Textatelier
BLOG vom: 05.08.2005

Das ewige Religions- und Machtgerangel: Hans was Heiri

Autorin: Lislott Pfaff

In der „Basellandschaftlichen Zeitung“ (bz) vom 4. 8. 2005 erschien der „Standpunkt“ eines überzeugten Christen, der seine eigene Religion oder religiöse Anschauung gegen alle andern Weltreligionen ausspielt und verteidigt. Besonders ist es ihm ein Dorn im Auge, dass heutzutage von gewissen Ethikern offiziell eine „Einheitsreligion“ angestrebt werde: Sei es nun Hans Küngs „Weltethos-Projekt“, der „Aufruf zu Liebe und Toleranz“ des Dalai Lama oder gar die Behauptung eines Kommunikationsberaters (ebenfalls in der bz publiziert), in den Religionen liege der Ursprung der Kommunikation.

Sie alle wie auch viele andere Philosophen, Vertreter von Weltreligionen oder selbsternannte Ethikexperten beziehungsweise Gurus haben zugleich Recht und Unrecht, weil niemand die letzte Wahrheit je wird ergründen und festlegen können. Früher waren es junge Religionsstifter wie Jesus oder Mohammed (damals waren sie wohl noch Esoteriker), heute sind oder waren es alte Männer wie der kürzlich verstorbene Papst Johannes Paul II., Ayatollah Khomeini oder der erwähnte Dalai Lama (70), welchen von der Menge Ovationen dargebracht wurden und werden. Recht so. Ich warte jetzt nur noch auf die alten Frauen, denen eine solche Ehre zuteil würde. In künftigen Jahrhunderten werden es vielleicht Kinder sein ... 

Ob Einheitsreligion oder ein bestimmter Glaube, bei allen diesen von Menschen gemachten Vorspiegelungen falscher Tatsachen menschelt es bedenklich: Die jüdische und die islamische Religion fordern das blutige Schächten der Schlachttiere bei vollem Bewusstsein, christliche Forscher quälen Tiere in den Labors zu Tode, und sogar der oberste Mönch der Buddhisten glaubt von den Forschungen der Neurowissenschaftler hierzulande, die zu Ehren ihrer Wissenschaft ebenfalls die grausamsten Tierversuche anstellen, profitieren zu können. 

In der Vergangenheit unternahmen die Moslems ihre kriegerischen Eroberungen, die Christen ihre kriegerischen Kreuzzüge, in der Gegenwart schlagen sich die Christen (allen voran die USA), Moslems, Hindus usw. gegenseitig die Köpfe ein: Hans was Heiri. Ich vermisse überall das postulierte Mitleid und die Liebe. Die Religion als „Ursprung der Kommunikation“, wie sie der oben erwähnte Kommunikationsberater darstellt, habe ich hingegen noch nie vermisst. 

Die Kommunikation mit Mensch und Tier ist mir bisher immer ohne religiöses Zutun gelungen. Ob mit oder ohne Religion ist der Mensch tout court (sei er Buddhist, Christ, Hindu, Jude, Moslem usw.) doch unter allen Tieren jenes, das seit jeher auf der Erde die grössten Zerstörungen angerichtet hat und wohl noch anrichten wird. Was soll also dieses Religions- bzw. Machtgerangel? Es würde der Menschheit wohlanstehen, anstelle der Rechte von Religionen die Rechte der Natur zu verteidigen, damit diese endlich vor den menschlichen Übergriffen Ruhe hat.

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