Die Stierhatz von Pamplona: Mitleid nur mit den Tieren
Autorin: Lislott Pfaff
Das traditionelle Fest des Schutzpatrons San Fermín in Pamplona (Nordspanien) mit dem Stiertreiben wurde durch den Roman „Fiesta“ des leidenschaftlichen Jägers und Stierkampf-Fans Ernest Hemingway berühmt. Der Bekanntheitsgrad dieses Schriftstellers und schiessfreudigen Jägers ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass diese Fiesta eine äusserst brutale Angelegenheit ist. Das passt zu Hemingway: Sein Wohnhaus, heute das „Casa Museo Ernest Hemingway“ in Francisco de Paula auf Kuba, wo er 20 Jahre lang lebte, ist vollgestopft mit Jagdtrophäen. Selbst Stierköpfe schauen die Besucher von den Wänden herab an.
Alljährlich werden vom 7. bis zum 14. Juli jeden Morgen 6 Kampfstiere von rund 2000 Mozos (Läufern) über gut 800 m durch die engen Gassen von Pamplona zur Arena gehetzt, wo sie abends von den tötungsgewohnten Toreros gekillt werden. Die Tiere geraten bei dieser unbarmherzigen Hatz ohne Fluchtmöglichkeiten in Panik und trampeln nieder, was ihnen im Weg steht – u. a. Mozos oder Touristen, die sich bei dem Massenspektakel in den engen Gassen der Altstadt gegenseitig behindern, trotz Antirutschmitteleinsatzes auf dem Kopfsteinpflaster ausrutschen und womöglich vor einem der aufgehetzten Stiere zu Boden stürzen.
So geschah es auch dieses Jahr wieder, als nach neusten Internet-Meldungen (unter Google-News vom 10. 7. 2005) in den ersten 4 Festtagen rund 100 Menschen verletzt und 4 davon von den zur Raserei gebrachten Tieren auf die Hörner genommen wurden. Ich muss gestehen, dass ich mit keinem einzigen dieser Verletzten Mitleid habe, seien es Einheimische oder sensationslüsterne Touristen. Wer das Risiko sucht, muss auch die Konsequenzen tragen – besonders, wenn die Suche nach dem ultimativen Kick unter völliger Missachtung der damit verbundenen Qual unschuldiger Tiere einhergeht, die gegen ihren Willen in diese Situation hineingedrängt und dann unweigerlich – wie immer sie auch reagieren – zu Tode gebracht werden.
Das Ganze ist um so perverser, als die Fiesta-Abenteuer von Pamplona (nach dem heiligen Schutzpatron Sanfermines genannt) jeweils von der christlichen Kirche abgesegnet werden. Die Veranstalter wie auch die Teilnehmer dieser frommen Belustigung können sich auf Gott, Christus und auf den gefeierten Schutzheiligen berufen, um die Grausamkeiten zu rechtfertigen, die für eine sich zivilisiert nennende Spassgesellschaft zelebriert werden.
Das einzig Sympathische an dieser „Fiesta“ im spanisch-katholischen Sinn und Geist: Die Stiere haben vor ihrem seligen Ende wenigstens noch die Möglichkeit, ein paar Idioten zu zertrampeln.
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