Textatelier
BLOG vom: 27.09.2010

Paris (1): Grandir l’âme à Paris – Begegnung mit Monet

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
„Die Seele in Paris weiten”, dank Claude Monet (1840‒1926). Am 1. Ausstellungstag dieser einmaligen Ausstellung seiner Werke standen wir in der langen Warteschlange vor dem wuchtigen „Grand Palais“. Ich hatte hinreichend Zeit, den Rundbrunnen, von den spielerischen Najaden umrahmt, zu bewundern. Diese Nymphen in Marmor stammen von meinen bevorzugten Jugendstil-Bildhauer Raoul Larche. Von ihm haben wir eine feuervergoldete Kleinskulptur aus Bronze auf dem Kaminsims: Eine Nymphe hält neckisch eine Schale hoch, die als „vide-poche“ dazu bestimmt ist, den Krimskrams aus der Hosentasche aufzubewahren. Ich verschone sie vor solchem Krimskrams.
 
Diesmal war der Himmel makellos blau. Die Sonne schenkte uns einen der letzten heissen Sommertage. Ein Klarinettenspieler stand bei der Eingangspforte und spielte zuerst Mozarts Klarinettenkonzert, vom Orchester elektronisch untermalt. Während unserer 2-stündigen Wartezeit spielte er ein Stück ums andere aus seinem Repertoire und musste den Halm seines Instruments mehrmals reinigen, als sich schrille Töne in seine Darbietung einschlichen.
 
Kleine Grüppchen von jeweils 10 bis 12 Personen wurden wirklich tropfenweise durch die enge Pforte ins Museum vorgelassen. Manchmal verstrichen gut 20 Minuten, bis die nächste Gruppe Einlass fand. So lange habe ich seit langem nicht mehr Schlange gestanden. Ich wollte kneifen, aber Lily wollte davon nichts wissen und hielt meine Ungeduld im Zaum. Ich bin ihr dankbar dafür, denn allein schon diese Ausstellung hat unseren kurzen Ferienaufenthalt mehr als reichlich belohnt.
 
Die Ausstellungsräume waren von Monets Meisterwerken dicht besiedelt. Die ratenweise Zufuhr von Besuchern erlaubte uns, seine Bilder voll und ganz zu geniessen, kaum nennenswert von Hinterköpfen verdeckt. Monet wird als „Vater des Impressionismus“ anerkannt. Das sagt für mich wenig aus. In seinem Garten in Givenchy, den er hegte und pflegte, entstand sein wohl bekanntestes Meisterwerk: Unterm schwungvoll japanischen Fusssteig entfalten sich Wasserlilien im Teich. Ich müsste um Worte ringen und fände sie nicht, um diese Augenpracht zu schildern. Die Feder versagt, der Pinsel gewinnt!
 
Schatten und Licht spielen auf seinen Meeresbildern zu allen Tageszeiten. Gebannt stehe ich vor diesen Bildern, meine Augen weiten sich und mein Herz ebenso, wie ich das Wellenspiel durch seine Augen sehe! Lange beschaue ich seinen Sonnenaufgang bei Le Havre. Ja, die Sonne steigt auf  und senkt sich in anderen seiner Landschaftsbilder, bald vom Nebel oder Nachtschatten eingehüllt. Sein Sonnenuntergang zeigt die rote Sonnenscheibe über dem Meer, die sich rötlich im Firmament auflöst und sich schimmernd über dem Meeresgekräusel halb entfächert, wie 2 Boote bereits schon schwarz von der Nacht konturiert auf dem Meer schaukeln. Seine Naturbilder übertreffen jene der Natur, meine ich verwegen. Monet hat ihnen seine Impressionen eingehaucht und angedichtet.
 
Ein anderes Meisterwerk, das grossformatige „Déjeuner sur l’herbe“, nur als Fragment erhalten, enthüllt sich durch eine Riesenfenster. Wie in einer Kinovorstellung betrachten, als Schattenwurf im Hintergrund festgehalten, einige Leute das Vorspiel zum „déjeuner“ draussen auf der Wiese: Auf der ausgebreiteten hellblauen Decke, die in die helle Robe einer sitzenden Dame überfliesst, wartet das Mittagessen auf. Einer der Herren hat sich ebenfalls gesetzt und scheint weniger auf Konversation erpicht als auf die Weinflasche, die er unter Aufsicht hält. Monets Frau, Camille, trägt einen roten Stoffgürtel und Achselbänder und plaudert wohl mit ihrer Freundin, während ein behuteter Herr ihnen seine Referenz erweist. Was die Wellen auf dem Gewässer, ist hier das Baumlaub, sonnenbesprenkelt neben 2 lichten Birkenstämmen, und es sorgt für den Rahmen ums abgerundete und gemütsvolle Stimmungsbild. Auch hier wechseln Schatten und Licht miteinander ab.
 
Rund um Monets Kunst wird viel debattiert, und es strotzt von gelehrten Abhandlungen. Ich selbst kann Monets Werke nur mit den „Augen der Seele“ erfassen, und das genügt mir.
 
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