Rheuma hat viele Gesichter
Von Heinz Scholz , Schopfheim D
Unter der Volkskrankheit Rheuma versteht man über 100 verschiedene Erkrankungen, die vor allem den Bewegungsapparat (Gelenke, Muskeln, Sehnen, gelenknahe Bereiche) betreffen und hier zu Degenerationen oder schmerzhaften Entzündungen und Funktionsstörungen führen. In Europa leben derzeit rund 103 Millionen Menschen mit Rheuma. Es ist dies die grösste Gruppe der Bevölkerung mit einer chronischen Krankheit. Erstaunlich ist, dass sogar Säuglinge und Kleinkinder von einer bestimmten Form der Rheumatoiden Arthritis betroffen sein können (Stillsyndrom, juvenile chronische Arthritis). Von besonderer Bedeutung ist die Früherkennung des Leidens. Besonders effektiv erwies sich die ganzheitliche Rheumatherapie. Ausserdem kann der Rheumapatient durch bestimmte Massnahmen, die er konsequent durchführt, sein Leiden positiv beeinflussen.
Litt „Ötzi“ unter einer Arthrose?
In mehreren Publikationen wurde behauptet, dass der vor über 5300 Jahren im Gletschereis der Alpen konservierte „Ötzi“ unter einer Arthrose litt. Um diese Meldung zu bestätigen, schrieb ich Prof. Dr. Othmar Gaber , Professor am Institut für Anatomie der Universität Innsbruck an. Dieser teilte mir Folgendes mit: „Viele der erwähnten arthrotischen Veränderungen entstammen einer Röntgen- und Ct-Untersuchung. Meiner Meinung nach wurde bei diesen Untersuchungen der Massstab einer rezenten Untersuchung angelegt. Man hat dabei sicher nicht berücksichtigt, wie es mit der Demineralisation der Knochen nach 5300 Jahre Legezeit bei 100 % Feuchtigkeit aussieht. Aus anatomischer Sicht kann nur von geringgradigen arthrotischen Veränderungen ausgegangen werden. Zahlreiche im Röntgenbild und Ct-Bild festgestellten Verdichtungen sind z.B. auch durch Austrocknungserscheinungen bedingt.“
Heilende Pflanze: Arnika wirkt entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, schmerzlindernd und antiarthritisch [Fotos: Heinz Scholz]
Prominente Rheumapatienten
Der berühmte Herzchirurg Christiaan Barnard (1922-2001), der 1967 im Groote-Schuur-Krankenhaus in Kapstadt die erste Herztransplantation durchgeführt und zuvor schon etwa 1000 Herzoperationen vorgenommen hatte, litt in späteren Jahren an einer schweren Form der Arthritis. In seinem Buch „Mit Arthritis leben“ schrieb er Bemerkenswertes: „Wenn ich jetzt nach mehr als 20 Jahren an das Anfangsstadium meiner Arthritis denke, sehe ich eigentlich alles klar vor mir: Ich lebte intensiv, ja hektisch, arbeitete bis zum Umfallen... Es gab Zeiten, und es gibt sie noch, wo der Schmerz sehr heftig war, aber irgendwie wurde ich damit fertig. Ich lernte, mit meiner Behinderung zu leben, wenn nicht gar, sie zu meistern und die Hoffnung auf Erfolg oder wenigstens das Gefühl, nicht zu versagen, liess mich weitermachen.“
Auch Papst Johannes Paul II . leidet unter Arthritis, die ihm mit zunehmenden Alter immer mehr zu schaffen macht. Mit bewundernswerter Energie meistert er diese Krankheit.
Der Schweizer Fernsehmoderator Röbi Koller , der mit 20 Jahren die ersten Schmerzen im Kreuzbereich verspürte und sich 10 Jahre herumquälte, bis die Diagnose Morbus Bechterew gestellt wurde, führt den derzeitigen wesentlich gebesserten Zustand auf seinen „bewegten Lebensstil“ zurück. Er lässt, wenn möglich, das Auto stehen, geht zu Fuss, fährt mit dem Fahrrad und schwimmt regelmässig – und benötigt heute keine entzündungshemmenden Medikamente mehr.
