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BLOG vom: 16.04.2010

Schoenenbergers Erfolge mit seiner Frischpflanzentherapie

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Die frische Pflanze ist eine einmalige harmonische ,Spezialität’, eine biologische Einheit. In ihrer Gesamtheit ist sie etwas anderes und sie wirkt auch ganz anders als eine getrocknete Droge – und erst recht als ein chemisches Produkt.“
(Walther Schoenenberger)
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„Unser wichtigstes Anliegen ist, die Natur zu schützen, die Rohstoffe aus kontrolliert ökologischen Anbau zu gewinnen, keine Pestizide und synthetische Düngemittel einzusetzen.“
(Otto Greither, Inhaber der Salus-Gruppe anlässlich der Eröffnung des neuen Werkes in Magstadt am 21.09.2007)
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Der „verrückte“ Apotheker
Es war eine kalte Winternacht im Januar 1930, als der junge Walther Schoenenberger (1901‒1982) die Bauern im Magstadter „Adler“ zu einem Gespräch einlud.
 
1930 war ein schwieriges Jahr. Die Deutschen mussten noch Reparationszahlungen leisten. Es gab Notverordnungen und im Deutschen Reich waren etwa 3 Millionen Menschen ohne Arbeit. Auch die Bauern bangten um ihre Einkommen. Die Landwirte wussten noch nicht, was an diesem Abend auf sie zukommen sollte. Was wollte der 29-jährige Apotheker, der 2 Jahre im Magstadt lebte, ihnen schon offerieren? Sie hörten nur, er werde ihnen ein lukratives und interessantes Angebot unterbreiten.
 
Dann brachte Schoenenberger ihnen seine Wünsche zu Gehör. Er wollte, dass die Bauern für ihn Brennnessel, Löwenzahn und Schafgarbe anstelle von Weizen anbauen sollten. Er benötigte die Pflanzen dringend für seine Frischpflanzensaft-Produktion.
 
Als die Bauern dies hörten, schlugen sie mit den Fäusten auf die Eichentische, dass es nur so dröhnte. Auch so mancher deftige Fluch in der rauchgeschwängerten Wirtsstube war zu hören. „Apotheker, verrückter“ oder „Ach geh´ doch zum Teufel“ waren noch die mildesten Ausdrücke. Die Anwesenden konnten nicht glauben, dass sie jetzt Brennnessel, Löwenzahn und Schafgarbe anbauen sollten, die in ihren Augen als Unkraut galten.
 
„Wissen sie denn überhaupt, Sie Apotheker, dass wir dieses Zeug nie wieder rausbringen aus unseren Feldern?“ fragte ein skeptischer Bauer. Schoenenberger wusste das, er wollte ja, dass die Bauern für ihn immer anbauen sollen. Der Pionier war sich bewusst, dass die schwäbischen Bauern einen harten Schädel besassen. Aber er hatte einen noch härteren und einen unglaublichen Durchsetzungswillen. Schoenenberger war von seiner Idee felsenfest überzeugt.
 
Dann zog Walther Schoenenberger einen Trumpf aus seinem Ärmel. Er garantierte den Bauern 20 000 Mark im Jahr, wenn sie für ihn diese „Unkräuter“ anbauen würden. Das war etwa der Betrag, der mit Weizen auf den Anbauflächen erzielt werden konnte. Dieses Angebot war für die Landwirte sehr verlockend. Schoenenberger stellte jedoch ganz harte Bedingungen: Die Bauern sollten keinen Kunstdünger (Kompostdüngung war gefragt!) und keine Schädlingsbekämpfungsmittel verwenden. Die Pflanzen sollten frei von jeglichen Chemikalien heranwachsen. Sie sollten so natürlich bleiben wie möglich.
 
Die Bauern gaben nach und erklärten sich bereit. Im Frühjahr wuchs auf 15 Hektar das gefürchtete „Unkraut“, und die Bauern bekamen einen Batzen Geld. Im 1. Jahr waren es bereits 20 000 Mark. In den folgenden Jahren dachten die Einheimischen nicht mehr an den Weizen, sondern bauten von Jahr zu Jahr immer mehr Heilpflanzen an.
 
