Textatelier
BLOG vom: 09.09.2005

Schwein bei der Wohnungssuche: „Hier stört uns keiner“

Autor: Heinz Scholz

Pech haben. Glück hat derjenige, der ein gutes Händchen beim Kauf hatte, gute Nachbarn bekommt und nicht durch Lärm belästigt wird. Pech aber hat jener, der erst später bemerkt, wie baufällig die Bude ist und wie lärmend und rücksichtslos sich die Nachbarn gebärden. Übervorsichtige, wie eine ehemalige Arbeitskollegin bei Ciba-Geigy in Wehr D, sah sich vorher den Nachbarn an, bevor sie mit dem Hausbau begann. Andere wiederum nehmen einen Sachverständigen mit, um entsprechende Wohnungen zu begutachten. Denn oft ist es so, dass Unterkünfte in den schönsten Farben geschildert werden. Ziel ist es, die Wohnung möglichst teuer zu verkaufen.

Auch in unserer Nähe wurde vor Jahren eine Wohnung mit „mediterranem Flair“ zu einem überhöhten Preis angeboten. Bei der Wohnungsinspizierung entdeckte man keine mediterranen Möbel, sondern nur Fliesenböden und einige italienische Blumenkübel. Das konnte nicht gut gehen. Die Wohnung der Bluffer stand längere Zeit leer, dann wurde der Preis gesenkt, und bald darauf fand sie einen neuen Käufer.

Bezüglich Immobilienmakler, die ja mit allen Wassern gewaschen sind, noch etwas Bemerkenswertes (aus der „BZ“ vom 7. 9. 2005): Da hat ein englischer Immobilienmakler ein lebendiges Schwein der seltenen Rasse Gloucester Old Spot versprochen, wenn jemand bei ihm ein Haus kauft. 2 Schweine hat er auf diese Weise schon verscherbelt. Die Tiere sind hauszahm und stubenrein.

Aber es gibt auch Wohnungssuchende, die immer ein Haar in der Suppe entdecken und die mit nichts zufrieden sind. Die folgende Geschichte erzählte mir vor einiger Zeit ein ehemaliger Arbeitskollege:

Ein Ehepaar kaufte vor einigen Jahren eine schmucke Eigentumswohnung. Kurz darauf wurde sein geruhsames Leben durch laute Musik aus der Nachbarwohnung getrübt. Da das Verhältnis zum Nachbarn nicht das Beste war, fruchteten diesbezügliche Beschwerden nichts. Deshalb beschlossen die Eheleute, die Wohnung zu verkaufen und ein Haus in ruhiger Wohnlage zu suchen. Endlich war es so weit. Sie hatten ein etwas älteres Haus in Waldrandlage in Augenschein genommen. „Hier stört uns keiner“, sagte der lärmgeplagte Ehemann zu seiner Frau. Flugs wurde die Wohnung verkauft und das Haus erstanden. Als handwerklich begabter Mensch brachte der stolze Besitzer seine Hütte auf Vordermann. Aber auch hier währte die Freude nicht lange. In der Nähe des Hauses befand sich nämlich ein Grillplatz. An schönen Tagen herrschte hier bis in die späte Nacht hinein Hochbetrieb. Das Gegröle der Angeheiterten drang bis ins Schlafzimmer vor und störte die Ruhe empfindlich. Schliesslich beschlossen die Lärmgeplagten, das Haus zu verkaufen. Sie waren so klug, das Haus während des Winters anzubieten, denn da fand sich kein Mensch am Grillplatz ein.

Nach einiger Zeit fanden die beiden ein schönes Reihenhaus. Kurz vor der Unterschrift zum Kaufvertrag erblickten sie die Nachbarin. Diese hinterliess bei ihnen einen solch abstossenden Eindruck, dass sie fluchtartig die Gegend verliessen. Bald darauf zog das Paar wiederum in eine Eigentumswohnung ein. Wie ich nun hörte, kriselt es dort schon wieder. Einige Nachbarn sollen wieder nicht die Passenden sein. Eine unendliche Geschichte.

Aber vielleicht finden die beiden eines Tages die richtige Wohnung oder das passende Haus und gute Nachbarn, um endlich in Frieden leben zu können. Das wünsche ich ihnen von Herzen.

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