Textatelier
BLOG vom: 02.03.2018

Die Welle: Wissenswertes über ein Wort

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch
als Fremdsprache, Viersen/Deutschland


Ich lasse mir die Wasserwelle erst später legen,
sagte die Mutter ihrem Sohn beim Frühstück,
und fügte hinzu, dass der Friseur bei ihm
glücklicherweise nicht so viel koste, denn er
hätte von Natur aus gewelltes Haar.

Sie las in der Zeitung:
Eine Welle der Empörung bekam Präsident
Trump zu hören, nach dem er wieder einmal
fremdenfeindliche Sprüche von sich gelassen hatte.

Und wie denken die Deutschen über die Flüchtlings-
welle?, war ein weiteres Thema.

Ein Artikel handelte vom Wetter:
Auch in Deutschland können Stürme an der Nord-
oder Ostsee Wellen erzeugen, die einige Meter hoch
sind.

Dann las sie, dass die früher oft gehörte Mittel- und
Langwelle abgeschaltet worden sei, es gebe nur noch
UKW, also die Ultrakurzwelle und die Kurzwelle.

Zum Mittagessen bereitete sie Wellfleisch vor, das die
Familie gerne ass.

Der Sohn kam aus den Schule und erzählte, sie hätten im
Politikunterricht den Film Die Welle gesehen.
Da er eine Hausarbeit darüber schreiben musste, suchte er
im Internet eine Inhaltsangabe des Buches dazu heraus.

Produktinformationen zu: Die Welle Das Buch zum Filmerfolg
Ein junger Lehrer entschliesst sich zu einem ungewöhnlichen Experiment:
Er möchte seinen Schülern beweisen, dass Anfälligkeit für faschistoides
Handeln und Denken immer und überall vorhanden ist. Doch die Welle,
die er auslöst, droht ihn und sein Vorhaben zu überrollen.
Das Experiment gerät ausser Kontrolle. Nach einer wahren Begebenheit
an einer amerikanischen High School.

Im Physikunterricht wurde gerade das Thema Teilchen und Wellen
behandelt, auch dazu holte er sich im Internet bei wikipedia eine
Einführung ins Thema:

Der Welle-Teilchen-Dualismus ist eine Erkenntnis der Quantenphysik,
wonach den Objekten der Quantenphysik gleichermaßen die Eigenschaften
von klassischen Wellen wie die von klassischen Teilchen zugeschrieben
werden müssen. Klassische Wellen breiten sich im Raum aus.

Der Junge wollte am Nachmittag ins Wellenbad gehen.
Er liebte es, sich auf künstlich erzeugten Wellen schaukeln zu lassen und
im Wasser auf den Wellen zu reiten.

Trotz der vorherrschenden Hitzewelle fuhr er den Hügel mit dem
Fahrrad hinauf, er fuhr wellenförmig, um die steile Anfahrt besser
bewältigen zu können.

Auf der Rückfahrt machte er einen kleinen Abstecher an den Rhein
und beobachtete, wie die Wellen des breiten Stromes ans Ufer schwappten.

Als er wieder nach Hause kam, hatte seine Mutter für ihr Kaffekränzchen
Donauwellen gebacken, von dem er ein Stück kosten durfte.

Zu Hause packte er seine Badesachen aus. Er ärgerte sich, denn die
nassen Sachen hatten sein Lieblingsbuch, das er lesen wollte, feucht und
wellig werden lassen.

Am Abend dachte er nach. So viele verschiedenen Wellen konnte es doch
gar nicht geben! Was ist eigentlich eine Welle?

Wiktionary gibt Auskunft:
[1] Physik: Erhebung von Wasser
[2] Physik: Art der Energieausbreitung, zum Beispiel des Schalls oder Lichts
[3] übertragen: eine geistige, kulturelle, politische, allgemeine Strömung, die
sich wiederholt und steigert
[4] Technik: Maschinenteil zur Übertragung von Drehbewegungen
[5] Sport,Turnen: Turnübung
[6] Tanzen: Schrittkombination beim Tanzen
[7] eine von Zuschauern aufgeführte, spezielle Anfeuerungsart
[8] etwas, das optisch an eine Woge erinnert, zum Beispiel eine Erhebung
des Bodens oder die Form der Haare.

Besonders Nr. 7 fand er ganz lustig, hatte er doch auf der Zuschauerbühne
seines Vereins dieses Auf- und Ab als Wellenbewegung selbst schon
praktiziert.

Und wo kommt eigentlich der Begriff her?
Welle, althochdeutsch wellan, wälzen, mittelhochdeutsch welle, wille,
Reisigbündel, Walze.

Da war doch etwas mit Walzen und Welle? Wo hatte er das schon einmal
gesehen? Er wusste es nicht mehr, bis er einen Bericht darüber las:

Wälzlager sind Lager, die als Fixierung von Achsen und Wellen dienen,
wobei sie, je nach Bauform, radiale und/oder axiale Kräfte aufnehmen und
gleichzeitig die Rotation der Welle oder der so auf einer Achse gelagerten
Bauteile (z.B. ein Rad) ermöglichen.

Und wie wird das Wort in andere Sprachen übersetzt?
Die französische Übersetzung ist vague.
das kam ihm seltsam vor, denn auf englisch bedeutet das Wort ungenau.
Und vage im Deutschen wird für als Synonym für verschwommen, undeutlich
benutzt.

Wenn man den althochdeutsche Ursprung betrachtet, könnte man die
Übersetzung verstehen, denn die Welle ist kaum zu greifen, verschwommen
wälzt sie sich dahin. Das gilt aber wiederum nicht für das Technikbauteil aus
Stahl, er dachte an die Kurbelwelle.

Sogar in der folgenden Nacht im Schlaf beschäftigte er sich mit diesem Begriff,
jedenfalls wälzte er sich öfters hin und her!

 


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