Berühmte Persönlichkeiten der Geschichte hatten mit der Gicht (Arthritis urica) zu tun, so Peter Paul Rubens, Albrecht von Wallenstein, Oliver Cromwell, Giacomo Casanova, Isaac Newton, Gottfried Wilhelm Leibnitz, Benjamin Franklin, Johann Wolfgang von Goethe und Charles Darwin . Herzog Christoph von Württemberg, der schwer unter Gicht zu leiden hatte, schrieb eine Abhandlung über diese Krankheit und gab dem ebenfalls gichtkranken Martin Luther Ratschläge.
Der italienische Humanist Cardanus schrieb ein „Lob der Gicht“, worin er behauptete, dass so „edle“ Schmerzen zu höheren geistigen Leistungen anstachelten. Nicht weniger kurios ist, dass für den wohl berühmtesten Arzt Europas im 18. Jahrhundert, Hermannus Boerhaave (1668-1738), nach dem Ende eines Gichtanfalls im holländischen Leiden, wo er als Professor wirkte, die Kirchenglocken läuteten. Wie das Beispiel Heinrichs VI. zeigt, kann die Krankheit sogar eine Hochzeitsnacht vermiesen: Die Heirat Seiner Majestät mit Lady Margareth musste wegen eines Gichtanfalls verschoben werden.
Hand einer 60-Jährigen: Fingerpolyarthrose mit Verdickungen der Fingermittelgelenke
Wie wirkt sich Rheuma aus?
Rheumatische Krankheiten verlaufen meist chronisch. Sie beeinträchtigen den Stütz- und Bewegungsapparat, verursachen Gelenkentzündungen und Gelenkzerstörung, bewirken Veränderungen an Muskeln, Sehnen, Nerven, Herz, Leber, Lunge, Gefässen, Augen, Milz, Leber und Haut. Rheumatiker klagen nicht nur über Bewegungseinschränkung, sondern im besonderen Masse über Schmerzen, die alle Stufen der Schmerzskala umfassen können.
Wie entstehen eigentlich rheumatische Schmerzen? Entweder durch Überbelastung am Arbeitsplatz, einseitige sportliche Betätigung, Abnutzungserscheinungen, Unfallfolgen und Wachstumsstörungen, ferner durch Entzündungen infolge eines gestörten Immunsystems und bakterielle oder virale Infektionen und durch Stoffwechselstörungen. Als Folge von rheumatischen Erkrankungen treten nicht nur gesundheitliche Probleme auf, sondern es gesellen sich soziale und ökonomische Probleme dazu. Rheumatische Erkrankungen verursachen die höchsten Behandlungskosten, Kosten für Arbeitsausfall und Renten sowie Rehabilitationskuren.
Hauptgruppen der rheumatischen Erkrankungen Entzündliches Rheuma: Rheumatoide Arthritis, juvenile chronische Arthritis (Chronische Polyarthritiden), Spondylitis ankylosans, rheumatisches Fieber, Morbus Reiter, Psoriasis-Arthritis, Arthritis nach Zeckenbiss, Morbus Bechterew und Kollagenosen/Vaskulitiden (Systemischer Lupus erythematodes, Sklerodermie, Sjögren-Syndrom, Polymyositis und Dermatomyositis, Polyarteriitis nodosa). Häufigkeit rheumatischer Erkrankungen
Quelle: „A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ von Heinz Scholz (siehe Buchbesprechung am Schluss dieser Arbeit). |
Wer bekommt Rheuma?
Oft herrscht unter medizinischen Laien die Vorstellung, dass Rheuma ein „Zipperlein“ sei, nur ältere Menschen befalle und durch Kälte, Zug oder Feuchtigkeit hervorgerufen würde. Oft wird die Krankheit verharmlost. Die ersten Anzeichen werden nicht allzu ernst genommen. Rheuma ist jedoch eine ernsthafte Krankheit; eine rechtzeitige Diagnose und konsequente Therapie ist von besonderer Wichtigkeit. So bleiben dem Patienten unnötige Schmerzen erspart.
Rheuma trifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die meisten rheumatischen Krankheiten werden allerdings doch ab dem 40. Lebensjahr diagnostiziert. Als Ursachen kommen Überbelastung von Gelenken, ungünstige Arbeitsplatzgestaltung, erbliche Vorbelastung, nicht vollständig ausgeheilte Knochenbrüche, Bänder- und Sehnenverletzungen und angeborene Fehlentwicklung eines Gelenks (Arthrosen) in Frage. Andere rheumatische Erkrankungen werden durch angeborene „Immunstörungen“, Veränderungen des Immunsystems und Entzündungen ausgelöst.
