Textatelier
BLOG vom: 11.03.2011

Reaktionen auf Blogs (106): Der Wind dreht – armer Westen!

Präsentator der Leserpost: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Die insbesondere auf Energiewerte ausgerichtete Wertegemeinschaft der Willigen sucht gerade nach Gründen, um in Libyen mit dem Bombardieren beginnen zu können – um die Bewohner des Wüsten- und Erdölstaats von der Schreckensherrschaft von Muammar Abu Minyar al-Gaddafi zu befreien. Gaddafi hatte bisher vor allem aus EU-Ländern riesige Waffenmengen und militärtechnische Artikel kaufen können. Zu den grossen Aufrüstern gehört auch Russland, das sogar vorsah, Kalaschnikow-Maschinenpistolen als Lizenzprodukte in Libyen zu produzieren.
 
Und nun schreien die hochwertigen Länder und die in ihnen tätigen Medien nach einem Schutz des libyschen Luftraums, was im Klartext ein militärisches Eingreifen bedeutet, dem besonders Mutige einfach „Krieg“ sagen. Erdölländer sind auf Angriffe der Wertegemeinschaft besonders anfällig, wie die Erfahrung lehrt.
 
Im Blogatelier haben wir schon mehrfach auf die dubiose westliche Politik hingewiesen, z. B. im Blog vom 06.04.2006 („CIA-Kriminalität wuchert unter dem Deckmantel der Willigen“). Die fast 5 Jahre, die seither vergangen sind, haben an der Gültigkeit dieser grundsätzlichen Arbeit offenbar nichts geändert: Hanspeter Moesch (E-Mail: hmoesch@gmail.com) schrieb am 21.02.2011 dazu:
 
Zufällig auf diesen Blog gestossen und einige der Themen-Artikel gelesen: Hervorragend analysiert, offen unverblümt dargelegt, und dies auch noch mit einem Schuss bitterem Humor. Ja, das Gericht erkennt man oft am Nachgeschmack. Auf der Weltbühne wird nur dargestellt, was vorher hinter den Kulissen fleissig eingeübt. Danke!
 
Und zum Blog „Warum nicht einmal die Terrorismus-Ursachen ergründen?“ vom 24.07.2005 bemerkte Herr Moesch:
 
„Hervorragend formuliert, leider für den Westen so unverständlich! Und in der Formulierung von Peter Scholl-Latour: ,Wenn sich der Wind mal dreht, mein Gott, der arme Westen!’. Und der Wind wird sich drehen ‒ hoffentlich!“
 
Das waren geradezu prophetische Worte: Grosse Teile der arabischen Welt wehren sich gegen die Regime, die bisher von der Wertegemeinschaft aufgepäppelt und an der Macht erhalten wurden. Und die Weltmacht USA ist auf dem absteigenden Ast. Die neue Supermacht China will ihren kompletten Aussenhandel künftig in Yuan und nicht mehr in Dollar abwickeln – die bisherige Leitwährung Dollar, über dessen Zerfall die USA ihren Lebenstraum auf Pump und ihre Kriege finanziert haben, wurde für globale Ansprüche längst unbrauchbar.
 
Was ist ein Volk?
Einen bemerkenswerten Zwischenruf liess Andreas Göhring (E-Mail: ingbuerogoehring@gmx.de) zum Blog „Obama-Stilbruch 30: Vor der Judenmacht kapitulieren alle“ vom 10.12.2010 erschallen:
 
Der Blog ist soweit o.k. Nur dass es kein amerikanisches Volk gibt. Denn ein Volk ist durch das Blut verbunden!
 
Ich musste Herrn Göhring im Prinzip recht geben: Laut Duden ist ein Volk eine durch eine gemeinsame (Sprache) Kultur und Geschichte verbundene Gemeinschaft von Menschen ... und eine solche Gemeinschaft sind die Amerikaner sicher nicht. Und somit gibt es eigentlich auch kein Schweizervolk, sondern nur Staatsvölker. Aber der Begriff „Volk“ wird völkerrechtlich auch im Sinne von Nation verwendet. Die meisten Wörter haben ja eine mehrfache Bedeutung; was bei der speziellen Anwendungsform gemeint ist, ergibt sich in der Regel erst aus dem Zusammenhang.
 
