Textatelier
BLOG vom: 29.01.2014

Solomon Northup: Sklaverei ist noch nicht überwunden

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
„12 Years A Slave“ ist ein Film über die grauenhafte Zeit der Sklaverei, eine als Tatsache anerkennte Geschichte, wie sie vor 160 Jahren Solomon Northup widerfuhr. Dieser Film hat viele Auszeichnungen gewonnen.
 
Einst in Amerika
Der frei geborene schwarze Zimmermann und talentierte Fidelspieler Solomon Northup lebte mit seiner Familie in Saratoga (New York). 2 Gauner versprachen ihm lukrative Bühnenauftritte. Er wurde von diesen Schurken zum Essen eingeladen und trank zu viel ... Seiner Identität beraubt, erwachte am nächsten Tag als Sklave „Pratt“, in Ketten gefesselt, und er wurde 1841 mitsamt anderen schwarzen Sklaven an Plantagenbesitzer in Louisiana verschachert. Solomon wurde so lange brutal geprügelt, bis er sich zum Namen „Pratt“ bekannte.
 
Sein 1. Besitzer, William Fort, behandelte ihn einigermassen gut, nachdem Pratt einen Weg für Holztransporte durch das von Mangroven überwucherte Gewässer entdeckt hatte. Fort belohnte ihn mit einer Fidel (ältere Schreibweise: Fiedel). Nach blutigen Fehden zwischen Pratt und dem weissen Negerhasser und Zimmermann John Tibeats, rettete ihn William im letzten Augenblick vom Galgen. Fort konnte Pratt nur vor dem “Lynch Mob“ schützen, indem er ihn an einen anderen Plantagenbesitzer, Edwin Epp, übergab. Dieser jähzornige „Bibelmann“ schlug seine Sklaven gnadenlos, peitsche alle, die ihr Plansoll bei der Baumwollernte nicht erreichten. Eine grausame Episode folgte der anderen: Kinder wurden ihrer Mutter entrissen, Epp vergewaltigte ein junges Negermädchen. Pratt verdankte dem kanadischen Zimmermann Bass, dargestellt von Brad Pitt, seine Freiheit. Er hatte seine wahre Identität wiedergewonnen und fand zu seiner Familie zurück. Keiner der Plantagenbesitzer wurde zur Rechenschaft gezogen.
 
Dieser Film erweckt gegenwärtig internationales Aufsehen, ausser in den USA, aus offensichtigen Gründen. Aber das Schicksal der Leibeigenen in den USA und anderswo lässt sich nicht länger vertuschen. Ausgezeichnet inszeniert, gefilmt und gespielt, besticht dieser Film durch seine mutige Enthüllung der von Menschen an Menschen verübten Schandtaten.
 
Der moderne Sklavenhandel in England
Zum heutigen Sklavenhandel und seinen Abarten in England sei das Folgende bemerkt:
 
Die Sklaverei wuchert weiter in vielen Formen bis auf den heutigen Tag; sie war das Los vieler Menschen von der Antike bis zur Gegenwart. Nach wie vor werden Menschen ausgebeutet und ihrer Rechte beraubt, wiewohl in der westlichen Welt krasse Verletzungen des Menschenrechts eingedämmt sind, Ausnahmen vorbehalten. Hier seien lediglich einige der Ausnahmen als Schnappschüsse aus der englischen Gegenwart eingestreut:
 
Skrupellose Gauner ködern potenzielle Arbeitnehmer ausserhalb der EU und verheissen Arbeitsplätzen mit gutem Verdienst. Als entmächtigte Lohnsklaven werden sie illegal in armselige Schuppen in Hintergassen einquartiert und ihres Passes beraubt. Sie vegetieren weit unter dem Existenzminimum und müssen sich ducken und schweigen. Sie fühlen sich bedroht und verraten, und sie darben vergessen am Rand der Gesellschaft. Solche Skandale fliegen hin und wieder auf. Viele Ausbeuter verduften spurlos. Ihre Opfer sprechen kaum Englisch und werden repatriiert. In Camions eingepfercht, kommt frischer Nachschub aus den Entwicklungsländern illegal ins Land.
 
Vorwiegend stinkreiche eingebürgerte Ausländerfamilien kapern auf der billigsten Masche Haushaltshilfen u. a. aus Indien, Pakistan, Thailand und den Philippinen. Diese müssen sich von früh bis spät abrackern. Ihre Freiheit ist arg beschnitten. Ihrer Rechte beraubt, werden sie schäbig behandelt, sogar von der Hausherrin geschlagen. Ihre Ausbeuter leben auf grossem Fuss, in die „Haute société“ eingebettet in den besten Londoner Quartieren. Nur wenn ab und zu eine ausgebeutete Dienstmagd diesem Frondienst entflieht, kommt es bestenfalls zur Pressenotiz.
 
Mädchen und Frauen werden vergewaltigt und sexuell missbraucht. Diese Schandtaten werden tagtäglich von den englischen Medien aufgegriffen. Sie lassen sich nicht länger vertuschen.
 
Wie steht es um die Armut der Engländer? Es braucht keinen Rechenschieber, um festzustellen, dass der gesetzlich verankerte minimale Stundenlohn von gegenwärtig £ 6.31 rechtschaffene Familien zu Lebensmittelbanken treibt. Diebstähle mehren sich, worunter ganz besonders die Ladendiebstähle. Inzwischen werden die Sozialleistungen abgebaut von Politikern, worunter solche, die sich, lange ist es nicht her, auf Staatskosten diebisch bereichert haben.
 
Kurz nach Weihnachten schon wieder vergessen sind die Obdachlosen. Sie werden von ihren Schlafecken vor Luxusläden nachtsüber vertrieben. Die Touristen sollen ja nicht von ihnen behelligt werden.
 
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