unserer Zeit findet man kaum noch Maikäfer. Hier dürften die Pestizide und andere Umweltgifte vorrangig schuld sein. Ich kann mich noch gut an die Maikäferplagen der 1950er-Jahre erinnern. Da konnte man die Maikäfer noch in grossen Mengen von den Bäumen schütteln. Das war für uns Kinder ein aufregendes Erlebnis.
 
US-Präsident mit einem unbändigen Appetit
Unter „Bunte Nachrichten“ (RR, 1968/05) wurde über den Gesundheitszustand von Präsident Lyndon B. Johnson (1908‒1973) berichtet. Er hatte schon 1955 einen Herzinfarkt, später eine Gallenoperation, Nierenkolik und insgesamt 8 Lungenentzündungen. Auch wurde ihm eine Geschwulst an den Stimmbändern entfernt. Er war früher ein starker Raucher, hat diese Leidenschaft später aufgegeben.
 
Er hatte einen unbändigen Appetit. „Gegen 10 oder 11 Uhr abends verspeiste er dann schwere Menüs; Suppen, riesige Steaks, Speck, Kartoffeln, Sossen, Pfannkuchen, süsse Desserts, Torten und Schokoladengebäck. Vor allem seine Leidenschaft für Süssigkeiten waren ausserordentlich.“  Der 36. Präsident der USA starb 1973 auf seiner texanischen Ranch nach einem Herzanfall.
 
Jürgen Thorwald, der bekannte Publizist schrieb damals im „Spiegel“ unter der Überschrift „Gebrechliche Männer im Weissen Haus“, einen Bericht. Heute würde er wohl ganz anders schreiben. Also nicht mehr von Gebrechlichkeit …
 
USA, ein schlechtes Vorbild.
US-Senator Christopher J. Dodd war ein Vorkämpfer durchgreifender Schusswaffenkontrollen. Er gab im Senat Zahlen bekannt, dass einem nur übel wird. In der Woche der Ermordung Robert Kennedys waren 46 % der Sendezeit im US-Fernsehen den Gewalttätigkeiten gewidmet. Es wurden Schauerdramen, Kriminalserien, Wildwestfilme, Abenteuerdarstellungen neben Spionageaffären und Grusicals gezeigt.
 
Auch eine Woche nach der Ermordung John F. Kennedys wurden sogar 59 % der Sendezeit mit Gewaltdarstellungen gefüllt. Die Folge: 6500 US-Bürger wurden 1967 durch Schüsse aus Privat-Waffen ermordet; 10 000 Waffennarren konnten sich nicht mehr zurückhalten und erschossen sich selbst. 100 000 Zivilisten erlitten Schussverletzungen. Der begehrte US-Lifestyle ...
 
Heute sieht es nicht viel besser aus. Im Gegenteil, die Gewalt und der Schusswaffengebrauch in Spielfilmen und Fernsehserien sind heute umso mehr anzutreffen.
 
Salat-Werbung in den USA
„Die Hasen wissen schon, weshalb sie sich von Salat ernähren!“ Dies behauptete eine US-Werbung für Blatt- und Kopfsalat. „Betrachtet die Tiere: Sie sind flink und gewandt, haben keine Bäuche und interessieren sich noch im Alter für das andere Geschlecht.“
 
Eine solche Werbung würde heute kaum Beachtung finden. In unserer Zeit ist Fast-Food-Werbung angesagt.
 
Karies ist verhütbar!
Im Juni-Heft der RR von 1970 berichtete Dr. Johann Georg Schnitzer über die Verhinderung von Karies. Ausserdem stand auf Seite 2 eine Widmung zum 40. Geburtstag des unermüdlichen Volksaufklärers. Schon damals war er gegen die Verwendung von Fluor zur Kariesverhütung. Er sagte schon zu jener Zeit, dass eine vollwertige Ernährung 100-prozentig wirke. „Im Prinzip bildet das Getreide die Grundlage dieser gesunden Ernährung, wobei zur Vermeidung der Oxidation wichtiger Vitalstoffe das Getreide erst direkt vor der Weiterverarbeitung in der Küche gemahlen werden darf.“
 
Schnitzer setzt sich bis heute für diese Ernährung und Gesunderhaltung der Zähne ein. Seine von ihm entwickelte „zivilisierte Urnahrung“ erwies sich als wirksam zur Verhütung und teils Heilung zahlreicher verschiedener chronischer Krankheiten. Die „Schnitzer-Normalkost“ und die „Schnitzer Intensivkost“ erwiesen sich als sehr effektiv. Er publizierte u. a. wichtige Bücher zur Behandlung von Bluthochdruck und Diabetes (Infos unter: www.dr-schnitzer.de). Sein neuestes Werk heisst „Getreide, Gesundheit, Welternährung“ (www.dr-schnitzer.de/gesundheit-getreide-welternaehrung.htm).
 
