Textatelier
BLOG vom: 05.09.2012

Hubertus van Akens Karriere: Durchbruch auf der Bühne

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
In seinem belgischen Pass war Hubert als Hubertus van Aken eingetragen, im Jahr 1974 in Tervuren geboren. Er hatte nichts mit dem Heiligen St. Hubert gemeinsam. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass die Vorsilbe „van“, mit kleinem „v“ geschrieben, auf eineadelige Abstammung verweise, was hinten und vorne nicht stimmte.
 
Durch nichts zeichnete sich Hubert in der Schule aus. Keine Spur von Ehrgeiz haftete ihm an. Er arbeitete als Schalterbeamter in einer Bank – bis ihm eines Tages der Knopf aufging. Hubert hatte die Nase voll von der langweiligen Kleinstadt, in der viel geklatscht und viel Bier, vor allem Weissbier, getrunken wurde. Die Frites mit Muscheln schmeckten ihm nicht mehr. Er kündigte seine Stelle und fuhr mit dem Zug nach Paris.
 
Seine Ersparnisse schmolzen rasch, und er verdingte sich als Kellner in einem armseligen Bistro beim Gare de l’Est. Vor dem Bahnhof lungerte viel zwielichtiges Gesindel herum, vorwiegend Trunkenbolde, die Reisende für einen Euro oder eine Zigarette anrempelten. Bewaffnete Polizisten patrouillierten auf dem Vorplatz.
 
Manchmal setzte sich Hubert auf die niedrige Mauer und belauschte die ungehobelte Sprache dieser Vaganten. Viele ihrer derben Argot-Ausdrücke blieben in seinem Gedächtnis haften. Er verglich ihr Argot (Geheimsprache der Bettler und Gauner im mittelalterlichen Frankreich) mit dem rauen flämischen Dialekt. Wozu?
 
Auf seinen Streifzügen durchs Quartier war ihm ein kleines Theater aufgefallen, hinter einer abbröckelnden Jugendstilfassade verborgen. Etliche Male bemerkte er an einem freien Sonntagabend, wie gut gekleidete Leute dieses Kabarett aufsuchten. Neugierig besuchte er eine Vorstellung und stimmte hingerissen ins Gelächter der Zuschauer ein. Eines Abends fasste er Mut und sprach die Dame bei der Kasse an, fragte sie, ob es hier eine Stelle für ihn gäbe als Portier oder Kulissenschieber.
 
„Fragen Sie den Sous-Chef“, riet sie ihm. „Er hat es gerne, wenn Sie ihn mit seinem Künstlername ‚Maître Le Jardinier’ ansprechen. Il faut savoir qu’il est très vain (sehr eitel) … mon mari“, fügte sie, ihre Augen verdrehend, hinzu. So kam es, dass Hubert als Faktotum im Kabarett angestellt wurde. Es war das 1. Mal in seinem Leben, dass Hubert seiner Arbeit Freude abgewann. Er eignete sich die Sprech- und Ausdrucksweise der Kabarettisten an, wenn er ihre Bühnenauftritte verfolgte. Sie kurbelten seine Fantasie an, und er braute sich einen imaginären Auftritt als Kabarettist zusammen.
 
Es kam der Tag, an dem er eine Probe seines bisher verborgenen Talents zum Besten gab. Damit brachte er den Maître Le Jardinier zum Lachen. „Pardieu, vous êtes un naturel“, pries er ihn. „Je vous apprendrai les trucs du métier.“ (Sie sind ein Naturtalent. Ich lehre Sie die Tricks des Berufs.)
 
Bald war es so weit, dass Hubert im Beisein seines Gönners und des Theaterdirektors seine Feuertaufe auf der Bühne mit Bravour bestand. Sein Mutterwitz kam zum Durchbruch.
 
„Wir werden Sie zuerst als ein ‚Intermezzo’ einflechten. Mal sehen, wie das Publikum reagiert. „Surtout gardez votre accent belge!“ (Auf alle Fälle bewahren Sie Ihren belgischen Akzent.) „Sie haben ja schon Ihren Künstlernamen: Hubertus van Aken.“
 
Der Journalist des Lokalblatts „L’echo du Quartier“ widmete ihm einen lobenden Kommentar. Das Publikum war begeistert. Huberts brachliegende Beobachtungsgabe wurde von seinem belgischen Vorleben gespeist, wenn immer er sein Arsenal von Lachsalven zum Besten gab. Hubertus van Aken wurde zum Plakatanschlag und übers Quartier hinweg bekannt.
 
Die müde Fassade des Theaters war aufgefrischt.
 
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