Schoenenberger hatte damals auch mit dem Aberglauben zu kämpfen. Zurzeit der Wermuternte riefen ihm einige Bewohner erschrocken zu: „Kennen Sie doch nicht die alte Sage? Wer eine Wermutpflanze schneidet, dem stirbt entweder die Pflanze oder jemand in seinem Haus!“
 
Begegnung mit dem Kaiser
Der in Zürich an der Bahnhofstrasse geborene Schoenenberger entdeckte schon sehr früh seine Leidenschaft für Heilpflanzen. Sein erstes Wissen darüber bekam er von seinem Stiefvater, der ihn auf Exkursionen mitnahm. Er durfte aber keine Pflanze mit nach Hause nehmen. Sein Stiefvater, der ein guter Vater und Freund war, meinte, es gäbe ja genügend Schnittblumen auf dem Markt. Die Pflanzen faszinierten den jungen Schoenenberger mehr als die Abenteuer von Karl May und von anderen Schriftstellern.
 
Der Heranwachsende wollte unbedingt den Arztberuf ergreifen, aber leider fehlten ihm die finanziellen Mittel zu einem Studium. Dazu kam noch, dass die Familie oft umzog, zunächst nach Florenz, dann nach Schlesien und schliesslich nach Bad Cannstatt.
 
Im Pädagogium der Herrnhuter Mission in Niesky (Schlesien) wurden die Jünglinge streng erzogen. Sie trieben auch Sport, machten Wanderungen, aber sie mussten immer an den Donnerstagen exerzieren wie „Minisoldaten mit Uniform, Holzgewehren, Patronengurten“. Schoenenberger verabscheute diesen Drill.
 
Eines Tages wurde der Besuch von Kaiser Wilhelm II. angekündigt. Alles wurde auf Hochglanz poliert und eine Parade eingedrillt. Nach der Aufstellung zur Parade störte den Schulleiter die Grösse des Flügelmannes. Er war einen Kopf grösser als der Nebenmann. Der Flügelmann war Schoenenberger. Er musste wegtreten und wurde zu einem langweiligen Absperrdienst eingeteilt. Aber er stahl sich davon und ging zu seinem geliebten Kräutergarten. Dort werkelte er herum und bemerkte nicht, dass sich ein Mann hinter ihm aufbaute und fragte: „Hast Du diesen schönen Garten angelegt?“ Walther fuhr erschrocken herum. „Da stand seine Majestät und hinter ihm sein ganzes Gefolge. Viele Augenpaare musterten mich, den einsamen Jungen mit seinen schmutzigen Händen und Knien. Ich konnte bloss noch stottern: ,Ja – mit meinen Kameraden.’ Seine Majestät gab seinem Adjutanten einen Wink, der gab mir eine Tafel Schokolade. Aber mein Direktor warf mir einen Blick zu, der weniger Gutes verhiess: 4 Wochen Strafe. Das bedeutete: 4 Wochen Sport- und Redeverbot.“
 
Die Tafel Schokolade war damals eine köstliche Seltenheit. Der Jüngling ass dann die Schokolade sofort mit Genuss auf. Der Heimleiter und die anderen Jünglinge bekamen nichts davon ab.
 
Komparse im Film „Kampf um Rom“
Er hat die Strafe gut überstanden, auch das Pädagogium. Danach entschied er sich für den Apothekerberuf. Er war in Lehrapotheken in Freudenstadt (bei Dr. Berblinger, der ein grosser Naturfreund und Pflanzenkenner war) und Lübeck und absolvierte ein Assistenzjahr in Eisenach. Dann folgte ein 2-jähriges Pharmaziestudium in München. Auch hier hatte er mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Um die Gebühren bezahlen zu können, nahm er die eine oder andere Nebenbeschäftigung an: Entweder als Aushilfe in einer Apotheke oder als Arbeiter im Steinbruch. Er trat auch als Filmkomparse als „Römischer Legionär“ im Film „Kampf um Rom“ in Münchens Filmstadt Geiselgasteig auf.
 
