Textatelier
BLOG vom: 19.12.2011

Was die Haut verrät: Seelenspiegel, Krankheiten, Missbrauch

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Anlässlich der Herbstmesse am 22.10.2011 erhielt ich von der Simon Keller AG den Auftrag, in der Filiale in Dübendorf bei Zürich 2 Vorträge zu halten. Der 1.Vortrag war der Haut gewidmet („Was die Haut verrät – Spiegel der Seele, Krankheiten, Missbrauch“). Der 2. Vortrag hatte den Titel „Haut-, Haar- und Nagelprobleme – Nährstoffe für Gesundheit und Schönheit.“ Über diese Vorträge werde ich in gekürzter Form in Blogs berichten.
 
Anwesend bei dieser Fachtagung waren übrigens Kosmetikerinnen, Fusspflegerinnen und Wellnesstherapeuten. Es wurden Live-Demos und Fachvorträge geboten (Pantha Jama Kräuterstempel-Massage, Live-Demos zum Thema Sprache der Zehen, Body Sugaring, asiatische Energiezonen-Massage am Fuss). In einer Fachausstellung konnten sich die Besucher bestens über Geräte und Produkte informieren.
 
Beginnen wir mit dem Aufbau und der Leistung des Superorgans Haut. Es ist schier unglaublich, was die Haut bis ins hohe Alter für uns leistet. Aber lesen Sie bitte selbst:
 
Schutz vor schädlichen Einwirkungen
Die Haut ist mit einer Gesamtoberfläche von 1,5 bis 2 Quadratmetern und einem durchschnittlichen Gewicht von 10 bis 12 Kilogramm das grösste und vielseitigste Organ des Menschen. Die Haut schützt uns vor:
 
O Mechanische Einwirkungen ( u. a. durch Verdickung der Hornschicht: Schwielenbildung; bei besonders beanspruchten Stellen, wie z. B. an unseren Fusssohlen, ist die Haut bis zu 20 Mal dicker als an weniger belasteten Zonen).
O Alkalische Einflüsse (Pufferkapazität des Hydrolipidfilms bzw. Säureschutzmantels).
O Eindringen von Hautkeimen und schädlichen Stoffen (Säureschutzmantel, Permeabilitätsbarriere der Hornschicht).
O Austrocknung (Hydrolipidfilm, Natural Moisturizing Factor NMF).
O UV-Strahlung (Melaninbildung erhöht, Lichtschwiele)
O Wärme (Schweiss, Weitstellung der Hautgefässe)
O Kälte (Engstellung der Hautgefässe).
 
Das höchst komplizierte Organ bekämpft eingedrungene Mikroorganismen (die Haut stellt ein wichtiges Abwehrorgan dar), resorbiert Wirkstoffe, regelt die Körpertemperatur und dient als Sinnesorgan für Druck, Temperatur, Tastreize und Schmerz.
 
In einem Quadratzentimeter Haut liegen durchschnittlich 1 Meter Adern, 4 Meter Nerven, 100 Schweissdrüsen, 40 Talgdrüsen, 100 Druckrezeptoren, 200 Schmerzrezeptoren, 12 Kälterezeptoren und 2 Wärmerezeptoren.
 
Beispiel: Unglaublicher Tastsinn eines Taubblinden
Betrachten wir einmal den Tastsinn näher. Dieser ist hoch ausgebildet. Mit verschlossenen Augen können wir Gegenstände ertasten, wir fühlen, ob diese rau, glatt, rund, eckig, weich oder hart sind. Der Tastsinn ist besonders hoch entwickelt bei Blinden. Die Blindenschrift kann von Blinden durch Abtasten mit den Fingerkuppen gelesen werden.
 
Wie unglaublich der Tastsinn bei dem Taubblinden Peter Hepp funktionierte, konnte man in einer Stern-TV-Sendung erfahren. Peter Hepp verständigt sich über das „Lormen“. Es handelt sich um eine Sprache, bei der Buchstaben in die Innenfläche einer Hand und den Fingern getippt werden. Die Buchstaben sind bestimmten Punkten auf der Hand und auf den Fingern zugeordnet. Als Günter Jauch die Fragen stellte, tippte eine Begleitperson mit ihren Fingern die Buchstaben in die Hand. Dann antwortete der Taubblinde mit der Gebärdensprache, die seine Frau übersetzte.
 
