Textatelier
BLOG vom: 24.06.2005

Phantasien bei Affenhitze: Mein Bruder, der Schimpanse

Autor: Emil Baschnonga

Den Ansatz zu diesem Blog hat Heinz Scholz mit dem mir zugestellten Hinweis gelegt, dass in einem englischen Auktionshaus (Bonhams) 3 Bilder von „Cora”, dem malenden Schimpansen, € 20 000.− erzielt haben.

 

Der Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse ist, genetisch gesehen, auf 0,6 % geschrumpft. Höchste Zeit also, dass wir zu 100 % zu Affen werden, um menschlicher zu sein. Leider gibt es viele Zeitgenossen, die zum Affen nicht taugen, so etwa George W. Bush. Er spielt sich bloss so auf, als ob er einer wäre. Er gehört in den Käfig, besser noch in den Kerker, am besten in Guantanamo Bay, damit ihm dort etwas waschechte Affenmanieren beigebracht werden.

 

Mein Bruder sitzt, wie ich, im Grossen Rat der Schimpansen. Dort wurde kürzlich einhellig beschlossen, den beleidigenden Ausdruck „Menschenaffen“ abzuschaffen. Schliesslich sind Menschen Tiere und keine Affen. Das hat die englische Affenfreundin Jane Goodall eindrücklich nachgewiesen.

 

Aber die Übermacht dieser Tiere ist wie eine Seuche. Wie wird man sie los, ohne auf ihre Art Krieg zu betreiben? „Genmanipulation“, riet ein besonders weiser Schimpanse. Dieses Manipulieren betreiben sie schon so erfolgreich, auch ohne unser Zutun. Sie werden sich damit selbst den Garaus machen.

 

Ich bin seit je ein skeptischer Affe und meldete meine Zweifel an: „Damit verlieren wir unsere Existenzgrundlage und müssten selbst die Dreckarbeit der Tiere verrichten. Dazu sind wir wirklich nicht geboren!“

 

Dies rüttelte die Affengemeinschaft auf. „Pfui, und erst noch Kleider tragen!“

 

„Nie in meinem Leben werde ich einen Büstenhalter tragen“, schrie eine Äffin, vom Gedanken entsetzt, dazwischen, „und mich schminken!“

 

„Warum verbinden wir uns nicht mit den Lehrmeistern dieser Tiere, den Ameisen?“ warf ein Jungaffe vorwitzig dazwischen. „Damit kommst du nicht durch“, verwies ihn der Brillenaffe, „zu lange haben wir in ihren Ameisenhaufen gestochert.” „Ich meinte nur“, zog der Jungaffe den Schwanz ein. „Aber, wer weiss, vielleicht bist du auf dem rechten Weg“, bemerkte der Brillige gedankenträchtig. „Unser Verbündeter muss globalisiert sein wie die Insekten, seien es Mücken, Bienen oder Läuse.“ Ein Zwischenruf von der Galerie: „Warum nicht Milzbrand?“

 

Das brachte meinen Bruder in Harnisch: „Ein Bakterium? Das wäre wirklich eine Affenschande. Wir sind doch keine Terroristen! Affenität („Humanität“ nennen es die Tiere) wird bei uns gross geschrieben. Basta!“ Damit wurde die Sitzung vertagt.

 

Immerhin wurde Grundsätzliches beschlossen:

 

Punkt 1: Fortan nur noch doppelte Affensprache zu sprechen, damit uns keines der Tiere belauschen kann. Viel Vorsicht ist angezeigt.

 

Punkt 2: Einen Sammelfonds einrichten. Congo Junior habe ja die Malerei bei seinem Vater studiert. Der Vorsitzende fasste zusammen: „Er kriegt so viele Tuben Tempera in allen Farben wie er braucht. In Picasso haben wir immerhin einen tierischen Freund, der Congos Werke signiert, ehe wir sie ins Auktionshaus bringen.“ Wie immer funkte ein Spielverderber dazwischen: „Picasso ist längst tot.“

 

Geistesgegenwärtig parierte der Vorsitzende: „Das spielt absolut keine Rolle: es gibt mehr gefälschte als echte Picassos. Congo wird seine Werke einfach mit ‘Picasso’ signieren.”

 

Nun, als schlauer Affe verweigere ich schlicht und einfach jede Auskunft, wie sich diese Affengeschichte weiterentwickelt.

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