Textatelier
BLOG vom: 05.12.2015

„Denk’ ich an Deutschland.“

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

 

Zwei Varianten – eine Zukunft!

1) Mein liebes Enkelkind!
Man sagt, alte Menschen sollte man nicht verpflanzen, ebenso wie alte Bäume. Sie seien so an ihre Umwelt gewöhnt, dass ein Wechsel viele Unwägbarkeiten mit sich bringe, die zu Leiden führen könnten. Das habe ich mir zu Herzen genommen und bin in Berlin geblieben. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Du und Deine Schwester haben ein Alter erreicht, in dem der Opa nicht mehr die wichtige Rolle in Eurem Leben spielt. Der Freundeskreis ist wichtiger, ältere Menschen verstehen in Euren Augen die Welt nicht mehr, sie haben es, so meint Ihr, schwerer, sich den geänderten Umständen anzupassen und zögern, einfach alles hinter sich zu lassen, neu anzufangen.

Deine Eltern, Du und Deine Schwester haben diesen Schritt gewagt. Besser gesagt, Ihr habt die Situation nicht mehr ertragen. Es blieb Euch nichts anderes übrig als die Flucht. Dabei waren die Jahre, die Ihr und auch Eure leider nicht mehr unter uns weilende Grossmutter und ich verlebt haben, glückliche Jahre, in einer weltoffenen, lebhaften, freundlichen Stadt mit ihrer grossartigen Umgebung.

Wenn ich mich richtig erinnere, fing alles damals an, als die damalige Bundeskanzlerin alle Flüchtlinge willkommen hiess und ihnen Zuflucht vor schlimmen politischen Verhältnissen bot. Es waren nicht alles Flüchtlinge, die damals ins Land strömten. Es waren auch solche Menschen dabei, denen die freiheitliche, tolerante Ordnung in Deutschland ein Dorn im Auge war. Nach dem sie sich eingelebt hatten, begannen sie systematisch, das Land zu untergraben. Die Einwanderer sind inzwischen in der Mehrheit, die ursprünglich deutsche Bevölkerung in der Minderheit.

Die radikalen Gruppen haben, ganz langsam zwar, aber stetig, immer mehr das Recht in die Hand genommen. Anfänglich haben sie es geschickt angestellt, sie haben Parteien gegründet, sind bei den Kommunal-, Landes- und Bundestagswahlen angetreten, wurden gewählt, übernahmen Regierungsverantwortung und am Ende stellten sie die Regierung. Nach und nach wurde die freiheitlich-demokratische Grundordnung umgestellt. Der Islam wurde Staatsreligion. Da die Christen in der Minderheit waren, bemächtigten sich die Muslime der grossen Kirchen, den Berliner Dom, den Kölner Dom und viele andere. Fortan wurden und werden sie als Moscheen genutzt. Zunächst gewährten sie den anderen Religionsgemeinschaften noch ihren Glauben zu leben, aber immer häufiger wurde bei Demonstrationen behauptet, andere Glaubensrichtungen als der Islam seien Gotteslästerung und müssten verboten werden. Zuerst geschah das mit dem Judentum, dann mit den kleineren, den Zeugen Jehovas, den Freikirchen, aber danach auch mit den grossen christlichen Kirchen. Man liess die Gläubigen einfach nicht mehr in die ihnen noch zugestandenen Kirchengebäude hinein. Geistliche wurden ermordet und keine Polizei und kein Richter fanden sich, dagegen vorzugehen.

Dann wurde die Scharia eingeführt und mit ihr die Todesstrafe, etwa die Steinigung bei Ehebruch, das Handabhacken bei Diebstählen, usw. Der Verzehr von Schweinefleisch wurde verboten und zu den muslimischen Gebetszeiten hatte man sich, wenn man sich auf der Strasse befand, gen Mekka zu neigen und zu beten.

Viele Deutschstämmige verliessen die grossen Städte. Sie flüchteten nach Bayern. Dort gibt es einen katholischen Wallfahrtsort, der sich dem Wandel nicht beugte, Altötting. Die Bevölkerung dort wehrte sich, wo sie konnte. Verschleierten Frauen wurde in Läden nichts mehr verkauft, muslimische Geschäfte wurden boykottiert. Des Nachts wurden die Eingänge von Moscheen zugemauert. Es war ein gewaltfreier Widerstand, der durch keine Provokation zu erschüttern war. Anführer arbeiteten im Untergrund und wechselten dauernd ihre Aufenthaltsorte. Die Stadt wuchs und wuchs. Im Umland begann man, eine Stadtmauer zu bauen, mehrere Meter hoch, mit schweren Toren versehen. Niemand wurde hineingelassen, der muslimischen Glaubens war. Fliegende Objekte wurden durch Warnschüsse abgelenkt und verscheucht. Nach ein paar Jahren gaben die muslimischen Machthaber entnervt auf. Sie gewährten der Stadt einen Sonderstatus.

Deine Eltern, liebes Enkelkind, sind mit Dir auch nach Altötting gezogen. Deine Schwester hat sich in Neuseeland eine neue Heimat gesucht, weit weg von hier.

Wir Ihr berichtet, geht es Euch gut, ihr lebt die Freiheiten, die man hier in Berlin nicht mehr geniessen kann. Ja, Altötting ist zu einer offenen Weltstadt geworden, tolerant, aber wachsam gegen alle, die gegen diese Freiheiten auftreten.

Ein wenig erinnert mich das an die Geschichten um Asterix und Obelix, die sich in ihrem gallischen Dorf den Römern widersetzten. Schliesslich ging das römische Reich unter. Eines Tages wird dieses Schicksal auch den Islamischen Staat treffen.

