Textatelier
BLOG vom: 17.11.2010

Von Ehrfurcht gegenüber dem Tier und vom Schlachtbetrieb

Autorin: Lislott Pfaff, Schriftstellerin, Liestal BL/CH
 
Er habe eine grosse Ehrfurcht vor dem Tier, sagte der Präsident des Baselbieter Metzgermeister-Verbands, Martin Zimmermann, im Rahmen eines Interviews, das die Basellandschaftliche Zeitung am 05.11.2010 publizierte. Er liebt Fleisch, trägt auf der Foto ein gelbes T-Shirt und hat ein liebliches Lächeln im Gesicht. Seine Tierliebe sei die „Ehrfurcht vor der Schöpfung“, hielt er fest.
 
Ja, die gute alte Schöpfung muss immer wieder herhalten für alle Arten von Heucheleien. Hier für die Ehrfurcht, die ein Mensch vor dem Tier zu haben behauptet, das er tötet oder töten lässt und als Leichnam verkauft. Wie kann ein Mensch eine gute Beziehung zu Tieren haben, von deren Tötung er lebt? Das ist doch absolut schizophren.
 
Die Tiere geben uns Nahrung, und deshalb gebührt ihnen Respekt“, lautet ein weiteres Credo des Metzgerverbands-Präsidenten. Was nützt dem verzweifelt brüllenden Kalb, dem hilflos blökenden Schaf, dem vor Angst laut grunzenden Schwein, die in den Schlachthof getrieben werden, der Respekt ihrer Killer? Mit oder ohne Ehrfurcht werden sie gnadenlos hingerichtet. Gerade in den grossen Schlachtbetrieben der Schweiz geht dieses blutige Geschäft fabrikmässig vor sich, ohne Rücksicht auf den seelischen Zustand der Geschöpfe, die hier am Fliessband brutal hingerichtet werden.
 
Der tschechische Bestseller-Autor Milan Kundera schrieb in seinem Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (Carl Hanser Verlag, 1964): „Es gibt keine Gewissheit, dass Gott dem Menschen die Herrschaft über die anderen Lebewesen tatsächlich anvertraut hat. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Mensch sich Gott ausgedacht hat, um die Herrschaft, die er an sich gerissen hat über Kuh und Schwein und Pferd, zu sanktionieren.“
 
Soviel zur „Ehrfurcht vor der Schöpfung“, die der Präsident des Metzgermeister-Verbands so blauäugig postuliert …
 
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