Hautreize stimulieren Organe
Durch Hautreize können innere Organe stimuliert werden. Der britische Neurologe Sir Henry Head (1861‒1940) entdeckte als erster Nervenverbindungen zwischen genau abgegrenzten Hautbezirken und den inneren Organen. Über einen bestimmten Hautbezirk ist es also möglich, Organe erfolgreich zu beeinflussen. Die Massnahmen, die Haut- und Gewebereize verursachen und bei uns eine Umstimmung oder eine Schmerzbeseitigung auslösen, sind spezielle Massagen, die Wasseranwendungen nach Kneipp, Akupunktur, das Schröpfen, die Moxa-Therapie, die Baunscheidtsche Methode oder die Chiropraxis.
 
Durch den Hautreiz werden körpereigene Stoffe freigesetzt, die gefässerweiternd, entzündungshemmend und schmerzstillend wirken.
 
Fussreflexzonen-Therapie: An den Fusssohlen befinden sich Reflexzonen. Das sind bestimmte Hautabschnitte oder Punkte des Körpers, an denen durch äussere Reize wie Druck mit dem Finger, Reflexe (Rückwirkungen) in entfernt liegenden Organen im Inneren des Körpers ausgelöst werden können. Übermittelt werden solche Reize durch Empfindungsnerven (Headsche Zonen) oder durch Energiebahnen wie bei den Fussreflexzonen.
 
Was die Haut verrät
Die Haut reagiert auf:
O Stoffwechselstörungen
O Mangelerscheinungen,
O Erkrankungen innerer Organe,
O Giftstoffe bzw. Missbrauch,
O Seelische Probleme.
 
Oft zeigen sich Veränderungen zuerst an der Haut, bevor die Krankheit ernster wird. Aus diesem Grunde kann die Haut für den Therapeuten eine wertvolle Diagnosehilfe bei bestimmten Krankheiten sein.
 
„Wir haben im Gesicht einen Spiegel, der die Reinheit des Blutes und die Güte der Funktion des Verdauungsapparates wiedergibt“, schrieb Dr. F. X. Mayr. Die Mayr-Diagnostik beruht auf der Beurteilung der Hautfarbe und Spannkraft der Haut. Ursachen dieser Verfärbungen und das Nachlassen der Spannkraft sind, so die Beobachtungen der Mayr-Therapeuten, hauptsächlich chronische Darmvergiftungen und Verstopfung. Dabei gelangen bestimmte Stoffwechselprodukte in die Haut und lagern sich dort ab.
 
Was sagt der Zustand der Haut sonst noch aus?
Blasse Haut: Blutarmut, niedriger Blutdruck.
Bräunliche Verfärbung: Schmerzmittelmissbrauch.
Rote Gesichtshaut: Bluthochdruck, Alkoholabhängigkeit.
Bläuliche Gesichtshaut, Trommelschlegelfinger (Auftreibung der Fingerendglieder): Anzeichen eines verminderten Sauerstoffgehaltes des Blutes. Diese Symptome sind bei angeborenen Herzfehlern oder chronischen Lungenkrankheiten feststellbar.
 
Juckreiz: Laut Prof. W. Raab zeigt sich bei jedem 5. Diabetiker das Leiden zuerst an der Haut. Infolge des erhöhten Blutzuckerspiegels zeigen sich Kapillarschädigungen. Diese Schäden äussern sich in Juckreiz mit Entzündungen an den Schleimhäuten und immer wiederkehrende Ekzeme, besonders zwischen Fingern, den Zehen, Schenkelbeugen, Afterfalten, unter den Brüsten der Frau, unter dem Nagelwall des Fingernagels und Hautinfektionen.
 
Zu Beginn eines Diabetes häufen sich Infektionen der Haut mit Hefen. Bakterielle Infektionen, die zu Furunkeln und Hautabszessen führen, kommen erst später dazu.
 
Auch Gichtkranke bekommen Juckreiz und Ekzeme. Bei Vorliegen dieser Symptome sollte man den Harnsäurespiegel im Blut bestimmen. Eine rechtzeitige Behandlung verhindert Schlimmeres (Ablagerung von Harnsäure in den Gelenken, mit schmerzhafter, akuter Entzündung).
 
Gelblich-bräunliche Knötchen: Störungen des Fettstoffwechsels. Ein krankhaft erhöhter Blutfettspiegel führt zur Ablagerung von Fettstoffen in der Haut. Oft sieht man gelblich-bräunliche Knötchen (Xanthome), besonders an der Haut des Ellenbogens.
 
