Bio-Anbauer: Sie haben Neider, Denunzianten und Saboteure
Autor: Heinz Scholz
Während der Recherchen zu meinem Buch „Richtig gut einkaufen“, das jetzt in der Verlag Textatelier.com GmbH, CH-5023 Biberstein, erschienen ist, erfuhr ich so manche unliebsame Dinge, mit denen Bio-Bauern konfrontiert werden. Es sind Ereignisse, die nicht auf die berühmte Kuhhaut gehen. Hier ein Auszug aus meinem Buch:
In einem Gespräch mit einer Landwirtin, die schon 22 Jahre ökologischen Landbau im Markgräfler Land betreibt, kam heraus, dass sie oft mit der Unwissenheit von Leuten zu kämpfen hat. So sagte doch neulich eine Bekannte zu ihr: „Warum sind die Produkte so teuer? Sie müssen eigentlich billiger sein, Sie benutzen doch keine Spritzmittel.“ Dann musste die Bäuerin sie aufklären. Sie entgegnete: „Ich habe zwischen 10 und 20 % Mehrarbeit. Diese besteht in der täglichen Protokollführung für den Bio-Verband und in der zeitintensiven mechanischen Beikrautregulierung (Jäten, Eggen). Mehrkosten entstehen auch durch die regelmässigen strengen Kontrollen.“ Sie hat auch mehr Ausschuss. Durch den Ausschuss (viele Kunden bevorzugen äusserlich schöne Ware) kann sie auch weniger verkaufen.
Auf der anderen Seite gibt es Neider, Saboteure und Denunzianten. So wurden einer Bäuerin – sie möchte nicht genannt werden, da sie Repressalien befürchtet – einmal sehr gute Weinstöcke mit den saftigen Trauben kurz vor der Ernte mit einem Spritzmittel besprüht. Auch die Rosen kamen an die Reihe: Sie wurden zu später Stunde (die Bäuerin hörte verdächtige Geräusche in der Nacht) mit Benzin oder Diesel bespritzt. Die Rosen liessen ihre Köpfe hängen und waren nicht mehr zu verkaufen.
Ein anderes Mal wurde eine Chemikalie in der Muttermilch einer Stillenden gefunden. Da die Frau regelmässig bei ihr einkaufte, wurde das ökologisch erzeugte Obst und Gemüse verdächtigt, an dieser Belastung schuld zu sein. Ein amtlich bestellter Kontrolleur nahm Proben von Obst und Gemüse, die dann in einem Labor in Freiburg untersucht wurden. In den Proben wurden keine Schadstoffe entdeckt.
Mit ihren Kunden hat die erwähnte Bäuerin jedoch ein gutes Verhältnis. Sie kommen immer wieder, um diese Bio-Lebensmittel zu kaufen. Das gibt ihr Mut, trotz Neidern und Denunzianten weiterzumachen.
Als ich kürzlich nach einer Wanderung über den Markt von Müllheim D ging und einen Bio-Bauern auf diese Vorfälle ansprach, meinte er, bisher konnte er unbehelligt seine Produkte anbauen und verkaufen. „Zum Glück gibt es nicht überall solche missliebigen Menschen“, meinte er.
Auch ein Biobauer, der in der Nähe von Maulburg D einen Bio-Betrieb leitet, stand mir Rede und Antwort. Was er über seine Probleme und im Besonderen über den Maisanbau, den er ablehnt, zu berichten wusste, ist in meinem Buch ausführlich dargestellt.
Noch einige Worte zu den Saboteuren: Es ist unglaublich, wie Menschen anderen so etwas antun können, nur weil sie anders denken und handeln, und einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit leisten. Nach diesen Vorfällen, die kaum in der Presse bekannt wurden, sollte man die Bio-Bauern umso mehr in ihrem Bestreben unterstützen.
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