Zu jener Zeit hatte die Inflation ihren Höhepunkt. „Als ich – zum Beispiel – am letzten Tag der vorgeschriebenen Frist mein Studiengeld für das 1. Semester einzahlte, da waren die gesamten Gebühren nicht mehr wert als ein Brötchen.“
 
Als Gage erhielt der junge Held des Films ein warmes Essen in der Filmkantine und eine Aktentasche voller Inflationsgeld.
 
Es begann in Mutters Küche
Während seines Studiums in München war er häufig Gast im Botanischen Garten und diskutierte mit Gärtnern, Assistenten und Professoren.
 
Immer wieder faszinierten ihn die alten Heilpflanzenbücher, die er in München und bei Dr. Berblinger studierte. Einen Satz elektrisierte ihn besonders: „Der frische ausgetruckete Saft wirkt gut bey…“ Auch ein Ausspruch des chinesischen Kaisers Shin-Nong, der vor etwa 3700 Jahren lebte und als Verfasser des ältesten Heilpflanzenbuches der Welt gilt, faszinierte ihn. Der Spruch lautete: „Die Kraft deines Körpers liegt in den Säften der Pflanzen.“
 
Da kam ihm die Idee mit den frisch ausgepressten Pflanzensäften. Aber wie liess sich beweisen, dass diese besser waren als andere Zubereitungen? Während seiner Praxiszeit in einer Nürnberger Apotheke konnte er im Labor diverse Versuche mit der Frischpflanze anstellen. Er stellte aus Wermut, Weissdorn, Spitzwegerich, Schafgarbe, Löwenzahn, Johanniskraut, Huflattich, Gänsefingerkraut, Brennnessel und Bärlauch einen Presssaft und je einen Auszug der trockenen Droge mit Wasser (Tee) und einen zweiten mit 70-prozentigem Alkohol her. Das Ergebnis war eindeutig. Die meisten Wirkstoffe waren in den frischen Presssäften vorhanden und zwar in natürlicher Form. Die getrockneten Auszüge zeigten Verluste und Veränderungen einiger Inhaltsstoffe auf.
 
Ein befreundeter Arzt prophezeite ihm das Folgende: „Schoenenberger, ich kann ihnen nur den einen Rat geben, investieren Sie nicht alles in Ihre Pflanzensäfte. In ein paar Jahren redet kein Mensch mehr davon.“ Er sollte zum Glück nicht Recht behalten.
 
Die ersten frischen Heilpflanzensäfte stellte Schoenenberger übrigens bereits 1926 in Mutters Küche her. Ein Jahr später (in diesem Jahr legte er das Staatsexamen erfolgreich ab) wurde die Produktion nach Bad Cannstatt und im darauf folgenden Jahr nach Magstadt in eine ehemalige Brauerei verlagert.
 
Vom Glück des Missgeschicks
In seinem langen Leben erlebte Schoenenberger so manches Missgeschick. Aber er rappelte sich immer wieder auf. Er galt als „Stehaufmännchen“.
 
„Es mag ja banal klingen: Zum Erfolg gehört auch eine Portion Glück. Ich habe mir manchmal selbst gesagt: Ganz allein hast du das alles nicht geschafft. Ich glaube, dass ich viel Glück gehabt habe in meinem Leben“. Dies hat er in seinem autobiographischen Buch „Gesund durch natürliche Säfte“ erwähnt.
 
Wichtig war zunächst die Haltbarmachung der Pflanzensäfte. Auf dem Versand gingen immer wieder Inhalte in Gärung über, die Flaschen platzten. Dem Forscher gelang dann die Haltbarmachung durch schonende Erhitzung. Die Abfüllung erfolge in sterilen Flaschen.
 
In seiner Nürnberger Zeit lernte er Hildegard, eine Pfälzerin, kennen, mit der er sich sofort blendend verstand. Sie interessierte sich sehr für die Pflanzen, kam tageweise nach Stuttgart und half tatkräftig mit. Als ihm ein Kredit abgeschlagen wurde, gab sie ihm das Geld zum Ankauf von Maschinen. Er war gerührt und sagte: „Bei der 1000. Flasche heiraten wir!“
Sie wurden dann ein glückliches Paar.
 