Anteil Rheumapatienten in der Bevölkerung
Innere und äussere Ursachen von Rheuma Innere Ursachen
Äussere Ursachen
Quelle: „A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ von Heinz Scholz (siehe Buchbesprechung am Schluss dieser Arbeit). |
Oft kommen Patienten zum Arzt und fragen: „Habe ich jetzt Rheuma oder nicht?“ Wie die Schweizerische Rheumaliga bemerkt, haben „viele keine Vorstellung, was Rheuma wirklich ist“. Die zweite falsche Vorstellung ist, man könne mit einem Test im Blut feststellen, ob Rheuma vorhanden ist oder nicht. Einen einzigen Test für das Vorliegen einer der verschiedenen rheumatischen Krankheiten gibt es jedoch nicht.
Da rheumatische Krankheiten sehr verschieden verlaufen können, sind sie – besonders in den Anfangsphasen – nicht leicht zu diagnostizieren. Aber gerade die Früherkennung ist wichtig, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern oder hinauszuzögern. Wie Prof. Dr. med. K. Krüger vom Rheumazentrum München betont, sind die bisher vorhandenen bildgebenden Verfahren und Laborwerte zu wenig differenziert, um eine rheumatische Erkrankung im Anfangsstadium einwandfrei zu diagnostizieren. Deshalb empfiehlt er die Klärung von vier Fragen: Wie lange bestehen die Beschwerden? Wie haben sie begonnen (akut oder schleichend)? Wo sind sie lokalisiert? Gibt es eine bestimmte Tagesrhythmik? Es gibt nämlich Rheumakrankheiten, die sich zu bestimmten Tageszeiten durch Schmerzen bemerkbar machen.
Dazu ein Beispiel: Die Schmerzen bei Polymyalgia rheumatica (die sehr schmerzhafte Erkrankung der Schulter-Oberarm- und Beckengürtel-Oberschenkel-Muskulatur) kommen spätabends und frühmorgens. Nach der Patientenbefragung veranlasst der Therapeut zur weiteren Abklärung eine Messung der Blutsenkungs-Geschwindigkeit (BSG), eine Bestimmung der Rheumafaktoren und anderer Faktoren (C-reaktives Protein, HLA-B27 und ANA). Aber sämtliche Faktoren sind unspezifisch. Auch die über alles gelobte BSG gibt nicht immer eindeutige Hinweise. So haben 7 % aller Patienten mit einer Rheumatoiden Arthritis eine normale BSG. Die Rheumafaktoren sind bei allen Infekten und Autoimmun-Prozessen positiv. Es gibt auch völlig Gesunde mit positivem Ergebnis! Wie auf der Fortbildungsveranstaltung der Bayerischen Landesärztekammer publik wurde, finden sich nur bei etwa 50 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis bereits im Frühstadium der Erkrankung Rheumafaktoren.
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Medikamente und biologische Therapien
Es gibt nicht die Rheuma-Therapie, sondern oft handelt es sich um ein Bündel von Therapien, die für den jeweiligen Patienten massgeschneidert sein soll. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer ganzheitlichen Rheumatherapie.
Folgende Therapien und Massnahmen kommen zur Anwendung: Arzneitherapie, Krankengymnastik, physikalische Therapien (Wärme, Kälte, Massagen, Bäder, Elektrotherapie), Ergotherapie (Gelenkschutztraining), psychologische Massnahmen (Schmerzbewältigung, Entspannung, seelische Stützung und Begleitung) bis zu Operationen und der Rehabilitation (Wiedereingliederung möglichst in ein normales Leben).
Medikamente: cortisonfreie Entzündungshemmer, Glukokortikoide, langwirksame Antirheumatika = „Basismedikamente“, Schmerzmittel, Chondroprotektiva.
Phytotherapeutika: Es gibt eine ganze Reihe entzündungshemmender und schmerzlindernder pflanzlicher Präparate. Den besten Effekt zeigten Extrakte von Arnika und Teufelskralle. Laut einer Studie der University of Miami linderte ein Ingwer-Extrakt die Schmerzen von Arthritis-Patienten. Auch eine dänische Untersuchung ergab, dass Ingwer auf den Entzündungsprozess mildernd wirkt. Bei Arthritikern kam es zu einem Rückgang der Schwellungen und zu einer Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit. Weitere in der Rheumatherapie verwendete Pflanzen sind u.a. Brennnessel, Esche, Goldrute, Weide, Weihrauch.
