Wird die mächtige Pappel Naturdenkmal?
Wird die mächtige Pappel Naturdenkmal?
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim
Im Landkreis Lörrach gibt es 107 Naturdenkmale und Landschaftsschutzgebiete. Einige Baumliebhaber, darunter auch meine Wenigkeit, schlugen vor, dass die mächtige Schwarzpappel in der Nähe des Wasserwerks „Herzenau“ bei Maulburg (Landkreis Lörrach) zu einem Naturdenkmal erkoren wird.
Bisher haben Einzelbäume, wertvolle Biotopflächen (z.B. Kiesgruben) oder seltene geologische Formationen und Landschaftsschutzgebiete die Auszeichnung bekommen. Die Naturdenkmale sind nicht nur ökologisch bedeutsam, sondern auch touristisch interessant.
In Schopfheim sind 19 Naturdenkmale in einer Liste aufgeführt. Darunter der Eichener See, eine Gletschermühle, ein Gletscherfindling (der weiße Stein), verschiedene Bäume wie die Hohle Eiche bei Schopfheim-Gersbach.
Kriterien für ein Naturdenkmal
Ein Bürger von Maulburg hat das Landratsamt Lörrach informiert und vorgeschlagen, den mächtigen alten Baum auf Maulburger Gebiet als Naturdenkmal unter Schutz zu stellen. Ich wurde auch aktiv und habe diverse Fotos an das Landratsamt (Landwirtschaft & Naturschutz) gesandt. Torben Pahl schrieb: „Unsere Naturschutzbehörde hat den Baum auf ihrer Liste und möchte nun in einem ersten Schritt durch unsere ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten zunächst prüfen, ob eine Schutzwürdigkeit für diesen Baum grundsätzlich möglich wäre.“
Es gibt verschiedene Kriterien für ein Naturdenkmal. So wurden die Naturdenkmale wegen ihrer Schönheit, Seltenheit, Eigenart oder wegen ihrer heimatlichen, forst- oder jagdlichen Bedeutung im allgemeinen Interesse gekürt. „Das besagt eigentlich alles, was für ein Naturdenkmal in Frage kommt“, bestätigte Klaus Böttger von der BUND-Ortsgruppe Schopfheim. Klaus Böttger war anlässlich einer Besichtigung der Pappel beeindruckt von dem mächtigen Stamm, den dicken Ästen und der prächtigen Krone. Böttger ist der Ansicht, dass die Schwarzpappel gute Aussichten für eine Auszeichnung zum Naturdenkmal hat. Der imposante Baum ist auf einem Getreidefeld nur auf einer Fahrspur eines Traktors in der Nähe zu besichtigen.
Unverständliche Entscheidung
Dann kam vom Landratsamt die für viele Bürger unverständliche Entscheidung durch folgende Begründung: „Eine Fachkraft hat sich den Baum vor Ort angeschaut. Als Ergebnis können wir mitteilen, dass sich der Baum für eine Unterschutzstellung als Naturdenkmal nicht eignet. Der Baum steht inmitten einer landwirtschaftlichen Fläche. Bei dem Baum handelt es sich um eine Pappel, in einem Alter von schätzungsweise 70-100 Jahren. Der Baum scheint vital zu sein. Ob es sich um eine Schwarzpappel oder eine Hybridpappel handelt, könnte mittels einer molekulargenetischen Analyse des Baumes erfolgen – ein Hybrid ist für die Ausweitung als Naturdenkmal definitiv ungeeignet. Auch müsste ein Baumgutachten zur Standsicherheit und Vitalität vorgelegt werden.“
Ein Förster meldete sich
Dazu Förster Stefan Niefenthaler vom Forstamt Lörrach: „Die größte Frage ist tatsächlich und auch nachvollziehbar die Frage nach dem Hybrid. Reine Schwarzpappeln sind inzwischen sehr selten, weil die Pappeln sich auch natürlich kreuzen können… Meist bringt die Auszeichnung Auflagen und Erschwernisse für den Eigentümer. Persönlich würde ich mit dem Eigentümer reden und diesen unterstützen den Baum so lange wie möglich zu pflegen und zu belassen. Damit ist vermutlich am meisten geholfen und gemacht.“
Dann wollte ich den Eigentümer erfahren. Die Abteilung Liegenschaft der Gemeinde Maulburg schrieb:
„Aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich Ihnen keine Auskunft zu den Grundstückseigentümern geben. Gegebenenfalls müssten Sie vor Ort die bewirtschaftenden Personen der Felder direkt ansprechen.“
Der mir noch unbekannte Landwirt hat sich übrigens vorbildlich verhalten. Um den Baum herum befindet sich eine Freifläche mit allerlei Gewächsen. Einige Meter weiter spriessen die Getreidepflanzen heraus. So dürfte der wohl schönste Baum in der Umgebung von Maulburg erhalten bleiben. Wanderer, die auf den in der Nähe von der Pappel befindlichen Hebel-Wanderweg laufen, sind oft entzückt, wenn sie den Baum erblicken.
Anmerkung: Es muss noch geklärt werden, ob es sich um einen Hybrid oder eine echte Schwarzpappel handelt, und wie teuer eine Untersuchung ist. Es wird demnächst ein Gespräch mit der Bürgermeisterin Jessica Lang geführt. Geklärt wird, ob die Gemeinde die Kosten übernimmt.
Zitate über Bäume
„Glücklich ist der Mensch, der Bäume liebt, besonders die grossen, freien, die wild wachsen an der Stelle, wo die unendliche Kraft sie gepflanzt hat, und die unabhängig geblieben sind von der Fürsorge der Menschen.“ (Prentice Mulford, 1834-1891):
„Der ganze Reichtum eines Baumes an Gestalt und Leben offenbart sich erst im Winter.“ (W.D. Unterweger)
„Zu fällen einen schönen Baum, braucht´s eine halbe Stunde kaum,
zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht es ein Jahrhundert.“
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