Textatelier
BLOG vom: 10.03.2016

Windstille ...

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


In Grossbritannien herrscht der Wind und zerzaust die Bäume. Und regnet es obendrein, kippen die Regenschirme über. Stürme vom Atlantik peitschen das Meer auf, und es kommt zu Überschwemmungen der Küste entlang. Sandsäcke türmen sich vor Hauseingängen. Die Bewohner flüchten in die oberen Stockwerke. Samariter erscheinen in hohen Gummistiefeln und tragen Kinder und betagte Leute in Schlauchboote. In Notunterkünfte untergebracht, warten sie, bis sich der Wasserspiegel senkt. Dann beginnt das grosse Reinemachen. Vom Wasser beschädigte Möbel werden entsorgt. Am schlimmsten wird Schottland vom Unwetter heimgesucht. Die Nachbarn helfen einander beim Aufräumen. Die Schotten sind widerstandsfähig und klagen wenig. Sie wissen sich zu helfen.

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Die winterlichen Stürme, im Gegensatz zu den sommerlichen, kann ich nicht ausstehen. Sie wirbeln meine Gedanken durcheinander.  Dann verziehe ich mich in meine Leseecke. Windige Tage gibt es überall, auch in meiner Heimatstadt Basel. Ich fand dann einen Grund, meine Hausaufgaben bis auf später zu verschieben. Folglich lasse ich mich nach Gutdünken vom Wetter beeinflussen. Wer seine Aufgaben vernachlässigt, buckelt sich nachträglich mehr Ärger auf, als die Sache wert ist. Das habe ich endlich erfasst und mir beigebracht, unangenehme Aufgaben zuerst anzupacken.

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Meine Vorliebe gehört der Windstille – auch im emotionellen Bereich. Mit innerer Gleichmut und einem gezügeltem Temperament gelingt vieles leichter und besser. Ansonsten stürzt man von seiner Gedankenleiter und verliert das Konzept. Im übertragenen Sinne ist Windstille für mich mit Geduld vergleichbar. Mit etwas Disziplin ist Geduld erlernbar. Aber sie muss geübt werden. Jedem, der mich auf Geduldsproben stellt, sollte ich eigentlich übungshalber dankbar sein. Er oder sie erweist mir einen Dienst.

 


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