Frühwarnsysteme der Urvölker und der Tiere
Autor: Heinz Scholz
Aus allen betroffenen Gebieten in Asien, die vom Tsunami heimgesucht wurden, kommen noch immer schreckliche Videoaufzeichnungen via Bildschirm in unsere Zimmer. Immer wieder wurde und wird ausführlich über die Zerstörungsgewalt der riesigen Wellen, über die vielen Toten und die umherirrenden Menschen, die verzweifelt nach vermissten Familienangehörigen suchten, aber auch über das fehlende Frühwarnsystem berichtet. Bei den täglichen Nachrichten aus dem Katastrophengebiet fiel mir allerdings auf, dass niemals von Tieropfern gesprochen wurde. Man sah auch keine Tierkadaver auf den eindrucksvollen und erschütternden Bildern.
„Es gibt keine toten Elefanten, nicht einmal einen toten Hasen oder ein totes Kaninchen“, berichtet HD Ratnayake, Vizedirektor der Naturschutzbehörde von Sri Lanka. Die Erklärung, warum das so war, folgte auf dem Fuss: Der Fachmann ist der festen Meinung, dass Tiere das Herannahen von Katastrophen spüren können. Für Anhänger von Naturvölkern und Tierfreunde ist dies „ein alter Hut“, denn sie wissen schon lange, wie sich Tiere bei drohenden Gefahren verhalten. Dazu einige Beispiele:
Die Eingeborenenstämme auf den Andamanen und Nikobaren beobachteten vor dem Eintreffen der 10 Meter hohen Flutwelle ein merkwürdiges Tierverhalten. Wilde Elefanten brüllten und zogen sich in die Berge zurück, Vögel kreischten und Delfine und Eidechsen verhielten sich höchst merkwürdig. Wie die Tierschützerin Debbie Martyr betonte, sind wild lebende Tiere extrem empfindsam. Sie ist überzeugt, die Tiere hätten die herandonnernde Flut schon frühzeitig gehört oder Veränderungen des Luftdrucks gespürt. Die Tiere könnten aber auch feinste Druckschwingungen in Boden und Wasser, die einer Welle vorauseilen, oder Störungen im Erdmagnetfeld registriert haben.
Die Eingeborenenstämme sind noch befähigt, auf die Signale der Tierwelt zu achten und auch die Umwelt genau zu beobachten. So bemerkte der Stammesführer Sarmao Kathalay das Zurückziehen des Meeres. Er wusste sofort, das Meer würde bald mit voller Wucht zurückkehren. Er führte dann 180 Menschen seiner Sippe auf einen Berg. Indiens Regierung will jetzt dieses urzeitliche „Frühwarnsystem“ näher unter die Lupe nehmen.
Und was taten die unaufgeklärten Urlauber und Einheimischen an den Stränden in Thailand, Indonesien, Sri Lanka oder Indien? Sie beobachteten fasziniert das Zurückweichen des Wassers, fotografierten und schäkerten herum. Als die gewaltige Flutwelle kam, rannten sie los − aber es war für viele von ihnen bereits zu spät.
Eine frühere Arbeitskollegin, die sich vor 3 Jahren in einem Wellnesshotel an der östlichen Küste von Sri Lanka verwöhnen liess, erkundigte sich nach Opfern und den Zerstörungen in diesem Ort. Es wurde ihr berichtet, dass viele Personen umkamen und der Ort zu 85 % zerstört sei. Während ihres Urlaubs beobachtete sie Warane, die aus einem nahegelegenen Fluss in den Morgenstunden herauskamen, auf dem Hotelgelände herumkrochen und sich dort zum Sonnen ein ruhiges Plätzchen suchten. Sie erfuhr nichts über Tieropfer in dieser Region.
Bis heute liegen auch viele Beobachtungen über das ungewöhnliche Verhalten von Tieren vor Erdbeben vor. So beobachtete ich hier in Schopfheim D bei meiner Hauskatze schon einige Stunden vor dem letzten Erdbeben am 5. Dezember 2004, das um 2.52 Uhr mit einer Stärke von 5,4 auf der Richterskala im Rheingraben hereinbrach, eine merkwürdige Unruhe. Sie „tigerte“ aufgeregt herum und verzog sich nach einiger Zeit unter das Sofa. Dies tut sie sonst nur bei einem Gewitter oder bei einer Silvesterknallerei.
Eine Münchner Journalistin berichtete mir über das Verhalten ihres Hundes kurz vor einem Fliegerangriff im Zweiten Weltkrieg. Immer, wenn ein Angriff bevorstand, wurde der Hund sehr unruhig − und zwar schon mehrere Stunden vor einer Radiodurchsage. Flogen die Verbände plötzlich in eine andere Richtung, blieb der Hund ruhig. Das wiederholte sich einige Male.
Es gibt auch Berichte über Tiere, die bei Bränden Menschenleben retteten. So kratzten Hunde oder Katzen an Schlafzimmertüren und weckten die Bewohner und bewahrten sie vor Schäden.
Einen besonders bemerkenswerten Fall erzählte mir die oben erwähnte Arbeitskollegin über das Verhalten einer Katze beim Grossbrand in einem Werk der damaligen Firma Sandoz. Zur Erinnerung: In der Nacht auf den 1. November 1986 brach ein Grossbrand im Werk Schweizerhalle aus. Mit dem Löschwasser wurden viele hochgiftige Substanzen in den Rhein gespült. Bevor die Bewohner durch das Radio gewarnt wurden oder den Brand durch den beissenden Rauch selbst bemerkten, verhielt sich die Katze einer Bekannten, die in der Nähe von Basel wohnte, sehr merkwürdig. Die sonst ruhige Katze war sehr aufgeregt und wanderte unruhig in den Räumen herum. Andere Tierliebhaber dürften Ähnliches beobachtet haben.
Es wird leider nur viel zu wenig über den sechsten Sinn von Tieren berichtet. Wohl deshalb, weil Menschen, die sich nie mit Tieren befassten, dies nicht glauben und entsprechende Meldungen als „Spinnerei“ abtun. Aber die Tatsachen sprechen eine andere Sprache.
Fazit: Es ist nicht verkehrt, wenn wir zukünftig das Verhalten der Tiere genauer beobachten. Ihre Sinne sind feinfühliger, und sie wissen ihren 6. Sinn zu nutzen. Der Mensch besitzt zwar auch hervorragende Sinnesorgane, er hat jedoch infolge zivilisatorischer Einflüsse verlernt, diese intensiv einzusetzen. Die Erforschung des 6. Sinnes bei Tieren ist sicherlich ein faszinierendes und lohnendes Gebiet. Wichtig wäre zu klären, warum sich Tiere bei nahenden Katastrophen so ungewöhnlich verhalten.
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Weitere Fakten zum Verhalten der Tiere finden sich in den folgenden Textatelier-Berichten aus meiner Feder:
„Tierisch klug“, „Neuer Kanton, Nachbeben auf dem Klo“ und „Hunde bellten bei Bircher-Benners Tod“.Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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