Textatelier
BLOG vom: 06.09.2005

Die tödliche Gefahr der zentralistischen Globalisierung

Autor: Walter Hess

Globalisierung bedeutet eine erdumspannende Gleichschaltung, ursprünglich der Wirtschaft, anschliessend auch aller übrigen Lebensbereiche, inklusive des Lebensstils aller Völker bis zur Einheitssprache. Globalisierung bedeutet also Uniformierung, Verlust der Individualität, Zerstörung der Biodiversität (der natürlichen Vielfalt). Jede Monokultur trägt das Zerstörungspotenzial in sich und stirbt. Man weiss das aus der intensiv betriebenen Land- und Forstwirtschaft, die nur noch eine Zeitlang mit chemischen Einsätzen und/oder gentechnologischen Manipulationen über die Runden gebracht werden kann. Das ist ein verzweifelter Endkampf, der ohnehin zum Scheitern verurteilt ist. Alles ist auf schnellen Gewinn ausgerichtet, diesem Markenzeichen des Neoliberalismus.

Das ist das Eine. Die andere grosse Gefahr der Globalisierung ist die Machtüberfülle, die sich an der Weltzentralstelle zusammenballt. Sie befindet sich in Washington. George W. Bush sei der mächtigste Mann der Welt, verkünden alle Medien unisono. Und hier haben sie ausnahmsweise einmal Recht. Was er sagt und anordnet, gilt für die ganze Erde (mit Ausnahme von Iran, Kuba und Nordkorea), auch wenn das viel mit blödsinnigem Mitläufertum zu tun hat. Aber es ist so. Wenn er gegen Naturschutz ist, stirbt dieses Thema (und die Natur). Die gigantische kollektivistische überstaatliche Form der Globalisierung, die alles dem wirtschaftlichen Erfolg von Grossunternehmen und ihren Managern unterordnet, ist in ihrer heutigen Ausprägung eine Diktatur. Es ist die Vorherrschaft einer Person oder aber einer Gruppe von Personen, welche der Diktator nach seinen Machtgelüsten zusammengestellt hat. Ob man dabei von Diktatur oder Oligarchie sprechen will, spielt keine Rolle – es kommt auf dasselbe heraus. Der Gipfel der Verlogenheit ist es, wenn so etwas unter Demokratie verkauft wird, weil gelegentlich noch ein paar Wahlfarcen veranstaltet werden, bei denen Geld und Manipulationen das Resultat im Voraus bestimmen.

Eine Diktatur ist so gut oder so schlecht wie der Diktator. Die Geschichte hat dies hinreichend gelehrt. Wäre der intelligenteste, weitsichtigste, ethisch hochstehendste Mensch der Weltdiktator, wäre diese Staatsform erträglich, vielleicht sogar ideal. Was aber ist, wenn der bösartige Dorftrottel zum Diktator wird und Schönredner (Spin doctors) zur Irreführung der Völker einsetzt? Vielleicht hat der Schriftsteller Bernhard Traven Torsvan („B. Traven“) in seinem Werk „Der Marsch ins Reich der Caoba“ die treffende Antwort darauf gegeben: „Je weniger Gehirn ein Regent hat, desto mehr versucht er, durch Gewaltanwendung Widerstände unmöglich zu machen.“ Ich bin sehr geneigt, dem vollumfänglich zuzustimmen.

Eine weitere Frage, geboren aus der Aktualität heraus: Was passiert, wenn Menschen geholfen werden sollte, die sich nicht der Uniformierung unterordnen und die wegen ihrer Armut kein ins Gewicht fallender Wirtschaftsfaktor, sondern Störenfriede und öffentliche Belastungen sind? Dann leisten Regierung und Zentralverwaltung statt Hilfe eben passive Sterbehilfe. Sie spielen auf Zeitgewinn, damit möglichst viele elegant im Elend umkommen. Ein Hilfskonvoi mit Trinkwasser für New Orleans soll sogar zurückgeschickt worden sein.

Man kann auch durch Nichtstun (Unterlassung von Hilfe) zum Täter werden. Das ist im Mississippi-Delta auf dramatische Weise geschehen, als die Deiche, deren Unterhalt bewusst vernachlässigt worden war, endlich gebrochen waren. Schwache und Gedemütigte mit schwarzer Hautfarbe wurden vor aller Weltöffentlichkeit so lange ihrem Schicksal überlassen, bis ein weltweiter Protest ausbrach und das himmeltraurige Spiel des Autokraten im globalen Dorf beendete und er, um seine Haut in den Proteststürmen noch einigermassen zu retten, endlich Hilfe zulassen musste.

Der Globalisierungsprozess hat nach all dem von ihm bewirkten Elend wie den Erdölkriegen, den Arbeitslosenheeren, der Terrorismusförderung, der Vertiefung des Grabens zwischen Reichen und Armen ein paar neue Leichenberge geschaffen, welche selbst der zur Verblödung hingeführten Weltöffentlichkeit und den US-hörigen Mitläufern auf allen politischen Ebenen und Etagen als Lehrstück dienen müssten.

Ein weiteres Globalisierungskapitel ist geschrieben. Hoffentlich wird es richtig gelesen und interpretiert.

Buchhinweis: „Kontrapunkte zur Einheitswelt. Wie man sich vor der Globalisierung retten kann“ von Walter Hess und Fernand Rausser, Verlag Textatelier.com GmbH, CH-5023 Biberstein. ISBN 3-9523015-0-7.

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