Witz des Monats
Auch das gab es früher: Ein Witz in der RR (1970/06)!
 
Karajan kommt nach Berlin. Er lässt sich ins Hilton fahren und verlangt, wie immer, eine Suite.
Der Portier: „Es tut mir leid, ich habe keine Suite frei.“
Karajan: „Dann nehme ich auch ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer.“
Der Portier: „Bedaure, hier ist ein Kongress, wir sind komplett.
Karajan: „Dann geben Sie mir ein Zimmer mit Bad.“
Der Portier: „Ich kann Ihnen wirklich nicht helfen. Es ist alles voll.“
Karajan: „Ich bin Karajan.“
Der Portier: „Das weiss ich, Maestro, aber selbst wenn Sie Heintje wären, hätte ich nichts frei.“
 
Anmerkung: Heintje (geb. 1955) war ein berühmter Kinderstar, er wurde durch das Lied „Mama“ berühmt. Er spielte in der Zeit von 1968‒1971 in 6 Filmen mit.
 
Arme US-Kinder
1970 wurde eine 48-jährige Kinobesitzerin verurteilt, weil sie ihrer 12-jährigen Tochter die Pille vorsorglich gegeben hatte. Die Tochter hatte ein Verhältnis mit einem Platzanweiser, und die Mutter wollte keine Grossmutter werden.
 
40 Millionen US-Kinder zwischen 2 und 8 Jahren verbrachten 1970 täglich 4 bis 6 Stunden vor dem Bildschirm. Die Eltern waren froh, einen „billigen“ Babysitter im Haus zu haben. Die Familienunterhaltung wurde zu wenig praktiziert, dadurch lernten die Kleinen verzögert das Sprechen. „Sie kennen weder Lieder noch Gedichte, dafür aber die Fernseh-Reklameverse“, so ein Kommentator.
 
Auch in den „Kneipp-Blättern“  (heute „Kneipp-Journal“) der vergangenen Tage entdeckte ich diverse interessante Meldungen. Hier einige davon.
 
Arzt-Schelte
In den „Kneipp-Blättern“, Heft 9 von 1971, schrieb ein Anselm Anham über die Ärzte in einem Editorial. Am Anfang seiner Ausführungen zitierte er Schopenhauer. Dieser sagte einst: „Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche, der Advokat in seiner ganzen Schlechtigkeit und der Priester in seiner ganzen Dummheit.“
 
Es ging in dem Editorial um eine Umfrage einer Sonntagszeitung, die 1000 Ärzte über die vermeintlichen Unsitten ihrer Patienten interviewte. „Das Ergebnis ist quasi eine höchst aufschlussreiche `Schelte`, das ist etwas, was heute zum guten Ton gehört.“
 
Den Doktor störte vor allem dies: Bitten um nicht notwendige Hausbesuche, Anrufe ausserhalb der Praxisstunden, Besuche wegen Kleinigkeiten, Bitten um eine Diagnose am Telefon und schliesslich Eigendiagnosen, das überhand nehmende Lektürelesen über Krankheiten in der Boulevardpresse, ungerechtfertigte Krankmeldungen. Ein Arzt beklagte sich, dass er in einer 25-jährigen Praxis „sogar zweimal auf der Toilette und einmal in der Kirche“ konsultiert wurde.
 
16 % der befragten Ärzte hatten schon damals 100 und mehr Patienten am Tag. Da sind diese Klagen wohl verständlich. 50 % der Ärzte waren der Ansicht, die Nachtbesuche wären eigentlich unnötig. „Aber es ist besser, wir leisten uns eingebildete Kranke als eingebildete Ärzte“, resümierte der Autor des Editorials.
 
„Ein Narr, der zu viel mit sich herumschleppt!“
In der genannten Ausgabe der „Kneipp-Blätter“ (Redakteur war damals M. Th. Kathol) schrieb ich einen Bericht über Schimmelpilze (Aflatoxine in der Nahrung). Dr. med. H. Warning gab in seinem Aufsatz „Gewichtige Gewichte“ die Körpergewichte für Männer und Frauen an und zwar gestaffelt nach einem leichten, mittleren und schweren Körperbau. Der normalgewichtige Warning wörtlich: „Ein Narr also, wer zuviel mit sich herumschleppt!“
 
Der Autor zitierte auch eine Passage aus dem ägyptischen Papayrus Edwin Smith: „Wir leben von einem Viertel dessen, was wir essen. Von den übrigen drei Vierteln leben die Ärzte.“
 
Warnings Schlusssatz lautete so: „Der spottende Berliner brachte die Tragik der Dicken auf die Formel: ,Eine Viertelminute am Gaumen, drei Stunden im Magen, ein Leben lang auf den Hüften’, und der Arzt muss hinzufügen: als Fettherz, als Fettleber, als Hirnverfettung und Arteriosklerose mit Herzinfarkt, ist das nicht zu teuer?!“
 
Das Nierenschwein
Es gab damals auch ganz lustige Anzeigen. Da priesen Werbeleute den Galama-Tee Nr. 5 für Nieren und Blase so an: „Wenn man es in der Nierengegend spürt und es zu Peinlichkeiten mit der Blase kommt, dann hat das Nierenschwein sich breitgemacht.
 
