Bagua — achteckiges Raster für alle Lebenslagen
Das Logo der Feng-Shui-Serie des Textateliers sind die 8 Trigramme rund um das Yin-Yang-Symbol, das durch die dreilinigen Muster erweitert wird. Diese Trigramme sind in allen möglichen Kombinationen anzutreffen, je nach der Zuordnung, etwa zu den "5 Elementen" (Wu Xing), zu den Meridianen im menschlichen Körper usw. Kua oder gua (neuere Schreibweise) ist das chinesische Wort für Trigramm, ba oder pa seinerseits für die Zahl 8. Deshalb sind die 8 Trigramme als Bagua (oder Pakua, Pa Kua, Pa-k'ua) bekannt; sie stellen eine Verbindung zu den Naturelementen her: Himmel (3 ausgezogene Striche und weiter im Uhrzeigersinn), Wind, Wasser, Berg, Erde, Donner, Feuer und Erde[1]. Sie typisieren zudem die 8 Lebensaspekte: Hilfreiche Freunde (3 ausgezogene Striche), Reichtum, Karriere (Lebensweg), Wissen, Ehe/Partnerschaft, Familie, Ruhm und Anerkennung, Kinder und Kreativität. Es sind Schutz- und Glückssymbole, die auch oft an Türen oder Fenstern angebracht werden.
Die Trigramme bestehen aus jeweils 3 horizontalen Linien, die zur Hälfte in der Mitte unterbrochen sind: Eine zusammenhängende Linie symbolisiert das männliche Yang, eine unterbrochene das weibliche Yin. Die Trinität umfasst das gesamte Universum mit dem Kosmos, der Erde und dem Menschen. Jedes Trigramm ist einer der 8 Himmelsrichtungen und dem Magnetfeld der Erde zugeordnet. Die Grundlagen dafür befinden sich im Weisheitsbuch "I Ging", dem "Buch der Wandlungen", eine der ältesten chinesischen Schriften, welche die gesamte chinesische Kultur inspirierte und in dem ein umfassendes und von Ehrfurcht erfülltes Verhältnis zur Natur zum Ausdruck kommt. Der Mensch wird veranlasst, sich als Teil des Ganzen zu begreifen.
Jedem Trigramm ist im Gefüge des Ganzen ein eigener Platz zugewiesen, so dass sich ein universales energetisches Raster ergibt, ein Oktagramm, das sich für die Aufteilung jeder Fläche von der Schreibtischoberfläche, dem Wohnungsgrundriss, dem Grundstück, einer ganzen Stadt usf. eignet. Jeder der jeweils 9 Bereiche (das Zentrum eingeschlossen) ist mit einer speziellen Energie aufgeladen. Zur Ganzheit gehören alle Teile; fehlt ein einziger davon, ist das Gleichgewicht gestört, und Störungen sind unvermeidlich. Zwar gibt es nirgends Vollkommenheiten; doch unser Bestreben sollte darauf abzielen, sich diesen anzunähern, so weit als nur möglich.
Hier das Bagua-Raster, das in 9 gleich grosse Felder eingeteilt und das sie über ihr Grundstück, die Wohnung, einzelne Räume usf. legen können:
Reichtum | Ruhm | Partnerschaft |
Familie | Tai Chi [2] | Kinder |
Wissen/Bildung | Karriere | Hilfreiche Freunde |
Die Frage ist nun, auf welcher Seite die Grundlinie des Rasters ("Wissen" "Karriere" "Hilfreiche Freunde") angelegt werden soll. Es gibt eine Lehrmeinung, wonach das Bagua entsprechend den Himmelsrichtungen angelagert werden soll. Eine andere Schule, die auf Meister Lin Yun von der Schwarzhut-Sekte zurückgeht, legt die Grundlinie an jene Seite des Grundstücks, Gebäudes oder Zimmers, an der sich der Haupteingang befindet. Dabei spielen die ursprünglichen, den Trigrammen entsprechenden Himmelsrichtungen keine Rolle mehr. Eingänge sind schliesslich der Mund des Qi, der Dreh- und Angelpunkt. Es bleibt den Lesern unbenommen, für welche Variante sie sich entscheiden wollen.
