Textatelier
BLOG vom: 22.06.2015

Erkenntnisse über eine für mich ungewöhnliche Mahlzeit

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland

Um Schutz vor einem Gewitter zu suchen, geriet ich in ein Burger King Restaurant.
Normalerweise vermeide ich solche „Fast-food“ – Tempel. Aber mir blieb keine Wahl, zudem hatte ich bei diesem schwülen Wetter Hunger und Durst.

Ich entschied mich für einen „Crispy Chicken Burger“. Zwischen den beiden pappigen Brötchenhälften waren kleine Hühnchenstückchen, ein wenig Salat. Das Attribut „pappig“ habe ich nicht selbst erfunden. Mir hat sich eine Szene aus einem Kriminalfilm der Serie „Tatort“, ausgestrahlt bereits vor vielen Jahren, eingeprägt. Der Schauspieler Götz George spielte den Kommissar Schimanski, ein Typ, beheimatet im Ruhrgebiet/D, mit groben Ausdrucksformen, ruppig und manchmal überzogen unverschämt direkt. In dieser Szene bat sein Partner ihn auf einer Autofahrt, ob er eben anhalten könne, denn er habe Hunger und wolle sich einen Burger holen. Darauf sagte „Schimanski“ diesen Satz, den ich nicht vergessen habe: „Diese Kinderpappe esse ich nicht!“  

Es war herauszuschmecken, dass vermutlich Gewürze verwendet worden sind. Ganz sicher war ich mir aber nicht, bei den Möglichkeiten, mit der man mit Aromastoffen heutzutage Geschmack erzeugen kann. Zusammen mit einer Tüte Mineralwasser bezahlte ich um die 6 Euro.

Es war essbar, mehr aber auch nicht. Satt wurde ich nicht gerade davon. Auf dem Tablett, auf der man mir das eingepackte Mahl herüberreichte, lag zuunterst ein Blatt Papier mit einer Werbung der Kette.

Was ich interessanter fand, stand auf der Rückseite. Ich sah auf einer Seite, grösser als ein DIN-A-4-Blatt, viele unübersichtliche Reihen von Zahlen

Die Überschrift lautete in Grossbuchstaben:
„Für alle, die’s ganz genau wissen wollen: Die Nährwerte & Allergene“,
und kleingedruckt darunter:
Einzelne Produkte können Spuren von Nüssen enthalten. Kreuzkontamination kann nicht ausgeschlossen werden.“

Es ist also möglich, wenn das eine Produkt diese Spuren enthält, kann das auf das andere, nicht damit belastete, übertragen werden, auch ohne einen direkten Einfluss durch Menschen.

Was habe ich denn da so zu mir genommen, als ich den „Crispy Chicken Burger“ verzehrte:

Portionsgrösse: 183,0 g / Energie (kcal): 505,0 / Energie (kJ) 2115 / Eiweiss: 18,4 g /
Kohlenhydrate: 38,5 g / Zucker: 4,5 g / Fett: 30 g / einfache ungesättigte Fettsäuren: 16,5 g / mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 7,8 g / gesättigte Fettsäuren: 5,1 g / Transfettsäuren: 0,4 g / Ballaststoffe: 2,5 g / Natrium 953 mg.
Enthaltene Allergene und sonstige Hinweise: Gluten; Lupine; Mais; Soja/Sojaprotein; Milch/Milchprodukte; Ei und –erzeugnisse; Sellerie und –erzeugnisse; Sesam; Samen; Senf und –erzeugnisse.

Was bei diesem Produkt fehlte, aber als „Kreuzkontamination“ dennoch enthalten sein könnte, waren:
Nüsse; Fisch und –erzeugnisse; Krebs- und Schalentiere; Schwefeldioxyd und Sulfite.

Waren es wirklich Hühnchenfleischstückchen? Oder war es Fleischersatz aus Soja und Lupine? Wer kann das schon wissen?

Eigentlich hätte sich bei mir ein Sättigkeitsgefühl einstellen müssen. Ich habe mir im Internet meinen Tagesbedarf für mein Alter und mein Gewicht ausrechnen lassen:

Ich habe einen Gesamtumsatz von 2306 kcal, davon einen Grundumsatz von 1423 kcal und einen Leistungsumsatz von 883 kcal, und benötige 84 g Eiweiss, 74 g Fett und 309 g Kohlenhydrate pro Tag.

Wenn ich die Fettwerte des Burgers zusammen zähle, komme ich auf knapp 50 g Fett-Anteil, also etwas weniger als ein Drittel des Gesamtgewichtes, nehme ich die Kohlenhydrate und den Zucker hinzu, komme ich auf etwa die Hälfte des Gesamtgewichtes. Es bleibt offen, was denn das restliche Gewicht ausmacht, ich muss also von einem Drittel Wasser ausgehen!

Jetzt verstehe ich: Fett und Wasser machen eben nicht satt!

Ob meine Wahl nicht richtig war? Hätte ich ein „Double Steakhouse“ bestellt, etwa doppelt so schwer wie mein Burger, wäre ich der Hälfte meines Energietagesgesamtumsatzes mit 1043,2 kcal schon sehr nahe gekommen! Ich vermute, das hätte mich gesättigt, es fragt sich nur für wie lange! Und: gut, dass ich nicht allergisch reagiere! Wie sich diese ungewohnte Mahlzeit wohl auf meinen Magen und meinen Darm auswirkt, wenn die Organe so gut wie keine Ballaststoffe bekommen?

Ich denke, gesunde Ernährung ist etwas anderes! Für mich war es einmal wieder für lange Zeit der letzte Besuch in einem derartigen Schnellrestaurant.

Weitere Hinweise auf Blogs zum Thema vom Kollegen Heinz Scholz:

Kontrapunkt-Artikel: „Fast Food zum Abgewöhnen“
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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