Weitere Heilmittel: Homöopathika, Enzyme, physiologische Darmsymbionten (Darmbakterien-Präparate zur Symbioselenkung), Neuraltherapeutika, Canthariden-Pflaster.
Antioxidantien: Vitamine C und E, Provitamin Beta-Carotin, Spurenelement Selen.
Biologische Therapien: Es handelt sich hier um gentechnisch hergestellte „High-Tech“-Medikamente. Ein Beispiel ist eine Substanz, die den Tumor-Nekrose-Faktor alpha hemmt. TNF-alpha ist eine körpereigene Substanz und spielt bei der Entstehung von rheumatischen Erkrankungen eine Rolle. Medikamente mit dem TFN-alpha-Blocker (z.B. Infliximab, Etanercept, Adalimumab) hemmen Entzündungen und sollen nach neueren Erkenntnissen sogar die Gelenkzerstörung aufhalten.
Übrigens hemmt auch die Teufelskralle den Tumor-Nekrose-Faktor alpha. Die Wirkung ist jedoch nicht so stark wie bei den gentechnisch hergestellten Medikamenten. Die Inhaltsstoffe der Teufelskralle haben jedoch noch 3 weitere Angriffspunkte auf entzündungsauslösende Faktoren.
Medikament | Wirkungen | Einige mögliche Neben-wirkungen |
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) |
schmerzstillend, entzündungshemmend | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenschleim-hautentzündung, Magen-geschwür, Juckreiz, Leber- und Nierenschäden. Die neuen COX-2-Hemmer haben deutlich weniger Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich. |
Glukokortikoide (=Medikamentenbezeichnung für Cortison) |
antiallergisch, entzündungshemmend |
Schlafstörungen, Kalziummangel, Osteoporose, Muskelschwäche, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme (Vollmondgesicht), Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür (Nebenwirkungen sind bei niedrigen Dosierungen sehr viel seltener, deshalb wird versucht, die Dosierung so niedrig wie möglich zu halten und die Medikamente nur über einen begrenzten Zeitraum einzusetzen) |
Basistherapeutika |
Besserung der Beschwerden, führen zu teilweiser oder vollständiger Rückbildung bereits entstandener Schäden | Augenschäden, Blutbildveränderungen, Hautreaktionen, Kopfschmerzen, Leberschäden, Nierenschäden, Übelkeit. |
Chondroprotektiva | Stoppt Zerstörung von Gelenkknorpel (Wirksamkeit noch nicht eindeutig belegt) | Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit, Hautallergien |
Quelle: „A.Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ von Heinz Scholz (siehe Buchbesprechung).
Richtige Ernährung hilftDie Arachidonsäure, eine hochungesättigte Fettsäure, löst im Körper Entzündungen aus. Aus ihr werden entzündungsauslösende Stoffe, die Eicosanoide, gebildet. Die Arachidonsäure ist ausschliesslich in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs enthalten; Pflanzen besitzen nicht die erforderlichen Enzyme, um aus Linolsäure Arachidonsäure zu bilden. Eine fleischreiche Kost liefert täglich 200 bis 400 mg Arachidonsäure, eine ovo-lacto-vegetabile Kost mit wenig Milchprodukten und Eiern dagegen nur 50 mg. Untersuchungen ergaben, dass die Bildung entzündungsauslösender Substanzen parallel zum Arachidonsäuregehalt des Körpers zunimmt.
Hand einer 20-jährigen Patientin: Polyarthritis
Es steht ausser Zweifel, dass eine vegetarische Kost Beschwerden im Zusammenhang mit entzündlichen rheumatischen Krankheiten abschwächen kann. Vegetarier weisen einen niedrigen Arachidonsäurespiegel auf. Laut Prof. Dr. Olaf Adam , München, müssen sich Rheumapatienten trotzdem nicht unbedingt rein vegetarisch ernähren. Entscheidend sei vielmehr die Reduktion von tierischen Fetten. Milchprodukte sollten jedoch zur Ernährung von Rheumatikern gehören, da sie grössere Mengen an Kalzium und anderen Mineralstoffen sowie Vitaminen liefern. Dabei empfiehlt es sich, auf fettreduzierte Milch und Milchprodukte zurückzugreifen, um die Aufnahme von Arachidonsäure zu reduzieren. So enthält beispielsweise ein halber Liter Vollmilch mit 3,5 % Fett 20 mg und Vollmilch mit 1,5 % Fett nur noch 10 mg Arachidonsäure.
