Textatelier
BLOG vom: 24.09.2013

Drehung zur Wand. Mystisches im Manchester-Museum

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Die Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag, Seelenwanderung und das Herumgeistern der Seelen sind Glaubensinhalte vieler Menschen. Angeblich glaubt in Grossbritannien jeder Zweite an Geistererscheinungen. Danach spukt es in Schlössern und Museen und besonders an den Orten, an denen es Verbrechen gegeben hat; denn ein Täter darf nach dem Tod nicht ruhen.
 
Es geschah im Jahre 1742, da ermordete der 27-jährige Sir John Trevor seine Frau Elisabeth. Der Ort des Verbrechens: Sein Stammsitz Plas Teg im nördlichen Wales. Das Motiv: Elisabeth hatte ihn betrogen. Sir John erschlug auch gleich noch den Rivalen. Und als ob das noch nicht gereicht hätte: Auch er wollte nicht mehr leben und hetzte sich mit seiner Kutsche zu Tode. Seither spukt es in dem 400 Jahre alten Herrensitz.
 
Das ist nur ein Beispiel aus einer ganzen Reihe, als ob es keine Aufklärung und keine wissenschaftliche Erklärung von Phänomenen gegeben hätte, bis hin zum Wellen-Teilchen-Dualismus der Quantenmechanik.
 
So überrascht es auch nicht, dass es immer wieder etwas gibt, das nicht sofort wissenschaftlich erklärt werden kann und bei dem eine vermeintliche paranormale Kraft angenommen wird.
 
Die überregional erscheinende niederländische Zeitung NRC hatte am Wochenende, den 14./15.09.2013, eine Beilage mit der Bezeichnung „Wissenschaft“. Darin gibt es eine Seite für Kinder mit einem Artikel mit der Überschrift Behekst in het museum, übersetzt etwa: Verzaubert im Museum. Es wird beschrieben, dass im Museum von Manchester etwas Griezeligs passiert, also etwas, das sonderbar, haarsträubend sei.
 
Das Museum ist im Besitz von kleinen Statuen aus dem alten Ägypten, und eine dieser steinernen, schwarzen Statuen, 10 inch = ca. 25 cm hoch, bewegt sich von allein. Die Statue zeigt einen stehenden Mann auf einer schmalen Plattform im ägyptischen Stil mit Schriftzeichen auf dem Rücken. Starr schaut er nach vorn. Nur sie bewegt sich, nicht die andere Statue neben ihr, die eine sitzende Person zeigt.
 
Versetzen wir uns etwa 4000 Jahre zurück. Neb-Senu war ein Beamter im Dienste des Pharao. Er hatte bestimmt, dass diese kleine Figur angefertigt wird, die ihn abbildet. Sie sollte als Grabbeilage seine Seele aufnehmen, falls sein Körper eines Tages zerfällt. Damit wird Osiris, dem Gott des Totenreichs, gehuldigt, damit er ihn gnädig aufnehme.
 
Tausende Jahre später fanden Archäologen die Statue und nahmen sie mit nach England. Sie wurde im Museum in eine Glasvitrine gestellt. Die Besucher beugen sich ihr zu und bestaunen sie. Das musste die Seele beunruhigt haben. Sie wollte nicht begafft werden. Und so drehte sich die Statue langsam, Nacht für Nacht um, bis sie gegen die Wand des Museums gedreht war und den Besuchern nur noch den Rücken zeigte.
 
Ist damit bewiesen, dass auch Steine eine Seele beherbergen können?
 
I don’t believe this is a purely physical thing, wird Anna Garret, eine Ägyptologin, die dem Museum dient, in der englischen Tageszeitung Telegraph vom 26.06. 2013 zitiert, this appears to involve a force beyond the physical. Somebody will say that the spirit of Neb-Senu has entered the statue, and I for one would not discount that.
 
Eine übernatürliche Kraft, Geisterglaube? So etwas ruft Naturwissenschaftler auf den Plan. Im Artikel des NRC wird ein Niederländer, Prof. Ko van der Weele, zitiert, der sich des Phänomens angenommen hat. Er ging in das Museum, um sich selbst ein Bild zu machen. Er hörte, dass die Statue im Frühjahr noch auf einem anderen Platz gestanden hatte. Und die Unterlage, auf der sie jetzt steht, sei nicht so stabil wie die vorherige. Am Tag, wenn die Besucher dort herumlaufen, zittert die Statue leicht, auch wenn man das nicht sehen kann.
 
Aber warum dreht sich die Statue davon? wird er gefragt. Er denke, es liege daran, dass der Boden der Statue rund ist und an einer Ecke schief, was kaum zu erkennen sei. Runde Dinge schwanken und schiefe Dinge wackeln mit jedem kleinen Stoss ein wenig mehr.
 
Der Professor will seine Behauptung beweisen und weist auf ein Spiel hin, das genau so funktioniere. Es heisst Het Keltische waggelschuitje, wörtlich: die taumelnde, schwankende Gondel, deutsch = Keltischer Wackelstein, englisch Rattleback, in den USA auch Space Pet = Weltraumtier genannt. Der kleine längliche Stein sieht aus wie ein schiefes Boot. Dreht man ihn in die falsche Richtung, beginnt er zu trudeln und dreht sich dann in die andere.
 
Die Form ist nicht symmetrisch und die Masse ungleich verteilt. Ausserdem ist eine Unwucht vorhanden. Die Unterlage reibt unterschiedlich stark an den verschiedenen Stellen, was dazu führt, dass er schaukelt und gleichzeitig hin- und herwiegt, wobei die Unwucht den Stein dann in eine Richtung bewegt. Und auf diese Art und Weise dreht sich auch die Statue.
 
Soll man bedauern, dass es eine physikalische Erklärung gibt? Sind wir alle zu nüchtern geworden? Ist der Glaube an Übernatürliches nicht attraktiver?
 
Für viele Mitmenschen ist der Glaube ein Bestandteil ihres Lebens. Sie beten täglich für persönliches Gelingen, für gutes Wetter und vieles andere. Und wenn das dann eintritt, sind sie davon überzeugt, dass ihr Gebet geholfen hat, die Gesetze der Natur ein klein wenig zu ihren Gunsten zu verändern.
 
Also: Warum nicht daran glauben, dass die Seele von Neb-Senu nicht doch in dieser kleinen Statue ruht! Das ist viel spannender als eine wissenschaftliche Erklärung!
 
Quellen
 
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