Als die Panzer anrollten…
Es gab dann auch Rückschläge. Die Inhaberin einer Berliner Versandfirma und Reformhausbesitzerin, Frau Adorno, erkannte das Heilpotenzial der Frischpflanzensäfte und orderte eines Tages eine ganze Wagenladung an. Kurz nach dem Versand zog eine Kältewelle von minus 15 bis 20 ° C übers Land. Die Folge war, dass sämtliche Flaschen zerbarsten. Ein Drittel der Jahresarbeit war dahin. Zum Glück wollte Frau Adorno die Vorauszahlung nicht zurück haben. Sie war mit einer Verrechnung bei späteren Lieferungen einverstanden.
 
Dann geschah dies: Die Deutsche Wehrmacht zerstörte anlässlich eines Manövers ein schönes Feld mit Johanniskraut. Das Kraut stand kurz vor der Blüte. Die Panzer sausten rücksichtslos über die Kräuter und zerstörten diese. Die Panzerführer waren wohl der Ansicht, dass sie ein brachliegendes Feld vor sich hatten. Sie kannten ja das Johanniskraut nicht. Schoenenberger verlangte 20 000 Mark Schadenersatz. Der Kommandeur entrüstet: „20 000 Mark für ein bisschen Unkraut. Lächerlich!“
 
Der Betrag war nicht zu hoch gegriffen, war doch ein jahrelanger Anbauversuch vorausgegangen und jetzt stand die Ernte bevor. Der Wehrmacht blieb nichts anderes übrig, als den Schaden zu begleichen.
 
Eine sonst kühle und besonnene Ärztin, die mit Schoenenberger befreundet war, kam ins Schwärmen, wenn er das Johanniskraut erwähnte. Sie sagte: „Es macht die Menschen so hell, so heiter, als ob sie die Sonne in sich aufgenommen hätten …“
 
Apotheken zeigten kaum Interesse
Bedauerlich fand der Heilpflanzenpionier, dass früher die Apotheken (mit 2 Ausnahmen) kaum Interesse an einem Verkauf zeigten. Ein Apotheker meinte: „Das sind doch alte Zöpfe, Herr Schoenenberger, längst passé. Einen guten Rat: Machen Sie lieber eine Apotheke auf.“
 
Frau Adorno kam dann auf eine glänzende Idee. Er solle doch an einer Ausstellung des Verbandes der Reformhäuser teilnehmen und seine Pflanzensäfte dort vorstellen. Gesagt getan. Schoenenberger reiste an und hatte einen nicht für möglich gehaltenen Erfolg. Die Besucher belagerten den Stand. Den wissbegierigen Leuten erklärte Schoenenberger den Wirkstoffring, die Wirkung der einzelnen Säfte und die Grundsätze der Pflanzentherapie.
 
„Entscheidend und beglückend jedoch war vor allem, dass ein Band geknüpft war zwischen den Reformhäusern und mir, eine Verbindung, die über das Geschäftliche hinausgehen und zu einer Freundschaft werden sollte, die bis zum heutigen Tag währt. Die Reformhäuser waren die Träger meiner Idee geworden.“
 
Bei den Nationalsozialisten galt Schoenenberger als Ausländer. Er musste wegen seiner Kontakte zur Schweizer Botschaft die Betriebsführung abgeben. Das Werk wurde dann durch Fliegerbomben stark beschädigt. Nach Kriegsende wurden die Betriebe, die Fremdarbeiter zugewiesen bekommen hatten, durch die Alliierten besonders überprüft. Schoenenberger sollte verhaftet werden, er flüchtete jedoch rechtzeitig in die Schweiz. Dort wollte er einen Neuanfang als Apotheker machen. Aber hier erlebte er eine böse Überraschung. Das deutsche Abitur und der erworbene Apothekertitel wurden in der Schweiz nicht anerkannt. Zähneknirschend musste er wieder auf die Schulbank. Mit 46 Jahren war er der älteste Abiturient und Student an der Universität Zürich. Alle Examina bestand er mit Bravour. Nun konnte er die Rosen-Apotheke in Zürich übernehmen.
 