Auch die Einnahme von Fischölen kann arthritische Beschwerden mildern. Die im Fischöl vorkommenden Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaen- und Docosahexaensäure) hemmen die Bildung entzündungsauslösender Faktoren.
Dr. Hellmut Lützner , Experte für ernährungsabhängige Krankheiten und Gründer der Deutschen Fastenakademie, empfiehlt seinen Rheumapatienten 2 Wege, um eine Ernährungsumstellung zu bewirken. Der erste Weg führt nach einer Fastenkur über die Rohkost/Frischkost zu der von ihm als Heilnahrung definierten Ernährung (lacto-vegetabile oder ovo-lacto-vegetabile Kost), deren Regeln möglichst auf Dauer befolgt werden sollten. Der zweite Weg ist für Menschen gedacht, die nicht fasten möchten oder Rohkost nicht essen können. Ihnen empfiehlt Lützner eine schrittweise Ernährungsumstellung von der Zivilisationskost über die Vollwertkost zur Heilnahrung.
Fördert die Blutzirkulation im Bindegewebe und in der Muskulatur: Igelball-Methode
„Wer rastet, der rostet“
Dieses kluge Sprichwort gilt im besonderen Masse für den Alltag des Rheumatikers. Eine gezielte Bewegungstherapie ist für den Rheumapatienten unerlässlich. Dabei ist es nicht wichtig, ob der Rheumatiker zu Hause Eigenübungen nach einer Anleitung, Übungen in der Gruppe, gezielte krankengymnastische Übungen, beispielsweise als Einzelübung in der Praxis einer Krankengymnastin oder Bewegungsübungen im Wasser durchführt. Der Rheumatiker sollte die gelernten Übungen zu Hause täglich einmal oder mehrmals am Tag ausführen.
Schlagen Sie also den Weg zu einem aktiveren Leben ein. Dass eine gezielte und patientenorientierte Bewegung viele Vorteile bringt, liegt auf der Hand. Wichtig ist, dass jeder Rheumatiker selbst aktiv wird und mit den Übungen so früh wie möglich beginnt. Er wird dann bald feststellen, dass er den Heilungsprozess günstig beeinflussen kann. Und das ist wohl der schönste Lohn für all die Mühen.
Wirkungen von Bewegungstraining
Quelle: „A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ von Heinz Scholz (siehe Buchbesprechung am Schluss dieser Arbeit). |
Vorbeugung ist wichtig
Da bei etlichen rheumatischen Erkrankungen die Ursache unbekannt ist, kommt der Vorbeugung eine besondere Bedeutung zu. Was können wir tun? Wichtig ist eine ausgewogene gesunde Ernährung, Bewegung und korrekte Körperhaltung. Ein gut trainierter Körper, der nicht zu viele Pfunde auf den Rippen hat, ist besser gegen Abnützungserscheinungen gefeit als ein bewegungsarmer Mensch. Das Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ sollte sich jeder hinter die Ohren schreiben. Zum Körperverhalten wäre noch zu sagen, dass das richtige Sitzen auf Wohn-Sitzmöbeln oder auf Bürostühlen sowie das korrekte Heben und Tragen von Lasten wichtig sind, um spätere Schäden zu vermeiden.
Quellen
„A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ (Strategien für eine ganzheitliche Behandlung von Rheuma) von Heinz Scholz , Verlag A. Vogel, Teufen, 2003 (siehe Buchbesprechung).
„Rheuma und Gicht“ (Selbstbehandlung durch Ernährung) von Hellmut Lützner und Helmut Million, Urban&Fischer, München und Jena, 2001.
„Rheumatische Erkrankungen und Entzündung“ von Stefan Laufer, Steffen Gay und Kay Brune, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2002.
„Arthrosen“ von Matthias H. Hackenbroch, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2002.
„Rheuma – Das Dossier“ von Dr. med. Samuel Stutz, „Schweizer Illustrierte“ vom 27.8.2001.
„Rheuma hat viele Gesichter“ von Heinz Scholz , „Podologie Schweiz“, Heft 2, 2004.