Der reinigende Kräuterteee Galama sorgt für Ordnung und Ruhe im Haus. Die heilsamen Kräuter in Galama-Tee begünstigen die Funktion von Nieren, Blase und Harnorganen. Sie fördern die Durchblutung der Nieren und die Ausscheidung der Harnsäure.
 
Sie beugen vor gegen Ablagerungen. Galama-Tee lindert auch Blasenkatarrh. Morgens und abends ein Tässchen heilenden Galama-Tee. Schwein, lass nach.“
 
Kommentar: Kein „Schwein“ (Verzeihung Werbefritze!) würde heute so eine Anzeige aufgeben. Aber damals fand diese sicherlich Beachtung. Auch mir „sprang“ diese Annonce sofort ins Auge.
 
Gesunde Ernährung aus der Fabrik?
In den „Kneipp-Blättern“ vom Juni 1972 wurde im Artikel „Gesunde Ernährung der Zukunft – aus der Fabrik?“ von Dr. Erich Grassl der damals sehr bekannte Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. J. Kühnau zitiert. Er sagte einst: „Es gibt 1980 keine Hausfrau mehr, die es sich leisten kann, ihre Zeit beim Einkauf in Grünkram- und Schlachterladen und in der Küche beim Gemüseputzen und Kartoffelschälen zu verbringen. Jeder ist heute irgendwie in den Arbeitsprozess eingeschaltet.“
 
Der Professor prophezeite, dass 1980 jeder Bundesbürger 5- bis 6-mal mehr tiefgefrostete Lebensmittel verzehren würde als bisher. Und jede 2. Hausfrau würde schon 1975 einen Tiefgefrierschrank verfügen. In allen Supermärkten und Grosskaufzentralen sind Fertiggerichte und Fertigmenüs, die von grossen Lebensmittel-Fabriken hergestellt werden, zu haben.
 
Wie jener Autor weiter erwähnte, prophezeiten andere Wissenschaftler schon das Folgende: Die Menschen würden sich zukünftig nur von Pillen, die alle Wirkstoffe enthalten, die der Mensch zum Leben benötigt, ernähren.
 
Kommentar: Solch eine Prophezeiung ist in der Tat grausam. Aber trösten wir uns: Der Normalmensch wird weiterhin Gaumengelüste durch ein schmackhaftes Essen immer vorziehen.
 
Die Verpflegung aus der Fabrik hat bis heute unglaublich zugenommen. Aber es gibt zum Glück noch Hausfrauen, die Mahlzeiten aus frischen Lebensmitteln selbst zubereiten. Die schmecken dann auch viel besser als die Produkte aus der Fabrik. Wer das Gegenteil behauptet, der wird wohl auf die Geschmacksverstärker in den Fabrikprodukten hereingefallen sein.
 
Eine Lobpreisung der Chemie
In der Monatszeitschrift „Kosmos“ (Mai 1966), in der ich früher auch Artikel publizierte, entdeckte ich eine ganzseitige Anzeige von Bayer. Nach dem Text war ein Igel abgebildet. Die Werbeaussage lautete so:
 
„Ach ja – man hat´s nicht leicht!...
Warum so melancholisch? Für ihn (den Igel) und seine Sippschaft wird es immer Insekten als Nahrung in Fülle geben. Das Geziefer vermehrt sich ja so rasch, dass trotz der Hilfe ihrer Freunde in der Natur die Menschen verhungern müssten, wenn die Wissenschaft nicht wirksame Präparate zum Schutz der Ernten gefunden hätte. Bayer-Pflanzenschutzmittel haben seit Jahrzehnten Pflanzenkulturen in aller Welt vor Vernichtung bewahrt. Und die Bayer-Forschung sorgt vor, damit auch in Zukunft der Brotkorb nicht leer wird.“
 
Kommentar: Welch eine hehre Einstellung des Konzerns! Die Verantwortlichen denken an die Zukunft, damit wir alle genügend Nahrungsmittel haben. Das wird dem Konzern gar nicht passen: Es gibt heute gute Alternativen ohne Chemie.
 
Internet
 
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06.04.2010: Aus alten Zeitschriften (1): Gammler, Pfennigabsätze u.a.m.
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