Textatelier
BLOG vom: 14.09.2014

Politische Einflussnahmen: Die Dämme gegen die Sintflut

Autor: Walter Hess, Publizist (Textatelier.com), Biberstein AG/CH
 
 
Bisher hat es noch keinen einzigen Menschen gegeben, der die Erde nach seinen Vorstellungen gestalten und verändern konnte. Doch haben viele Menschen dem Verlauf der Dinge ihren Stempel aufgedrückt, immer aus einer bestimmten Situation heraus und ohne Anspruch darauf, eine Verbesserung herbeizuführen. Viele Mächtige und Heerscharen von Irregeleiteten haben ein furchtbares Unheil angerichtet. Manchmal ist wäre gescheiter, nichts zu tun.
 
In dieser Zeit der intensivierten, grenzenlosen Kommunikation mischen Millionen mit ihren Ideen an der Zukunftsgestaltung mit. Diese Ausweitung der Einflussmöglichkeiten auf immer mehr Menschen vergrössert die Vielfalt (Diversifikation) der Meinungen und Erkenntnisse, relativiert aber gleichzeitig die Bedeutung des einzelnen Zwischenrufs; er ist eine einsame Stimme in einem Konzert mit Millionen von Darstellern mit wenig Aussicht darauf, individuell wahrgenommen zu werden.
 
Unter solchen nicht sehr verheissungsvollen Voraussetzungen resignieren viele Menschen: „Man kann ja doch nichts machen“, lautet ihre Devise. Fatalismus macht sich breit: Die als unabänderlich hingenommene Macht des Schicksals gewinnt die Oberhand. Zudem ist dies die bequemste Art und Weise, sich durchs Leben zu schlängeln; Täuschungen bleiben unerkannt. Man kann es sich ersparen, sich gründlich und aus unterschiedlichen Quellen zu informieren, nachzudenken und – häufig aneckend – eine persönliche Meinung zu verkünden. Das Bemühen um Selbsterkenntnis bleibt aus. Man ist angepasst, eingebettet, schottet sich ab, kennt kein kritisches, rationales Denken, lässt sich über den Tisch ziehen, weil keine Orientierungshilfe auszumachen ist. Das erhoffte Leben in Frieden ist von dieser Seite her gefährdet.
 
Dieses Verhalten ist erlaubt, kann auch aus höheren Einsichten heraus entstehen. Der Abenteurer-Bergsteiger Reinhold Messner, der im Südtirol 3 Museen und 3 Biohöfe betreibt, denkt an einen sporadischen Rückzug in eine Höhle, um in der Einsamkeit zu meditieren. Das sind Ausnahmen. Denn im Wesentlichen braucht es Menschen, die sich gesellschaftlichen (politischen) Aufgaben stellen und in der Lage sind, sich den Anforderungen der Umwelt zu stellen, sich sinnvoll zu verhalten.
 
Alles auszublenden, was sich um einen herum tut, kann eine billige Masche sein, die auf einem Fehlurteil beruht. Der Versuch, einen winzigen Teil zum Verlauf der Geschichte beizusteuern, gehört zum Aufgabenbereich eines mitverantwortungsbewussten Zeitgenossen. Auch wenn es dem Einzelnen nicht gelingen kann, wesentliche Veränderungen herbeizuführen, so sollte er sich doch nicht ins Schneckenhaus zurückziehen und nicht die Rolle des Duldenden spielen. Sonst wird er zum Spielball der Tonangeber. Er sollte sich aufraffen und an seiner Stelle mit seinen unterschiedlich dimensionierten Möglichkeiten am Fortgang der Geschichte mitschreiben, neue Gedanken einbringen und hoffen, dass sie auf fruchtbaren Boden fallen. Die Natur ist das Vorbild. Sie entwickelt sich aus einer Überfülle kleinster Bestandteile, die sich gruppieren und in einem langsamen Prozess neue Formen hervorbringen. Evolution. Auch wenn zum Vorneherein nicht genau auszumachen ist, welche Miniaturen für einen neuen Prozess nutzbar sind, so ist es doch angezeigt, sich einzubringen und solche Impulse bereitzustellen. In diesem Fall darf man das Gefühl empfinden, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu sein, das Wertvolle zu fördern und Fehlentwicklungen, aus Geistesverwirrungen entstanden, einzudämmen. Das Bemühen ist selbst dann wichtig, wenn es nicht gleich zu erkennbaren Resultaten führt. Wenn viele Einflussfaktoren eine Lösung herbeigeführt haben, ist ohnehin nicht feststellbar, was alles den Ausschlag gegeben hat. Es ist, als ob einer ein Dutzend Pillen gleichzeitig einnähme; er kann dann nicht feststellen, welch einzelne davon eine Verbesserung oder Verschlechterung bewirkt hat.
 
Das gesellschaftliche und politische Leben erfordert Mitwirkung, Einflussnahme, Engagement. Das bereichert auch das eigene Leben. Wer seine Meinung einbringt und dazu steht, lässt erkennen, dass er ein gesunder Baum und kein Treibholz ist, das sich beliebig und willenlos in der Landschaft herumspülen lässt. Die Demokratie bleibt nur lebensfähig, wenn sich die Menschen aktiv am Geschehen beteiligen, laut einem Slogan der „Alternative für Deutschland" (AfD): „Wer in der Demokratie schläft. wacht in der Diktatur auf."  Dass diese Beteiligung Wirkungen hat, lässt sich daran ablesen, dass demokratische Verhältnisse (Mitbestimmung durch das Volk) von den Regierenden aller Stufen als lästig, hinderlich, bremsend empfunden werden.
 