Hellgelbe Platten: Cholesterinablagerungen an den Augenlidern sind häufig bei älteren Frauen zu sehen. In 30 % der Fälle werden diese durch eine Herzgefässveränderung und durch erhöhte Serum-Cholesterinwerte ausgelöst. Diese können auch ohne diese Erkrankungen auftreten und sind dann harmlos.
 
Beispiel: Bei einem Säugling zeigte sich eine auffallend helle, pigmentarme Haut und eine helle Regenbogenhaut. Zum Glück stellte der Arzt rechtzeitig die Ursache fest. Der Säugling litt unter einer Eiweissstoffwechselstörung (Phenylketonurie; der Säugling kann die Aminosäure Phenylalanin nicht abbauen). Das Erkennen dieser Krankheit ist von grosser Bedeutung, da bei rechtzeitiger Behandlung spätere Hirnschädigungen vermieden werden können. Die Erbkrankheit (1 von 8000 Säuglingen sind betroffen) kann heute leicht durch eine Reihenuntersuchung bei Neugeborenen festgestellt werden.
 
Gelbe Gefahr
Die Gelbfärbung der Haut, insbesondere der Schleimhäute und der Augenbindehaut, ist ein Alarmzeichen. Sie weist auf eine Gelbsucht hin. Die Gelbfärbung kommt zustande, wenn Gallenfarbstoffe aus den kleinsten Gallengängen der Leber ins Blut und in das Körpergewebe gelangen. Eine Gelbfärbung und ein starker Juckreiz entwickeln sich auch bei einer Gallenabflussbehinderung.
 
Eine Nierenerkrankung zeigt sich an einer Schwellung im Bereich der Augenlider, durch eine erhöhte Allergiebereitschaft (Asthma, Heuschnupfen, Nesselsucht) und Juckreiz.
 
Menschen mit tiefen Nasenlippenfurchen, einem griesgrämigen, leidenden Gesicht sind oft magenkrank. Bei einer Magenübersäuerung zeigen sich oft Bläschen auf der Haut und bei herabgesetzten Magensäurewerten und Magenschleimhautentzündung sind Hautunreinheiten, Teleangiektasien zu beobachten. Magen-Darm-Störungen führen oft zu einer trockenen Haut, zu einer übermässigen Verhornung und zu Hyperpigmentierungen.
 
Mineralstoff- und Vitaminmangel
Auch ein Mineralstoff-, Spurenelement- und Vitaminmangel zeigt sich an der Haut. Dazu ein Beispiel: Eine 35-jährige Frau, die sich einseitig ernährt, fühlt sich schlapp und müde, leidet unter Unlust und einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Sie hat eine blasse Haut, brüchige Haare, Rillen in den Fingernägeln, Gefühlsstörungen in Händen und Füssen und Mundwinkeleinrisse. Auf Anraten eines Freundes geht sie zum Arzt, und dieser stellt bei ihr einen erheblichen Eisenmangel fest. Ein solcher Mangel wird in der Regel durch eine einseitige Ernährung oder durch eine innere Erkrankung (Blutungen infolge von Geschwüren, Darmwandausstülpungen) oder durch eine Eisenresorptionsstörung ausgelöst.
 
Die Frau erhielt sofort ein Eisenpräparat und den Rat sich optimal zu ernähren. Das half, ihre Störungen verschwanden schon nach kurzer Zeit.
 
Zinkmangel verursacht u. a. eine Störung der Wundheilung und eine Nagelwachstumsstörung, Haarausfall. Schwangere mit einem Zinkdefizit bekommen vermehrt Hauterkrankungen (Ausschläge mit starkem Juckreiz). Zinkmangel kann Streckfalten an Hüfte, Brust und Schulter hervorrufen. Ein unangenehmer Körpergeruch kann Folge eines Mangels an Zink sein.
 
Ein Mangel an Magnesium kann zu einer beschleunigten Hautalterung und zu Durchblutungsstörungen führen. Die Durchblutungsstörungen können den Hautstoffwechsel ungünstig beeinflussen.
 
Ein Kalziummangel führt zu schuppender Reizhaut, pustulösen Ekzemen, Nagelmissbildungen, Brüchigkeit der Nägel und Haarausfall.
 
Ein Mangel an Kupfer stört den Aufbau des Bindegewebes (Kollagen, Keratin), vermindert die Gefässelastizität, beeinträchtigt die Pigmentbildung, fördert den Talgfluss und die Hautschuppung, verursacht „Korkenzieher“- bzw. „Stahlwoll-Haare“.
 
