Die Zürcher Street-Parade-Strassen sind jetzt wieder sauber
Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich
Die Strassen der Stadt Zürich sind nun wieder sauber, harmlos, der Urin-Geruch dank des Regens aufgelöst, die Ruhe eingekehrt. Meine Tochter Letizia, die am Sonntag sehr früh durch die Bahnhofhalle kam, erzählte, dass die Schuhe im Schmutz kleben geblieben seien.
Ich war am Samstag auf dem Weg in meinen Dienst innerhalb der Menschenströme, die an die Street Parade gekommen waren, unterwegs. Da konnte ich gerade froh sein, dass ich das Limmatquai noch überqueren konnte. Trotz des kühlen Wetters sah man viele entblösste Leiber. Viele Frauen im Bikini mit Netzstrümpfen. Da war einfach jeder gute Geschmack unbekannt.
Am schlimmsten für mich: Jede kleine Bar und beinahe jeder Kiosk in meinem Umfeld war mit einer Verstärkeranlage ausgerüstet. Wo ich auch hinkam, dröhnte es. Da werden sicher Gehörschäden davongetragen.
Das grosse Problem: Die Drogen! Der „Tages-Anzeiger“ titelt heute (15. 8. 2005): „Positive Partybilanz trotz Drogenrekord“ und schreibt: „... die Zahlen der Polizei überschatten die Bilanz: 182 Personen mussten wegen Drogen- oder Alkoholmissbrauchs betreut werden, 70 % mehr als an der letztjährigen Parade. 40 Personen wurden wegen Dealer-Tätigkeit verhaftet.“
Wenn ich heute die Bilder in der Zeitung anschaue, dann weiss ich wieder einmal: Ich bin von einem anderen Planeten. Ich kann dieses Ausflippen auf „Teufel komm raus!“ nicht nachvollziehen. Dabei freute ich mich am Samstag, als ich die 15 Tips („Tun und Lassen“) las. Z. B. „NO DRUGS, NO DEALING, GOOD FEELING!“
„Werdet nicht selber Opfer des Klischees, dass man nur mit Drogen feiern könne. Niemals Drogen mixen! Alkohol und Partydrogen zusammen können lebensgefährlich sein. Glaubt den Dealern nichts; denen ist euer Leben egal. Lügt euch nicht selbst an. Drogenfrei abtanzen ist geil genug.“
Das diesjährige Motto hiess TODAY IST TOMORROW − Heute ist Morgen! – auf Schäden hinweisend, die in der Zukunft auftreten können. Mir imponierte der Blick auf die Vernunft.
Ich bezweifle aber, dass solche Aufrufe im Massentaumel überhaupt noch gehört werden können.
Keine Freude habe ich verspürt, als ich vor einer Stunde den Organisator am Radio verkünden hörte: Auch nächstes Jahr (2006) findet die Street Parade statt.
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