Textatelier
BLOG vom: 19.06.2013

Aus London: Alle Fensterflügel sind heute weit geöffnet

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Endlich kann man wieder die Fenster öffnen, es sei denn, es regne und winde, oder Sie leben an einer lärmigen Strasse. Da der Winter bekanntlich in England 9 Monate dauert, gilt es, die Tage der offenen Fenster zu nutzen. Aber Vorsicht! Vor 3 Wochen öffnete ich ahnungslos das Fenster. Oh Schreck! oh Graus! ... flog eine Hornisse ins Haus. Fluchtartig verliess ich das Zimmer.
 
Im Juni besuchen uns Fliegen, worunter die lästigen Brummfliegen. Stubenfliegen sind seltener geworden. An feuchten Tagen suchen uns auch die Mücken heim. Abends, vom Licht angelockt, kommen die Motten und Falter in die Stube. Verirren sich Marienkäferchen in der Wohnung, setzen wir sie wieder ins Freie. So halten wir es auch mit den Spinnen.
 
In der Schweiz gefielen mir die altmodischen aufklappbaren Fensterläden, von gusseisernen Stehaufmännchen an der Mauer festgehalten. Heute sind diese grün bemalten Holzläden weitgehend durch Storen, Rollladen oder Jalousien ersetzt. Sie schützen uns vor dem Schrägeinfall der Sonne und bieten etwas Hitzeschutz an raren heissen Sommertagen. Hinzu kommen Gardinen und Vorhänge. Sie dämpfen das Licht und verhindern Einblicke von aussen in die Wohnung. Die Holländer lassen sich gern in die Wohnung blicken. Hier fürchten wir uns vor Dieben und ziehen die Vorhänge, ehe wir das Haus verlassen. Diese Schutzmassnahme gilt auch über Nacht.
 
An einigen Fenstern sind farbige Glasscheiben angebracht (eines zeigt den Till Eulenspiegel, ein anderes den Heiligen Sebastian, beide aus dem Erbgut meiner flämischen Mutter). Im Parterre haben wir ausserdem Oberlichtfenster, „Was ist das“ genannt. (Deutsche wussten nicht, wozu solche Fenster in Frankreich unterhalb der Zimmerdecke angebracht sind. Folglich nennen die Franzosen solche Fenster „vasistas“).
 
In England werden die Fenster nach aussen geöffnet, im übrigen Europa zumeist nach innen. Im Boarding House in London hatte ich meine Mühe mit den wackeligen Schiebefenstern, die immer wieder klemmten oder wackelten und viel Zugluft durchliessen. Bei uns Zuhause schätze ich die breiten Fenstersimse, auf denen nach Schweizer Art viele Geranien blühen.
 
Fensterausblicke beflügeln meine Gedanken. Das vom Wind bewegte Blattgrün in allen Nuancen wirkt beruhigend auf mich ein, desgleichen das Geflatter der Singvögel auf ihrer emsigen Suche nach Mücken.
 
Auf Anraten des Arzts verlasse ich meinen Schreibtisch vor dem Fenster jede Stunde für rund 10 Minuten. Das soll gut für mein gekrümmtes Rückgrat sein. Der Rundgang durch den Garten lenkt mich ab, und ich beginne, die Rosen zu warten, die Geranien, Tomaten, Zucchini und Küchenkräuter zu bewässern. Solche Pausen verlängern sich dabei, bis mich ein Gedanke kneift und mich wieder in meine Bude treibt.
 
3 junge Füchse balgen derzeit miteinander selbst tagsüber auf dem Rasen, wo das Gras dem Moos gewichen ist. Die Katzen der Nachbarn überlassen den Spielplatz den Füchsen.
 
Jetzt treibt mich ein Gedanke, vielmehr der Wunsch, Haus und Garten zu verlassen. Ich gehe Spargeln kaufen. Das gehört zu den kulinarischen Frühsommerfreuden.
 
 
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