Fades, salzarmes Brot
Wie sich die Behörden ach so sehr um unser leibliches und seelisches Wohl kümmern, habe ich im Blog vom 28.02.2011 („Wie uns die Behörden grundlos salzarmes Brot aufzwingen“) dargelegt. Die Medien machen bei dieser vorwiegend hintenherum ablaufenden Kampagne fröhlich und unreflektiert mit. Selbst unser sonst erfrischend kritischer Schweizer TV-„Kassensturz“ fiel darauf herein und banalisierte das Problem telegen auf die Gleichung: mehr Salz ist schlecht, weniger Salz ist gut. Er kriminalisierte Industriekostprodukte, deren Salzgehalt in den letzten Jahren nicht reduziert und gar erhöht wurden und lobte das Salzreduzierte pauschal. Natürlich sollte sich die Salzzufuhr durch das Essen in gewissen vernünftigen Grenzen halten, und Salzsensitive spüren ja selber, was ihnen gut tut. Aber beispielsweise dem Brot durch einen schrittweisen Salzentzug die Schmackhaftigkeit zu rauben, ist ein Unding.
 
Dr. Johann Georg Schnitzer (E-Mail: Dr.Schnitzer@t-online.de) kommentierte dazu treffend:
 
Danke für Ihren so exzellent wie souverän geschriebenen Blog. Meine Anmerkungen dazu:
 
Nach der Abschaffung von Vater und Mutter und deren fadem Ersatz durch ,das Elter’ jetzt auch noch die Entfernung des vom rechten Salzgehalt mitbestimmten Wohlgeschmacks aus dem Brot! Offensichtlich breitet sich die durch denaturierte Zivilisationskost verursachte Hirninsuffizienz in den Organen der herrschenden Verwaltungsdemokratur (einer geschlossenen Anstalt ohne Kontakt zum gewöhnlichen Volk) besonders rasant aus, und man hat sich jetzt die Eliminierung jeglicher noch verbliebenen Lebensfreude aus dem Dasein der Untertanen zu einer Hauptaufgabe von höchster Priorität gemacht.
 
Da rette sich, wer kann ‒ wozu im vorliegenden Fall eine konkrete Anleitung existiert: „Backen mit Vollkorn“:
 
Schon Laotse sagte: ,Nur Gott weiss, wann der nächste Krieg anfängt und was im Brot drinnen ist’. Wer sein Korn selber mahlt und sein Brot selber bäckt, weiss wenigstens Letzteres.
 
Verantwortungsloser Umgang mit Lebensmitteln
Spontan reagierte Ursula Rausser (E-Mail: wegwarte@solnet.ch) auf das Blog vom 03.03.2011: „Slapstick mit Lebensmitteln: dumm und verschwenderisch", und sie zeigte aufgrund ihrer Welterfahrung neue Dimensionen auf:
 
Lieber Walter
Mit dem Inhalt des heutigen Blogs einverstanden zu sein, fällt nicht schwer. Alles ist richtig und klar. Es gibt aber verschiedene Länder, wo es als sehr unhöflich gilt, einen Teller leer zu essen, wie z. B. in Bulgarien (die USA, wo ich meine, dass es auch so ist, wage ich an dieser Stelle nur in Klammern zu erwähnen). Weisst Du etwas über den Hintergrund dieser unsinnigen Bräuche?
 
Eine andere Situation: Es ist mir als gelegentliche Gastgeberin peinlich, wenn eine Schüssel ganz leer gegessen wird; ich habe einerseits zwar das Gefühl, dass das Essen wohl geschmeckt hat, anderseits frage ich mich auch, ob es zu wenig war, was natürlich kein Gast eingestehen würde. Falls ja, könnte es sich doch höchstens um Gelüste handeln, echten Hunger kennen wir in unseren Breitengraden schon lange nicht mehr. Glücklicherweise ist das Zuviel-Essen dann kein Problem, weil Sepp aus allen Resten etwas Leckeres machen kann (Suppen, Terrinen, Eintöpfe, Aufläufe, Salate etc. etc.). Anderseits habe ich manchmal auch Mühe, in einem Restaurant etwas einfach aufzuessen, nur damit der Teller leer ist, es aber dann an meiner „Linie“ ansetzt.
 
Trotzdem ist unsere Wegwerfgesellschaft wirklich erschreckend, und ich bin leider auch ein kleines Rädchen da drin.
 
PS zum Salz im Brot: In der Toscana ist es oft recht schwierig, gesalzenes Brot kaufen zu können.
 
Ursula Rausser
 
Dieser Brief, der sich um die Sitten und Gebräuche rund ums „Ausessen“, wie wir sagen, dreht, ist ein kleines Kulturdokument. Tatsächlich habe ich diese Aspekte nicht erwähnt. In China wird mit einem leeren Teller signalisiert, dass der Gastgeber zu wenig auf den runden Tisch gebracht hat. Meines Erachtens ist solch ein Signal seinerseits eine Unhöflichkeit, aber die chinesischen Sitten sind eben anders. In Bulgarien wird dem Gast ein neuer voller Teller gebracht, wenn einer leer ist; man ist also gezwungen, etwas stehen zu lassen, damit die Esserei überhaupt einmal aufhört.
 
