Textatelier
BLOG vom: 03.09.2013

Mein Rasenmäher ... im Vergleich mit der Syrien-Tragik

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Mein alter Rasenmäher aus 2. Hand hat nach 12 Jahren ins Gras gebissen. Ich konnte ihn mit einer dosierten Zugabe von Öl im Tank zum letzten Mal beleben und einige Streifen mähen. Oha lätz! Der Mäher geriet in Brand. Ich sprang mit dem Gartenschlauch herbei und löschte das Feuer.
 
Bei mir ist der Rasen vom Moos überwuchert und von Wildgewächsen, besonders Löwenzahn, durchzogen. Früher spielten meine Söhne mit ihren Freunden Fussball auf dem Rasen. Er hat sich seither nicht mehr erholt.
 
Der Vorgänger dieses Mähers, ebenfalls aus 2. Hand angeschafft, hiess „Mountfield“ und versah seine Dienste zuverlässig während 14 Jahren. So lag es auf der Hand, dass es wiederum ein „Mountfield“ aus 2. Hand sein sollte.
 
Im Internet wurde ich fündig. Mein Freund Simon hat ein geräumiges Auto, geeignet, um den „Mountfield“ abzuholen. Ich war froh, dass er ein Navigationssystem hat, sonst hätten wir uns ausserhalb von London arg verfahren. Der Verkäufer, stellte ich fest, treibt Handel mit Rasenmähern aller Marken und nennt sich „Engineer“. Das flösste mir Vertrauen ein. Im Hintergarten brachte er die Maschine mit einem Zug in Gang. Eine Stunde später stand der Mäher einsatzbereit in meinem Garten auf der Steinplatte. Der Motor war noch warm und biss sich diesmal flott durchs statt nur ins Gras. Das geschah am 29.06.2013. Nach 30 Tagen brauchte der von Regengüssen hochgeschossene Rasen eine 2. Rasur. Oha lätz! Ich zog immer wieder an der Schnur des Anlassers. Ich habe mir beinahe die Schultern verrenkt. Das geringste Röcheln hätte mir Hoffnung gegeben! Entmutigt liess ich schliesslich von meinen Unterfangen ab.
 
Ich telefonierte dem Verkäufer und klagte ihm mein Leid. Er hatte mir beim Kauf 3 Monate Garantie gewährt. Wir einigten uns auf einen Termin in Wimbledon zum Austausch der Maschine. Der Mann erschien nicht. Ein neuer Termin wurde ausgemacht. Der Mann erschien nicht. „I hope, you won’t do a runner on me“ (ich hoffe, dass Sie mich nicht im Kakao sitzen lassen), meldete ich mich wiederum telefonisch bei ihm. Hoch und heilig versprach er, sein Versprechen zu halten. Diesmal telefonierte er mir und sagte, dass er den Termin nicht einhalten könne, weil er seine Mutter ins Spital bringen müsse. Mein letzter Vorstoss scheiterte ebenfalls, als er mir mitteilte, dass er heirate und deshalb den Termin vertagen müsse …
 
Da war für mich „genug Heu drunten“. Dieser Kerl hatte mich eingeseift – mit mir Narreteien getrieben. So musste ich mir aus der Patsche helfen. Der Gärtner, der den Garten nebenan allwöchentlich pflegt, gab mir die Adresse einer seriösen Firma ganz in der Nähe, die hoffentlich „Speuz“ (Spucke) in den lahmen Mäher bringen könne. „Versuchen Sie es zuerst mit dem Präparat X, das tropfenweise in den Tank verabreicht, den Motor wieder ankurbeln kann.“ Er erkundigte sich, um welchen Typ von „Mountfield“ es sich handle. „Sie finden die Marke ganz oben auf dem Motor vermerkt“, sagte er und fügte hinzu „hoffentlich ist er nicht aus China …“ Ich suchte und suchte auf der Motorhaube und fand schliesslich ein vom Ölruss überzogenes Schildchen. Mit einem Messer schabte ich die Dreckkruste weg und stellte erleichtert fest, dass der Motor von „Briggs & Stratton“ stammt. Vielleicht hat es der Verkäufer aufgeklebt, schoss mir durch den Sinn … Nun, das wird sich weisen. Manchmal wird man auf kostspieligen und zeitraubenden Umwegen weise.
*
Ich bin mir bewusst, dass meine Kalamität eine Bagatelle ist, derweil die Kriegshetzer in den USA, und neuerdings auch wiederum im Vereinigten Königreich von Grossbritannien, im 2. Anlauf den Krieg in Syrien auslösen wollen. Wie kam es, dass Präsident Barack Obama, so kurz nach seinem Amtsantritt, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden konnte? Auf welcher Grundlage fundiert John Kerrys (US Secretary of State) Aussage, dass stichhaltige Beweise vorliegen, dass Sarin, seitens des syrischen Machthabers eingesetzt, eine vorderhand unbestimmbare und widersprüchliche Zahl von Todesopfer gefordert habe? Eine reine Spekulation. Er sei zuversichtlich, dass der Kongress den Segen zu diesem Krieg erteilen werde, sagte Obama, der gerade Überzeugungsarbeit bei den Abgeordneten leistet. Die UN-Experten seien ebenfalls zu diesem Schluss gekommen, fügte er bei, noch bevor diese ihre Arbeit abschliessen konnten. Die Frage, wer die Gifte eingesetzt hat, ist nach wie vor unbeantwortet. Die Erkundigungen der Experten im Land waren sehr rudimentär und kurzfristig gewesen.
 
Wieweit spannen die UN und die USA zusammen, um loszuschlagen, jenseits allen Spielregeln der Demokratie? Das Arsenal sei inzwischen im Zentrum von Damaskus verschoben worden – in Schulen und Moscheen. Wessen Arsenal – das bleibt vorderhand eine offene Frage.
 
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