Ich werde es nicht mehr erleben! Ein paar Jahre noch, die ich in meiner geliebten Wohnung mit viel klassischer Musik, Schreiben und Lesen verbringe, mit einem geschmuggelten Gläschen Wein, mehr brauche ich nicht! Und wenn wir uns ab und zu über das Bildtelefon sehen, freut es mich um so mehr! Lebt wohl und seid tapfer!  Dein Euch alle liebender Opa

2) Mein liebes Enkelkind!
Es hat sich in meinem langen Leben in Deutschland so viel verändert! Du weisst, ich bin kurz nach dem 2. Weltkrieg geboren worden. Das Leben war hart und damals war es für meine Eltern schwer, uns 4 Kinder gross zu ziehen. Es ist ihnen gelungen, trotz aller Beschwerden und Hindernisse! Sonst gäbe es Dich und Deine Schwester nicht! Doch das ist, wenn doch nicht vergessen, so doch vergangen. Heute leben wir in Zeiten, in denen es sich leben lässt! Gewiss, die Umweltveränderung und der Klimawandel machen uns zu schaffen. Daran arbeiten alle, damit die Menschheit überlebt.

Einen Schritt dazu hat vor einigen Jahrzehnten die damalige Bundeskanzlerin gewagt, als sie über viele Jahre hinweg Millionen von Flüchtlingen aus Ländern aufnahm, in denen sich eine Mörderbande breit gemacht hat, die man den „Islamischen Staat“ nannte, überhaupt, die Länder mit muslimischer Staatsreligion waren damals aus der Sicht der Menschen in unserem freiheitlichen, offenen, toleranten Europa in ihrer Entwicklung um Jahrhunderte zurück. Dieses Überhandnehmen religiöser Wahnvorstellungen kannte das christliche Abendland aus dem Mittelalter.

Vor allem Deutschland nahm die Flüchtlinge auf, bot ihnen Arbeit und Brot und tat sich damit einen Riesengefallen. Vor allem durch sie lebe ich jetzt als Rentner gut. Die Flüchtlinge sorgten für volle Rentenkassen und das Rentenalter musste auch nicht weiter erhöht werden. Länger als bis zum 67. Lebensjahr muss keiner arbeiten! Es kamen viele gut ausgebildete Ingenieure, Techniker und Computerspezialisten ins Land und brachten uns weiteren Wohlstand, der mithalf, die bis dahin aufgetretenen Umweltschäden zu mildern.
Die überwiegende Mehrheit der neuen Bürger wollte nichts anderes als Frieden, Arbeit und eine gute Zukunft für ihre Kinder.

Ohne diesen Schritt hätte Deine Schwester ihren lieben Ehemann nie kennen gelernt! Auch wenn Sie inzwischen auf einem anderen Kontinent lebt, die Familie ist glücklich.

Ich verbringe meine letzten Lebensjahre in Berlin. Die Stadt hat sich geändert, ist noch mehr eine Vielvölkergemeinschaft geworden, die meist friedlich miteinander lebt und die deutsche Kultur, wenn man von einer solchen sprechen kann, durch andere Sitten und Gebräuche bereichert hat.

Toleranz wird gross geschrieben! Und wenn eine verblendete Gruppe sich anmasst, dagegen vorzugehen, angeblich im Name Allahs, gibt es Massendemonstrationen, die ihnen schnell zeigen, dass Extremismus und Terrorismus hier nicht geduldet wird.

Ich lebe in einem seniorengerechten, offenen Haus. Meine direkten Nachbarn stammen ursprünglich aus Syrien. Sie sind zuvorkommend, herzlich und ich komme gut mit ihnen aus. Ich habe so viel von ihnen gelernt! In Sachen ‚Gastfreundschaft’ haben sie den Deutschen gezeigt, dass es noch viel besser geht, als es früher der Fall war!

Ich kann nur sagen, Du gehst einer, zwar schwierigen, aber lebenswerten Zukunft entgegen! Die technischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte erleichtern das Leben, aber bringen auch Arbeit, Brot und Erholungsmöglichkeiten!

Den islamisch geführten Staaten bleibt gar nichts anderes übrig, als den Wandel, den das Abendland beginnend mit der Aufklärung durchgemacht hat, in kürzester Zeit zu bewältigen, sonst droht ihnen, jetzt wo das Erdöl langsam zur Neige geht, ein Absinken in Armut.

Deutschland hat ihnen gezeigt, dass es vor allem um Bildung, Toleranz und um eine freiheitliche Grundeinstellung geht, ohne die ein Fortschritt nicht möglich ist. Was hatte sich damals, im 18. Jahrhundert, der Fürst Friedrich der Grosse auf seine Fahnen geschrieben? „Jeder soll nach seiner eigenen Façon selig werden!“ Aber das innerhalb einer festen Ordnung!

Du, mein lieber Enkelsohn, verlässt für einige Zeit Deutschland, um irgendwo in der Welt den Menschen zu erläutern, wie es unser Land geschafft hat, multinational zu werden und dabei friedlich zu bleiben. Dazu wünsche ich Dir alles Gute! Sei nicht traurig, wenn Du in nicht allzu langer Zeit hörst, dass ich von Euch gegangen bin! Ich hatte ein schönes Leben, und nicht zuletzt habt Ihr, meine Kinder und Enkelkinder, dazu beigetragen! In Liebe Opa

 

Niemand kann in die Zukunft schauen! Auch wenn viele glauben, sie wüssten, was wird! Wenn alle daran mitarbeiten, hat die Menschheit eine Chance!

 


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