In den Kriegsjahren gab es auch in unserer Familie eine Art Zwang zum Aufessen; denn die Lebensmittel waren knapp und teuer, und da meine ersten 8 Lebensjahre in diese Zeit fielen, bin ich wahrscheinlich davon geprägt. Sicher ist ein Essenszwang Kindern gegenüber falsch. Oft wollen Eltern damit verhindern, dass zwischenhinein genascht wird und dann, wenn das Essen zubereitet ist, kein Hunger mehr vorhanden ist. Jeder sollte einfach so viel in den Teller schöpfen, wie er essen mag. Man kann ja auch in einem Restaurant sagen, man möchte nur eine kleine Portion. Was aber, wenn das Gericht wider Erwartens nicht schmeckt?
 
Interessant ist unser gewandeltes Verhältnis zum Essen in einer Zeit des Überflusses (wenigstens bei uns): Die Nahrung wird heute eher als Bedrohung der Gesundheit und als Dickmacherin empfunden, vor der man sich tunlichst hüten sollte, wie Ursula Rausser ebenfalls feststellte.
 
Wahrscheinlich muss die moderne Gesellschaft das richtige Mass noch finden; sicher anstössig sind aber Lebensmittel-Verschwendungen aus Jux oder Angeberei, mit denen sich mein Blog befasst hat.
 
Beobachten und beschreiben
Erfreuliche Post erhielt unsere Bloggerin Rita Lorenzetti von ihrem Kollegen Heinz Scholz als Reaktion auf ihre lebensnahe Schilderung im Blog vom 16.02.2011: „Fahrt auf neuer Strassenstrecke in Richtung Vergangenheit.“
 
Liebe Frau Lorenzetti,
in diesem Blog haben Sie Ihre Eindrücke exzellent festgehalten. Sie haben gute Augen für das Beobachten und Beschreiben. Sie sind für das Neue, wenn es besser ist, sehr aufgeschlossen.
 
Ich beobachte die Veränderungen in unserer Stadt (Schopfheim D) und anderswo auch. Vieles ist moderner und gut gelungen, aber leider gab es auch Eingriffe in Naturlandschaften. Die Verstädterung schreitet enorm voran. Es verschwinden laufend Wiesen, Naherholungsgebiete, landwirtschaftliche Betriebe, Hausgärten usw. Besonders schlimm finde ich die zunehmende Verpflasterung zur Vergrösserung des Strassennetzes, für Parkplätze und auch bei Hausbauten (rund ums Haus kommen immer mehr Steinplatten zur Anwendung), so dass das Wasser kaum abfliessen kann.
 
Viele Ältere betrachten die Veränderungen mit Wehmut, besonders dann, wenn sie nach einer längeren Abwesenheit zu einem Besuch in ihren ehemaligen Wohnort zurückkehren und damit konfrontiert werden.
 
Herzliche Grüsse
Heinz Scholz
 
Jura-Beschreibungen
Anerkennende Worte fand auch Yvonne Steinmann, CH-5600 Lenzburg zu meinen Jura-Beschreibungen:
 
Übrigens finde ich Ihre Beschreibungen Ihrer hochalpinen Jura-Abenteuer köstlich und inspirierend! Ich werde sicherlich nächstens auch mal einen Besteigungsversuch des Achebergs bei Küttigen AG unternehmen, schon aus purem Eigennutz. Ich bin nämlich seit einigen Jahren in meiner eher grosszügig bemessenen Freizeit damit beschäftigt, die kleinen und grossartigen An- und Aussichten, die unser Kanton Aargau zu bieten hat, fotografisch festzuhalten, und lerne dabei ein ganz eigenes, wunderbares Heimatgefühl kennen. Und je mehr ich kennenlerne, desto neugieriger werde ich ... Gefunden habe ich Ihren Blog, weil ich auf der Suche nach einer Wegbeschreibung zur Ruine Königstein bei Küttigen war.
 
Herzliche Grüsse
Yvonne Steinmann
 
Frau Steinmann hat übrigens eine sehr gepflegte Webseite: www.yvonnesteinmann.ch
 
Grenchen SO
Und meinen Bericht über das solothurnische Grenchen (09.03.2011: Grenchen SO 1: Wie ich zu Big Mac als Wanderbegleiter kam) ergänzte Ursula Rausser vom Wegwarte-Verlag in Bolligen BE mit diesem Hinweis:
 
„Übrigens ist auch der Friedhof von Grenchen in einem sehr schönen Park mit alten Bäumen gelegen.“
*
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Hinweis auf die bisher erschienenen „Reaktionen auf Blogs“
15.02.2011: Reaktionen auf Blogs (105): Schweizer, kein Volk von Mördern
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
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