Beim Kupfer gibt es eine Speicherkrankheit, die man Wilson’sche Krankheit nennt. Sie ist gekennzeichnet durch eine erhebliche Kupferablagerung im Gewebe, z. B. Gehirn, Leber, Niere und Hornhaut des Auges (als Kayser-Fleischer-Kornealringe zu sehen).
 
Eine Vitamin-A-Überdosierung führt zu einer abnormen Trockenheit der Haut und der Schleimhaut, ferner zeigen sich Hautblutungen und ein Haarausfall. Harmlos ist dagegen die Karotingelbsucht (Karotin = Provitamin A), die bei Kleinkindern durch die erhöhte Zufuhr von Karotten (Rüebli) und anderen karotinhaltigen Nahrungsmitteln verursacht wird.
 
Die Haut – Spiegel seelischer Störungen
Die „Datenübertragung“ von der Haut zum Nervensystem funktioniert deshalb so gut, weil Haut und Nervenzellen in der embryonalen Entwicklung aus demselben Keimblatt entstehen. „Der gemeinsame Ursprung kann ein Grund sein, das zwischen Psyche und Haut so ein guter Draht besteht“, erklärten die Autoren des Buches „Haut, gesund, schön, gepflegt.“
 
„Die Haut gilt als sichtbarer Ausweis von Identität und Befinden, kaum ein Organ ist so empfindlich für Einflüsse von aussen und von innen“, bemerkte Werner Bartens in der Online-Ausgabe des Spiegels (www.spiegel.de). Gefühle werden auch über die Haut offenbart (Erröten, Erblassen).
 
Eine kranke Haut bedeutet nicht zwangsläufig eine kranke Seele (Gerhard Schmidt-Ott, Psychoanalytiker an der Med. Hochschule Hannover, Experte für Hautleiden). Es ist leider so, dass Menschen vom Äusseren aufs Innerste schliessen. Die Hautkrankheiten werden als schmutzig und ansteckend wahrgenommen. Früher wurden Psoriatiker aus den Schwimmbädern verwiesen. Das hat sich zum Glück geändert (2006 auf Initiative des Psoriasis-Bundes von Deutschland).
 
Hautleiden werden durch Stress bei manchen Menschen schlimmer, jedoch nicht bei allen (Untersuchungen von Schmidt-Ott). Bei Patienten, die an Schuppenflechte leiden, sind die Entzündungszellen und Abwehrzellen im Blut nach Belastungen erhöht.
 
Herpes bei einer 28-Jährigen
Eine 28-jährige Frau, körperlich fit und gesund, neigt zu häufigem Auftreten von Herpes labialis (Bläschen an den Lippen). Ursache dieser Krankheit ist der Herpes-simplex Virus, Typ I (Typ II ist für den genitalen Herpes verantwortlich). Dieser Virus bleibt im Körper, verhält sich stumm und kann durch bestimmte Ursachen aktiv werden. 70 % aller Menschen sollen diesen ständigen Begleiter haben.
 
Die erwähnte Frau leidet unter Platzangst. Als ein Umzug ins Haus bevorstand, geriet sie in Panik. Sie reagierte mit einem massiven Herpes labialis, der die Ober- und die Unterlippe betraf.
 
Bei einer anderen Person zeigen sich die Herpes-Bläschen, nachdem sie in eine andere Abteilung versetzt wurde und Angst hatte, die neue Arbeit nicht zu bewältigen.
 
Und noch ein anderer Fall: Ein 25-jähriger Mann überstand vor 5 Jahren eine Herpesinfektion. Er hatte sich die Krankheit durch Küsse von einer Tanzpartnerin, die mit dem Herpes-Virus infiziert war, geholt. Vor kurzem lernte er, wie er betonte, die Frau seines Lebens kennen. Das Verhältnis dauerte nur kurze Zeit, da die junge Frau einen anderen Partner kennenlernte. Die Beendigung des Liebesverhältnisses verursachte bei dem jungen Mann einen Schock, dass sein Herpes labialis wieder aufblühte.
 
Die Fälle zeigen, dass unter psychischer Belastung und Aufregung, aber auch durch Erkrankung oder Tod eines Familienangehörigen, Auflösung eines Liebesverhältnisses und Prüfungsangst der Herpes zum Aufblühen gebracht werden kann.
 
Auch Ekzeme, Juckflechte, Afterjucken, Akne vulgaris und Akne rosacea, Hautentzündungen, Schuppenflechte, Nesselsucht und kreisrunder Haarausfall können psychisch bedingt sein.
 
