Textatelier
BLOG vom: 20.05.2012

Cantique des Cantiques: Erotikpoesie im AT der Bibel

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Der gute Zufall wollte es, dass ich am vergangenen Samstag auf dem Wimbledoner Ramschmarkt das Büchlein „Cantiques des Cantiques“, dem König Salomon zugeschrieben, aufstöberte, eine limitierte Ausgabe aus dem Jahr 1944, von der „La Bonne Compagnie, Paris“ veröffentlicht. Das Umschlagbild stellt ein Liebespaar von Jacques Boullaire dar.
 
Diese 117 Verse haben im Alten Testament (AT, Hagiografa-Teil) Aufnahme gefunden. Als Hohelied der Liebe soll diese Blütenlese von Versen mit erotischem Einschlag in der hebräischen Sprache schätzungsweise 900 Jahre (?) vor Christi Geburt geschrieben worden sein. Doch das Wort „Salomon“ erscheint immer wieder im Text. Aber wozu rätseln?
 
Diese Poesie schildert die Liebe zwischen „Sulamite“ und einem Schafhirten. Die Theologen sahen darin das Bündnis zwischen Christus und der Kirche. Das scheint mir an den Haaren herbeigezogen. Stark abweichende Interpretationen umranken dieses Werk bis auf den heutigen Tag. Bemerkenswert: Das Wort Gott fehlt in dieser Liebespoesie! Im Google gebe ich den Suchtext „Origin of cantique des cantiques“ ein. Aus der reichen Textausbeute verweise ich hier auf den „Song of Salomon: Definition from answers.com“ als besonders aufschlussreich den Widerstreit der Meinungen widerspiegelnd.
 
Im Wissen, dass Poesie und Lyrik keiner Erklärung bedürfen, wähle ich und übersetze ich (teils sinngemäss) den ersten Vers auf Deutsch:
 
„Dass er mich küsse, mit Küssen seines Munds! * Denn deine Liebe übertrifft den Wein. * Dein Duft ist mir angenehm. * Dein Name ist ein Duft, der sich ausbreitet. * Deswegen lieben dich die Mädchen. * Ziehe mich mit dir fort! Wir springen! * Der König hat mich in seine Gemächer geführt … * Wir frohlockten und erfreuten uns dank dir. * Wir werden unsere Liebe mehr kosten als den Wein.* Mit gutem Grund liebt man dich. * Ich bin schwarz, aber ich bin schön wie die Töchter von Jerusalem. * Wie die Zelte von „Kédar“(1), wie die Pavillons von Salomon.“ * Beachte nicht meinen schwarzen Teint: Die Sonne hat mich gebrannt. * Den Söhnen meiner Mutter missfiel ich. * Sie machten mich zur Beschützerin der Reben. * Meine eigene Rebe habe ich nicht behütet. * Sage mir, O du, den ich liebe, * Wo du deine Schafe weidest? * Wo du sie am Mittag ruhen lässt. * In der Nähe der Gruppe deiner Kumpane?
(1) Die schwarzen Zelte der arabischen Stämme.
*
Die Poesie von Arabien und Persien, das alte Israel nicht ausgeschlossen, geizt nicht mit Oden an die weibliche Schönheit. Sie ist naturgebunden und bewegt sich in einem Bereich, in dem die ausgetrockneten Theologen nichts zu suchen haben.
 
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