Von Washington bekam er bald darauf die Bewilligung, nach Magstadt zurückkehren zu dürfen. Was sollte er tun? Es war seine schwerste Entscheidung, wie er betonte. Er pendelte zunächst einige Zeit von Zürich und Rheinfelden (dort wohnte er mit seiner Familie) nach Magstadt und wieder zurück.
 
In Magstadt ging es dann von Jahr zu Jahr aufwärts. Der Bedarf nach frischen Presssäften stieg immer mehr, so dass die Produktionsräume ständig erweitert werden mussten.
 
Eine grosse Genugtuung für ihn waren die positiven Rückmeldungen von Patienten und Heilkundigen. Dazu einige Beispiele:
 
Ruhige Frau, verträglicher Chef
Eine 35-jährige Frau, berufstätig, 2 Kinder, kommt völlig aufgelöst in die Praxis. Sie ist mit den Nerven völlig am Ende. Die Patientin ist mit der Doppelbelastung Hausfrau und Beruf überfordert. Die Frau ist für Mann und Kinder unausstehlich. Die Ärztin verordnet Weissdorn- und Johanniskrautsaft. Schon nach kurzer Zeit ist die Frau ruhiger und ausgeglichener.
 
Auch ihr Ehemann hatte Probleme – nicht mit seiner Angetrauten, sondern mit seinem unausstehlichen Chef. Als der Vorgesetzte ihn eines Tages wieder anschrie, platzte ihm der Kragen. Und er schrie zurück: „Nehmen Sie Weissdornsaft, damit Sie endlich wieder ein Mensch sind!“ Eisiges Schweigen folgte diesem Gefühlsausbruch. Der Chef jedoch befolgte den Rat und siehe da: Er wurde verträglicher.
 
Razzia auf Zinnkrautsaft
Eines Tages erhielt Walther Schoenenberger von einem Patienten, der in einer Lungenheilanstalt weilte, ein Dankesschreiben. Darin stand, er nehme Zinnkrautsaft regelmässig ein und führe die Heilung seines Lungenleidens auf diesen Wundersaft zurück. Er bedankte sich überschwänglich. Kurz darauf gingen laufend Bestellungen aus diesem Sanatorium ein. „Mein Zinnkrautsaft ist Bestandteil der Therapie geworden“. Dies glaubte Schoenenberger.
 
Er wollte Näheres erfahren und meldete sich beim Chefarzt an. Als dieser von der Wirkung des Zinnkrautsaftes erfuhr, warf er den Gast eigenhändig hinaus. Wie sich herausstellte, hatte der Chefarzt keine Ahnung, was seine Patienten da einnahmen. Er war tief in seiner Ehre gekränkt. Er beauftragte die Schwestern, sämtliche Zinnkrautflaschen einzusammeln und zu vernichten. Von nun an war es den Patienten strikte verboten, solch natürliches Heilmittel anzuwenden. Wer mit einer Flasche erwischt wurde, der konnte seine Koffer packen und nach Hause fahren. Aber die Patienten waren schlauer. Bestellungen gingen weiter ein, nur die Adressen hatten sich geändert.
 
Ein grosser Erfolg
Einen grossartigen Erfolg konnte Schoenenberger mit seinen Frischpflanzensäften 1961 erfahren. In diesem Jahr wurden die Presssäfte aus frischen Pflanzen als Naturheilmittel ins Arzneimittel-Gesetz aufgenommen und gehören heute zu den erfolgreichsten Produkten im Reformhaus und Gesundheits-Fachgeschäften. Oberste Qualitätsgrundsätze sind Frische, eigener Anbau und absolute Naturreinheit. 1971 wurde ihm auf Grund seiner Verdienste das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
 