Weitere Hautleiden
Hautleiden und Depression: In einer schon etwas älteren Untersuchung an 500 Personen, die an den soeben erwähnten Hautkrankheiten litten, kam Erstaunliches zu Tage: 223 Patienten, das sind 44,7 %, waren depressiv und 125 (25 %) hatten eine versteckte Depression, 92 Patienten (18,3 %) waren neurotisch. Nur 60 Patienten (12 %) waren weder depressiv noch neurotisch.
 
Ekzem beim Säugling:Ein Ekzem könnte durch eine dominierende, überbesorgte und „liebevoll-tyrannische“ Mutter ausgelöst werden (Over-Mothering, Überbemutterung). Die Mutter fürchtet sich, vielleicht unbewusst, vor dem Berühren des Säuglings und leidet unter Aggressions- und Schuldgefühlen gegenüber dem Kind.
 
Nesselsucht: Solche Patienten sind meistens kontaktarm, leicht verletzbar in Liebesbeziehungen und haben ein unsicheres Benehmen. Ein Verlangen nach Liebe und ein Bedürfnis, bewundert zu werden, sind oft Voraussetzungen, dass eine Nesselsucht ausbricht. Die Psychiater bezeichnen deshalb die Nesselsucht als ein „unterdrücktes Schreien“. Die Nesselsucht (Urtikaria) wird durch einen inneren und äusseren Reiz ausgelöst (Allergien, Unverträglichkeiten gegen Nahrungsmittel, Medikamente, physikalische Reize). Es bilden sich Quaddeln, ähnlich wie nach dem Kontakt mit Brennnesseln.
 
Hautjucken, Kratzen, Haareausreissen
Das durch seelische Störungen ausgelöste Hautjucken ist ein anderer „Aufschrei“ der Seele über die Haut. Die Patienten haben einen starken Kontakthunger, sind unfähig, Aggressionen zu äussern, haben ein gestörtes Aggressionsverhalten und eine zwangsneurotische Ordnungsliebe.
 
Der Juckreiz wird bei Frauen häufiger durch sexuelle, bei Männern durch berufliche Probleme ausgelöst. Der „Ungezieferwahn“ und die Schädigung der Haut durch den Patienten sind weitere psychiatrische Projektionen auf die Haut.
 
Das Kratzen kann Aggressionen, Hass, Angst und Wut reduzieren und zu einer gewissen Befriedigung führen.
 
Besonders verbreitet sind das Haareausreissen und das Nägelkauen bei Kindern. Diese Manipulation ist nervös bedingt, kann jedoch auch durch seelische Störungen (z. B. wenn ein Kind wenig Zuneigung bekommt und oft allein gelassen wird) ausgelöst werden.
 
Liegen solche seelisch bedingten Störungen vor, dann sollte das Folgende unternommen werden:
 
O Vermeidung von Belastungen,
O Hinführen zu einer angstfreieren oder angstfreien und stabilen Lage (Gespräche führen, Beschäftigung mit angenehmen Dingen, positive Kontakte mit der Umwelt).
O In schweren Fällen sollte eine psychotherapeutische Behandlung oder eine Verhaltenstherapie durchgeführt werden.
O Bei Herpes: Auftragen einer Zinksalbe, Melissensalbe oder Honig.
 
Missbrauch
„Jedes Ding ist Gift und kein Ding ist Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding Gift ist.“
Paracelsus (1493‒1541).
 
Der Missbrauch mit Medikamenten, Drogen, Zigaretten und Alkohol kann das Hautbild erheblich verändern. Dazu einige Beispiele:
 
Faltige Raucher: Der britische Mediziner Douglas Model fand heraus, dass im mittleren Alter fast jeder zweite ein typisches „Rauchergesicht“ hat. Raucher und Ex-Raucher weisen folgende charakteristische Züge auf: strahlenförmige Hautlinien, die von den Augen- oder Mundwinkeln abwärts laufen. Des Weiteren zeigen sich tiefe Furchen auf Wangen, zahlreiche kleine Falten auf Wangen und Unterkiefer, hagere Züge, eine atrophische, grau pigmentiert erscheinende Gesichtshaut, und eine rötliche Verfärbung. Zur Untermauerung seiner Hypothese publizierte er in einer englischen Ärztezeitschrift 9 Fotos von Nichtrauchern, Ex-Rauchern und Rauchern. Die Fotos waren mit Buchstaben versehen. Die Leser mussten raten, wer die beiden Nichtraucher waren. Die meisten Leser, die sich dem Test unterzogen, konnten auf Anhieb die beiden Nichtraucher herausfinden.
 
