Textatelier
BLOG vom: 16.05.2010

Hand- und Gläsertücher spielen diesmal die Hauptrollen

Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich-Altstetten
 
Als ich heute die wöchentliche Wäsche vorbereitete, sprach mich der Text auf einem Handtuch wieder einmal an. Es ist schon 48 Jahre alt und dient uns immer noch. Es wäre übertrieben, wenn ich behauptete, dass wir beim Gebrauch jedes Mal an Ruth und Werner denken, die es uns zur Verlobung schenkten. Von Zeit zu Zeit aber erinnert es uns an gemeinsame Erlebnisse in der Jugend.
 
Das halbleinene Tuch mit seitlich roten Streifen trägt einen für uns aufgedruckten Text, ein Glückwunsch zur Verlobung. Zusätzlich eine Art Garantie für „saubere Hände, ein Leben lang“, sofern wir uns darum bemühten.
 
Stoff und aufgedruckte Worte blieben intakt. Das Handtuch ist nicht fadenscheinig geworden. Worte und Wünsche und das tragende Gewebe waren von guter Qualität.
 
Ein weiteres Tuch, das ich seit einem Jahr jedem 90-Grad-Wäschesud beigebe, ist das Gläsertuch aus dem bekannten „Hotel Central Zürich“. Ein Fund aus dem Holzlager der Schreinerei an der Müllerstrasse. Beim Räumen für den Hausabbruch kam es hinter einer Abtrennwand zum Vorschein. Verschmutzt, verklebt, mehr grau-braun als weiss. Keine Ahnung, wie es in diesen etwa 100-jährigen Raum gekommen ist. Primo liebt solche Reliquien, warf sie nicht zum Abfall. Ich solle das Tuch waschen, könne es vielleicht noch gebrauchen.
 
Den weissen, textilen Grundton haben die vielen Waschgänge wieder hervorholen können, nicht aber die Beschädigungen durch Leim, Beize und Farbe. Auch die Rostflecken bleiben hartnäckig im Tuch. Es wurde wahrscheinlich nicht lange als Gläsertuch verwendet, denn der Stoff war beim Auffinden noch zähe und die Appretur nicht voll ausgewaschen. Heute ist er weicher. Das Blau der eingewobenen Bordüre mit dem Schriftzug des Hotels und der Bestimmung „Gläser“, ebenso die quadratischen Grundmusterlinien, wirken jetzt frisch. Aber als Küchentuch setze ich es nicht mehr ein. Obwohl ich weiss, dass es mit vielen Wassern gewaschen ist, bleibt es doch fleckig und unappetitlich. Der Anblick, wie er sich heute zeigt, wird kaum noch zu verändern sein. Es gibt eine Grenze. Der Stoff lässt sich nicht alles gefallen. Wenn ich zu lange scheuere, verschwinden nicht nur die Flecken, sondern auch die dazugehörigen Gewebepartien.
 
Also akzeptiere ich den Stand der Renovation. Das Tuch und ich, wir haben jetzt eine gemeinsame Geschichte. Ich werde es irgendwo wieder einsetzen. Ich habe auch schon daran gedacht, es in einem Rahmen als Bild aufzuhängen.
 
Dort könnte es von den Verschmutzungen reden, die unser modernes Leben produziert und aufzeigen, wie Verletzungen und Vernachlässigungen Spuren hinterlassen, die weder ausgelöscht noch vertuscht werden können.
 
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