Infos:
Schweizerische Rheumaliga, Renggerstrasse 71, 8038 Zürich, Tel.: 014874000, Internet: www.rheumaliga.ch
Deutsche Rheumaliga Bundesverband e.V., Maximilianstrasse 14, D-53111 Bonn, Tel.: 0228/7667080 oder 0228/76606-0, www.rheuma-liga.de
Österreichische Rheumaliga, Donaufeldstrasse 186/10, AT-1220 Wien, Tel.: 01/2036202, www.rheumaliga.at
Europäische Rheumaliga (EULAR), Witikonerstrasse 15, CH-8032 Zürich, Tel.: 013839690, www.eular.org
Die Teufelskralle wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und knorpelschützend. Die Blüten sind übrigens nur einen Tag geöffnet. [Foto: Bioforce]
Buchbesprechung
Rheuma - eine facettenreiche Krankheit
Heinz Scholz : „A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“. Strategien für eine ganzheitliche Behandlung. Tipps zur Vorsorge und Selbsthilfe. 180 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Tabellen und Schautafeln, in gleicher ansprechender Ausstattung auch in französischer Sprache erschienen. Verlag A. Vogel, Teufen, 2003, ISBN 3-906404-18-8, 24.80 CHF, 16,10 Euro.
Das Thema ist brisant und von komplexer Natur. Rheuma, die facettenreiche Krankheit bis hin zu Dauerschmerz, Gelenkversteifungen und Rollstuhl und keineswegs ausschliesslich auf fortgeschrittene Lebensjahre beschränkt, konfrontiert mit traurigen Rekorden. Dabei ist eine steigende Tendenz in den Industrienationen festzustellen, wobei die derzeit für die selten auf Dauer effiziente Behandlung zur Verfügung stehenden Medikamente mitunter mit erheblichen Nebenwirkungen vergesellschaftet sind: Nebenwirkungen mit zum Teil letalem Ausgang, was zu besonderer Vorsicht bei der Verordnung solcher Präparate veranlasst. Rheuma ist also ein hartnäckiges und auch tückisches Leiden. Nicht selten stösst die Schulmedizin bei ihrer Behandlung an ihre Grenzen. Resignieren als Betroffener? Keineswegs.
Es gibt probate Mittel und Wege, mit der Krankheit leben zu lernen und ihre schlimmen Auswirkungen in Grenzen zu halten. Der namhafte Arzneimittelanalytiker, Medizinpublizist und Ernährungsexperte Heinz Scholz , Verfasser erfolgreicher Gesundheitsratgeber, hat sozusagen hilfreich das Sprungtuch gespannt – in Form eines präzise recherchierten und sinnvoll gegliederten, auch allgemein verständlich verfassten Rheuma-Ratgebers.
„Der Mensch ist, was er isst“, besagt ein altes Sprichwort. Der Autor dokumentiert das in überzeugender Weise. Und er zeigt auf sehr sympathische Weise auf, dass gesunde Ernährung keineswegs vom Odium des Faden bestimmt sein muss. Aufgelistet – dazu im Anhang viele nützliche Adressen, sprich Anlaufstellen – sind die neuesten Erkenntnisse aus der Schulmedizin, gepaart mit solchen aus der Naturheilkunde. Rheumaspezifische Heilpflanzen werden vorgestellt, auch sinnvolle balneologische Therapien, sportliche Betätigung, richtiges Liegen, Tragen, Stehen und Sitzen. Auch die Entspannung ist wichtig, denn die Volkskrankheit Rheuma hat in hohem Mass auch mit Stress zu tun.
„Ganzheitsmedizin“ ist das Zauberwort. Den Menschen, der an seiner Krankheit schwer leidet, in all seinen Entäusserungen erfassen, auch was die Schmerztherapie betrifft, bedeutet sozusagen die Kernzone des vorliegenden Buches. Mit eingeflochten wurden wertvolle Erkenntnisse von Alfred Vogel (1902-1996), der als einer der renommiertesten Verfechter der Natur- und Pflanzenheilkunde in der Schweiz gilt, und mit dem Autor lange Zeit freundschaftlich verbunden war.
Bleibt noch anzumerken, dass der detailreiche Buchtext so überlegt abgefasst ist, dass sich der Leser in seiner ganz persönlichen Krankheitsproblematik angesprochen und damit auch angenommen fühlen kann. Rheuma wird im Buch folglich nicht nur als geschlossenes Krankheitsbild abgehandelt, sondern vielmehr in all seinen diffizilen Entäusserungen. So findet jeder, was speziell auf ihn zutrifft. Die gute Information wird zusätzlich unterlegt durch übersichtliche Tabellen und interessante Schautafeln: Ein Ratgeber, der rundum Hand und Fuss hat.
D.H.
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