Laut den Feststellungen von Hautärzten ist das Risiko einer Faltenentstehung bei Rauchern durch den Elastizitätsverlust um bis zum 5-fachen erhöht!
 
Ferner ist die Wundheilung infolge der geringeren Durchblutung der Haut verschlechtert. Starke Raucher leiden auch vermehrt unter Infektionen.
 
Dr. med. Stephen Reinauer, Hautarzt und Allergologe: „Ein enger Zusammenhang besteht zwischen dem Rauchen und bläschenbildenden Erkrankungen der Hände und Füsse (Dyshidrotisches Ekzem, Pustulosis).“
 
Eine Akne, Schuppenflechte und Neurodermitis werden durch das Rauchen verschlimmert. Auch der Verlauf von Krebserkrankungen wird erheblich in seiner Prognose verschlechtert.
 
Medikamente: In 15 % der Fälle zeigen sich Hautreaktionen bei Einnahme von Medikamenten (z. B. toxische Exantheme). Ausgelöst werden sie hauptsächlich durch Antibiotika, nichtsteroidalen Antirheumatika, Antiepileptika und Psychopharmaka.
 
Beispiele: Bei Einnahme von Ibuprofen kann es zu Hautreaktionen mit Rötung und Blasenbildung kommen. Ibuprofen ist ein entzündungshemmendes und schmerzstillendes Arzneimittel.
 
Bei Bestehen einer Allergie auf Acetylsalicylsäure ist Vorsicht geboten. Es zeigen sich u. a. Hautreaktionen, Juckreiz, Nesselfieber.
 
Auch Medikamente mit Pflanzenwirkstoffen können allergische Reaktionen auslösen (Kamille, Ringelblume, Arnika). Bei längerer oder konzentrierter Anwendung einer Arnika-Tinktur können diese Nebenwirkungen auftreten: Rötung mit Bläschenbildung, Juckreiz oder Ekzeme. Tinktur deshalb immer verdünnt anwenden und auch einen Hauttest machen.
 
Haut und Alkohol: Übermässiger Alkoholgenuss wirkt toxisch auf Leber, Herz, Hirn, Magen-Darm-Trakt, periphere Nerven, Pankreas, Immunsystem und endokrine Organe.
 
Hautzeichen bei fortgeschrittenem Stadium der Alkoholkrankheit: Rötung der Handinnenflächen (Palmarerythem), spinnennetz- und korkenzieherartige Gefässzeichnungen im Brustbereich, Gesichtshaut ist rötlich. Bei der Ausbildung einer Rosacea (Kupferfinne) kann Alkohol eine Rolle spielen.
 
Bei Vorliegen einer Leberzirrhose: unerträglicher Juckreiz, Gelbfärbung der Haut (später: Braunfärbung).
 
Beobachtet wird auch eine Weissverfärbung der Nägel bei alkoholischer Hepatopathie.
 
Manche Menschen leiden unter einer Bier- oder Weinallergie.
 
Dazu ein Beispiel: Eine frühere Kollegin bei Ciba-Geigy achtete akribisch darauf, dass sie keinen Wein zu sich nimmt. Schon kleinste Mengen verursachten bei ihr allergische Erscheinungen. Eines Tages war sie gerade dabei, das Kantinenessen sich einzuverleiben, da bekam sie eine allergische flushartige Reaktion des Gesichtes und des Halses. Ihre Nase begann zu laufen. Nachforschungen ergaben, dass der Koch an diesem Tag Wein für die Sosse verwendet hatte. Bei der Frau lag wohl ein genetisch bedingter gestörter Abbau des Alkohols und/oder des Histamins vor.
Oft ist das Histamin der Übeltäter, oder es kommen noch andere Bestandteile des Weins und auch des Biers in Frage.
 
Literatur
Burg, Günter; Geiges, Michael, L.: „Die Haut in der wir leben“, R&R Sachbuchverlag, Zürich 2001.
Scholz, Heinz: „Was die Haut verrät – Schön bis ins hohe Alter“, Midena Verlag, Küttigen/Aarau 1993.
Steinkraus, Volker; Reich, Kristian; Schlolaut, Marie-Anne: „Haut – gesund, schön gepflegt“,
DuMont Buchverlag, Köln 2011.
 
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