Textatelier
BLOG vom: 05.03.2016

Was tun, wenn die Zentralheizung aussetzt?

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Am vergangenen Sonntag kapitulierte unsere Zentralheizung zum zweiten Mal in diesem Jahre, genau um die Mittagszeit. Die Heizkörper erkalteten nach und nach. Gegen vier Uhr nachmittags verzog ich mich ins Bett, wiewohl ich kein Schlafbedürfnis hatte. Der British Gas Hilfsdienst konnte – überbeschäftigt wie er war – erst am Montag erscheinen, um uns aus der Panne zu helfen. Unter den Daunen erwärmte ich mich. Lily suchte Zuflucht bei einer lieben Bekannten, um der Kälte zu entkommen.

Was tun? Ich stellte mir vor, dass ich ein Juwelier geworden sei und erfand zum Zeitvertreib eine Reihe von Schmuckstücken: kleine ovale und rechteckige Anhängsel an Silberkettchen befestigt. Der erste Entwurf war eine fein mit einem Frauenkopf gravierte Ambermünze aus meiner Sammlung, die ich zwischen der Glasfassung einrahmte. Lichtdurchlässig wie Amber ist, erfreute ich mich an diesem Design. Dreist entwarf ich weitere Bijoux, diesmal buntfarbig mit Email verzierte. Im Blütenkreis gelang es mir, mit feinstem Pinsel, ein Vögelchen aufs Hinterglas zu malen. Andere Entwürfe folgten minutiös mit Farbtupfen übersprenkelt. Merkwürdig wie einem in der Vorstellung solche Feinarbeiten ohne jegliche Sachkenntnisse gelingen! Alles was ich zur Fertigung brauchte, lag griffbereit vor mir auf dem Tisch, mitsamt Lupe, ausgebreitet. In der letzten Etappe tröpfelte und verstrich ich geschmolzenes Glas zwischen beiden Glasflächen von Gold und Silber umrahmt.

Lily erschien und war höchst erstaunt, dass ich insgesamt acht Stunden verschlafen hatte. Verschlafen? Keineswegs, sagte ich und erzählte ihr, wie ich die Zeit verbracht hatte. In der Küche schalteten wir den Backofen an und Wärme breitete sich aus. Bratkartoffeln erwärmten uns zusätzlich. Am Montagmorgen schien die Sonne in die Küche. Der Heizungsspezialist erschien noch am Vormittag und brachte die Heizung wieder in Schwung.

 


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