Mit verschiedenen Accessoires können die entsprechenden Bereiche gestärkt werden. Wer seine Kinder schützen will, aktiviert den entsprechenden Bereich z.B. mit einem Windspiel, und ein Geschäftsinhaber wird die Kasse in der Zone "Reichtum"platzieren. Die geschäftstüchtigen Chinesen sind überzeugt davon, dass die genaue Beachtung der Bagua-Erkenntnisse in den Büro- und anderen Geschäftsräumen den Geschäftsgang belebt; insbesondere dem Direktionsbüro kommt eine erstrangige Bedeutung zu.
Auch die Position der Eingangstür hat (laut dem Drei-Türen-Bagua aus der Schwarzhut-Schule) eine Bedeutung: Ist die Tür in der Wandmitte angebracht, gehört sie zum Bereich "Karriere"; befindet sie sich auf der rechten Wandseite korrespondiert sie mit den "Hilfreichen Freunden", auf der linken Seite aber mit Wissen. Meine eigene Bürotür ist linksseitig positioniert und führt in einen Raum voller Bücher, Akten und elektronischen Speichermedien ein Zufallstreffer.
Zu den Methoden des modernen Feng Shui gehört das erwähnte Richtungs-Bagua. Dabei wird das Raster nach den 8 Himmelsrichtungen ausgerichtet. Auf dieser Basis kann dann jeder Bereich innerhalb eines Gebäudes mit dem entsprechenden Trigramm und dem dazugehörenden Lebensbereich verbunden werden:
Süden: | Ruhm und Anerkennung |
Südwesten: | Partnerschaft, Beziehungen |
Westen: | Kinder |
Nordwesten: | Hilfreiche Menschen |
Norden: | Karriereaussichten |
Nordosten: | Wissen und Bildung |
Osten: | Gesundheit und familiäre Beziehungen |
Südosten: | Reichtum und Wohlstand. |
Die alten Chinesen haben die Himmelsrichtungen auch in eine Analogie mit den Tages- und Jahreszeiten gesetzt. Das Faszinierende an alledem ist das Denken in grösseren Zusammenhängen und das Bemühen, Bezüge zu natürlichen Gegebenheiten und Abläufen herzustellen und dort Korrekturen vorzunehmen, wo solche gestört sind.
Eine solche Denkweise hat für die heutigen Generationen, die sich zunehmend von der Natur verabschieden und sich im unbedeutenden Detail zu verlieren pflegen, Vorbildcharakter.
Walter Hess
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[1] Die 8 Trigramme sind die Grundlage für die 64 Hexagramme des I Ging. Daraus hat sich das 8-eckige Symbol ergeben, das benötigt wird, um die Feng-Shui-Qualität zu beurteilen. Es entspricht den 4 Himmelsrichtungen und den 4 Zwischenhimmelsrichtungen. Es gibt das "Bagua des frühen Himmels", das als Yin-Bagua bezeichnet wird und auf der Einstiegsseite zu dieser Serie abgebildet ist, und das Yang-Bagua, das "Bagua des späten Himmels". Unser Yin-Bagua mit der Anordnung der Trigramme nach der vor-himmlischen Reihenfolge ist ein schützendes Bagua, das oft an die Aussenseite der Eingangstür gehängt wird. Ein Bagua darf niemals im Hausinnern aufgehängt wird; sonst wird des zur Quelle von schlechter Energie.
[2] Tai Chi (Tai Chi Chuan) bedeutet auch "das Beste" und Chuan "die Faust" und kann sich in diesem Fall auf die aus dem Kampfsport entwickelte Folge von Bewegungsabläufen beziehen ("Schattenboxen"), womit die Muskelkraft und das Gehirn gleichermassen gestärkt werden sollen, ganzheitliche und höchst anspruchsvolle Übungen. Die Lebensenergie Qi wird dadurch zum freieren Fliessen veranlasst. Dasselbe ist auch das Ziel beim Qi (Chi)Gong ("das Qi üben"): Die Lebensenergie wird aktiviert, gelenkt und ins Gleichgewicht gebracht.
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