Die repräsentativen Pseudodemokratien sind eine sehr abgeschwächte Form der Einflussnahme durch die Allgemeinheit. Hier müssen andere Möglichkeiten, sich einzubringen, gefunden und genutzt werden. In Deutschland, das sich noch immer vom anbefohlenen US-Mainstream einschüchtern und unterdrücken lässt, hat sich eine ausgeprägte Comedy-Szene entwickelt, ein Freiraum für Spassmachernarren, die noch die Wahrheit in lustiger Form erzählen dürfen. Sie geniessen wie die mittelalterlichen Hofnarren an den Fürstenhöfen die Narrenfreiheit, dürfen ungestraft Kritik an den herrschenden Zuständen üben. Auch die Leserbriefspalten von Zeitungen lassen unkonventionelle Meinungen bis zu einem gewissen Grade zu. Zu einer Macht entwickeln sich im Umfeld solcher Verklemmungen die neuen, kaum kontrollierbaren Sozialmedien, bei denen unter Umständen eine gewisse Anonymität den Mut zur Stellungnahme vergrössert. Wer zu seiner Aussage steht, besitzt ein höheres Ansehen.
 
Jeder Raum im sozialen Zusammenleben hat seine eigenen Anforderungen. Derjenige, der innerhalb seines beruflichen oder privaten Umfelds, das auf ein Einheitsdenken programmiert sein kann, eine konträre Ansicht vertritt, macht sich das Leben schwer. Je nach dem Grad der Intoleranz anderen Denkweisen gegenüber wird er zur Zielscheibe auch für unqualifizierte und diskriminierende Angriffe, die in den wenigsten Fällen auf erhärteten Fakten beruhen. Im Berufsalltag mit seinen Hierarchien kann ihm das einen schweren Schaden zufügen, und so ist das Schweigen unter bestimmten Verhältnissen manchmal das empfehlenswertere Verhalten. Ähnlich ist es bei Festivitäten aller Art in einer gelösten, freundschaftlichen Stimmung, die man nicht durch spannungsgeladene Diskussionen trüben möchte. Man wird also heikle Themen umschiffen und bei einem belanglosen Smalltalk, eine leichtfüssige Konversation ohne Tiefgang, Zuflucht suchen. Solche Verhaltensmuster sollten die Ausnahme, nicht die Regel sein, wenn keine Toleranz für andersgeartete Anschauungen erwartet werden kann.
 
Häufigste Auslöser von Diskussionen sind Neuerungen, die sich abzeichnen. Sie werden in der heutigen Zeit mit ihrer Veränderungsmanie wie unabwendbare Naturereignisse hingenommen. Dabei müsste ja wirklich nicht immer alles auf den Kopf gestellt werden. Mindestens ebenso wichtig ist oft der Einsatz für die Beibehaltung des Überlieferten, Bewährten.
 
Die im linken Parteienspektrum angesiedelte Politik zielt fast durchgehend stur auf Veränderungen und Zerstörung fester Grundlagen ab, um die Welt nach sozialistischen Vorstellungen neu gestalten zu können. Das Muster ist bekannt und überstrapaziert: Viele angestrebte Neuerungen suchen ihren Weg über die Vernichtung bestehender Strukturen, genau wie das auch auf weltpolitischem Parkett geschieht. Herrscher, die sich nicht dem US-amerikanischen Irrway of Life unterwerfen, werden über die Förderung von Unruhen, das Verhängen von Sanktionen und durch kriegerische Zerstörungen von Menschen und Gütern, worunter ausschliesslich die Bevölkerung leidet, zu Unpersonen gestempelt und vernichtet. Auf den Trümmern wollen die Weltherrscher anschliessend ihr vergrössertes Imperium nach ihren eigenen Vorstellungen neu aufbauen, um eine zentral regierbare Einheitswelt zu schaffen, die beliebig ausgebeutet werden kann – von den Rohstoffen bis zu privaten Vermögenswerten.
 
Der Mangel an Wissen über etablierte politische Abläufe lässt die gutgläubigen Menschen auf alle Lügen und Tricks hereinfallen. Spätestens hier rächt es sich, wenn man sich von der Teilnahme am Weltenlauf losgesagt hat. Unkundige Menschen werden zu Marionetten und sind bei den Vorgesetzten und den Repräsentanten der politischen Macht entsprechend beliebt.
 
Man muss und darf das Leben als ein Kampf verstehen. Es ist eine ständige Auseinandersetzung mit den Einwirkungen von allen Seiten. Der Selbstbehauptungswille gebietet, sich solchen Ansprüchen zu stellen, und das kann durchaus eine Bereicherung im Sinne von einer zusätzlichen Erfüllung seines Lebens sein.
 
Die Sintflut, die scheint’s nach uns kommt, braucht vorderhand noch einige stabilisierende Dämme.
 
 
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