Walther Schoenenberger wäre sicherlich hocherfreut, wenn er sein heutiges Werk betrachten könnte. Die Firma Walther Schoenenberger stellt heute ein hochmodernes Arzneimittelwerk dar, das die Säfte nach dem Erfolgsrezept des Pioniers der Pflanzenheilkunde produziert. Grössere Kräutermengen werden maschinell geerntet und kommen ohne Zeitverlust in die Presse. Die Heilpflanzen stammen entweder aus kontrollierter, naturgemässer Wildsammlung oder aus eigenem biologischem Anbau. Jährlich liefert die Firma einige Millionen Flaschen an die Reformhaus-Partner in Deutschland und ins Ausland.
 
Die Schoenenberger-Firmengruppe (Walther Schoenenberger Pflanzensaftwerk, Deutsche Olbas-Gesellschaft sowie die Marken Hensel und Extracta) gehört seit 1981 zur Salus-Firmengruppe – einem Marktführer der Reformhausbranche. 2007 investierte Schoenenberger 10 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen. Bei der Eröffnung des neuen Werks und des 80-jährigen Firmenjubiläums durfte ich anwesend sein. Darüber habe ich in einem Blog am 25.09.2007 berichtet.
 
Auf der „Natura 1979“
Eine persönliche Begegnung mit dem bedeutenden Heilpflanzenkundigen hatte ich an seinem Ausstellungstand auf der „Natura 1979“ in Basel. Ich war damals als Berichterstatter für die „Naturheilpraxis“ unterwegs. Walther Schoenenberger sass etwas verloren in einer Ecke seines Ausstellungsstandes auf einen Stuhl, umgeben von unzähligen Packungen seiner Präparate. Ich ergriff die Gelegenheit, ihn anzusprechen, um Näheres über die Frischpflanzensäfte in Erfahrung zu bringen.
 
Der grossgewachsene, hagere und überaus freundliche Geschäftsführer beantwortete geduldig meine Fragen. Er war ein Naturliebhaber aus Überzeugung und hatte ein immenses Wissen über die Wirkung von Heilpflanzen parat. Ein bemerkenswerter Grundsatz von ihm, der auch heute noch Gültigkeit hat, lautete: „Die Heilkonzentration, welche die Natur geschaffen hat, ist in unverbildeter Form nur in der frischen Pflanze enthalten.“ Entscheidend ist, dass der Gesamtkomplex von Wirk- und Inhaltsstoffen im jeweiligen Saft unverdünnt, in konzentrierter Form und seiner natürlichen Zusammensetzung enthalten ist und vom Körper besonders gut aufgenommen wird.
 
Anmerkung: Der Autor dankt dem Apotheker Dr. Thilo Hassler von der Firma Schoenenberger für das wertvolle Informationsmaterial.
 
Internet
 
Literatur
Schmidt, Michael: „Apothekerportrait – Walther Schoenenberger und sein Lebenswerk“, Internet unter „Aktuelle Meldung“ (09.11.2009).
Schoenenberger, Walther: „Gesund durch natürliche Säfte“, Econ-Ratgeber 1976.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, IPa-Verlag, Vaihingen 2002.
Scholz, Heinz: „Saft und Kraft aus Pflanzen“, „Reform-Rundschau“, 11/2007.
Scholz, Heinz: „Frühlingskur mit Frischpflanzensäften“, Natur und Heilen, 04/2008.
Scholz, Heinz: „Frische Heilkräfte aus der Natur“, „Reform-Rundschau“, 11/2008.
Scholz, Heinz: „Frühjahrskur mit Frischpflanzensäften“, „Reform-Rundschau“, 03/2009.
Scholz, Heinz: „Heilpflanzensäfte: Frische Kraft aus der Natur“, „Kneipp-Journal“, 07/2009.
 
Film
„Walther Schoenenberger – Eine Idee“, Film von Armin Maiwald.
 
Hinweis auf einen weiteres Blog
 
Hinweis auf einen Glanzpunkte-Artikel im Textatelier.com
„Kurioses über Mediziner und Forscher“ (mit der Anekdote „Razzia auf Zinnkrautsaft“)
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