Textatelier
BLOG vom: 26.10.2005

Grippe und Vogelgrippe: Medikamente her und Hühner weg!

Autor: Heinz Scholz

Da Wildvögel das Virus H5N1 einschleppen können, wurde in vielen Ländern eine generelle Stallpflicht für Federvieh erlassen. Nun dürfen die Hühner, Gänse und Enten nicht mehr frei herumspazieren. Ihnen wurde eine Stallpflicht aufgebrummt. Eine Auslaufpflicht gibt es leider nie. Sie wäre normalerweise die denkbar beste Vorschrift, auch im Interesse der Tiergesundheit.

Hildebrand Jost, Biobauer aus Maulburg D, den ich auch in meinem im Textatelier.com-Verlag erschienenen Buch „Richtig gut einkaufen“ zu Wort kommen liess, befragte ich vor einigen Tagen zu dieser Aktion. Er ist der Auffassung, das Einsperren der an die Freiheit gewöhnten Tiere sei eine Tierquälerei, und das ehrt ihn. Seine Hühner geniessen üblicherweise die Freiheit in ungeahnten Höhen: Sie flattern tagsüber bei Bäumen und Sträuchern, setzen sich auf Äste und schlummern dort sogar während der Nacht. Nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als die armen Federviecher in engen Ställen unterzubringen (das eine oder andere Hähnchen muss er aus Platzgründen schlachten). Er muss sich strikte an die Verordnung halten, denn sonst drohen hohe Geldstrafen (bis zu 25 000 Euro!).

Ein Gänsezüchter aus dem Osten von Deutschland betonte in einem Fernsehinterview des ZDF vor einigen Tagen, er habe zum Glück ein Ausweichquartier für seine freilaufenden 3000 Gänse, nämlich eine riesige Halle. „Diesmal werden wir wohl mit einem blauen Auge davonkommen“, betonte der Geflügelzüchter hoffnungsfroh und dachte wohl an das Martini- und Weihnachtsgeschäft mit den Gänsen (an Martini und Weihnachten werden ja die meisten Gänse verspeist).

Auf dem Sonnenhof von Jens Abel bei Hartheim D sind 3000 Hennen in Freilandhaltung. Diese muss er jetzt in seinen Stall verfrachten. Er hat Glück, denn dort haben 6000 Hennen Platz. Er darf die Eier weiter als Freilandeier verkaufen. „Es gibt Leute, die kaufen jetzt Eier aus Käfighaltung, weil sie Angst vor der Vogelgrippe haben“, erklärte er in der „Badischen Zeitung“ vom 22. 10. 2005 dem Reporter Stephan Neumann. Er betrachtet die ganze Aktion als „Hexenjagd“. Jede Gruppe nützt jetzt die allgemeine Verunsicherung aus. So behaupten die Käfighalter, dass ihre Eier sicherer seien als andere. Und die Freilandhalter wittern hinter der ganzen Aktion einen Angriff auf ihre Haltungsart. Und die Pharmahersteller und Mediziner hoffen nun, dass jetzt mehr Leute zur Grippeimpfung gehen. Hier blüht ein Riesengeschäft (auch für die Apotheker).

Aber auch andere wollen am Vogelgrippe-Wahnsinn verdienen. Internetkaufhäuser bieten jetzt T-Shirts an mit der Aufschrift „VOGELGRIPPE ON TOUR“ an. Aufgedruckt sind die Länder, in denen das Virus zuerst nachgewiesen wurde (z. B. 11. 07. 2004 China bis 17. 10. 2005 Griechenland).

Eine artgerechte Haltung bei den sensiblen Gänsen ist, wie Martin Cammerer aus Tunsel bei Bad Krozingen D betont, nicht mehr möglich. Eine Unterbringung in einem geschlossenen Stall ist problematisch, da Gänse leicht in Panik geraten. Des Weiteren bringt er zum Ausdruck, dass das Gänsefleisch in Stallhaltung fetter wird und sich die Hygiene verschlechtert. Die Freilandhalter sind nicht sicher, ob das Einsperren notwendig ist, andere beurteilen die Anordnungen der Politiker als „Panikmache“. Nur komisch, dass die Franzosen diesen ganzen Rummel nicht mitmachen! Sie bewahren Haltung. Dort dürfen die Gänse und andere Tiere frei herumlaufen. Die Zugvögel wissen ja, wohin sie fliegen dürfen und wo nicht. Die Grenzen sind ja für jeden sichtbar ...

Die Frankfurter Zoologin Roswitha Wilschko sieht in den importierten Vögeln ein grösseres Risikopotenzial als durch Zugvögel. Als hohes Risiko bezeichnet sie das Gepäck von Flugreisenden. „Was manche Menschen in ihrem Koffer haben, ist unglaublich“, sagte sie zur „dpa“. Dies konnte ich auch mit eigenen Augen in der „Focus-TV“-Sendung am 23. 10. 2005 sehen: Dort wurden Koffer von Passagieren aus China unter die Lupe genommen. Es kamen Unmengen von eingeschweissten Lebensmitteln, insbesondere Hühnerzubereitungen, und auch Eier, zum Vorschein. Der verantwortliche Veterinär stellte diese sicher. Die Produkte werden dann von einer Spezialfirma entsorgt.

Grippeimpfung: Ängste werden geschürt

Nun noch einige Bemerkungen zur Grippeimpfung und zu den Grippemitteln. Eine Apothekerin im Weiler Rhein-Center meinte zu René Zipperlen von der Zeitung „Der Sonntag“ (Ausgabe vom 23. 10. 2005): „Die kaufen Tamiflu wie die Verrückten." Es sind Schweizer, Deutsche und Franzosen, die hier auf Vorrat einkaufen. „Eine unkritische, hysterische Haltung“, konstatierte die Löwen-Apothekerin Oda Plagge aus Lörrach D. Es ist unsinnig, ein solches Präparat vorbeugend einzunehmen. Die Folgen könnten verheerend sein. Eine Resistenzbildung gegenüber Tamiflu wäre nicht ausgeschlossen. Wie unter www.taz.de nachzulesen ist, wurde am Queens Mary Hospital in Hongkong bei einem Mädchen ein H5N1-Virus isoliert, der auf Tamiflu nicht ansprach. Der Befund aber gebe Anlass zur Befürchtung, dass Tamiflu nicht genügen werde, um eine Epidemie zu bekämpfen, sagte Professor William Chui vom Queens Hospital.

1,2 Milliarden CHF Umsatz

Die Basler Firma Roche bremste kürzlich die Lieferung. Es wird nämlich der Verdacht gehegt, dass bestimmte Grosshändler das Medikament ins Ausland mit höherem Gewinn verkaufen. Die Arzneifirma möchte das Präparat kontrolliert abgeben; nur Kranke sollen dieses erhalten.

Die Roche konnte im Vergleich zum Vorjahr 2004 ihren Umsatz mit Tamiflu um 260 % steigern. Die Firma will in diesem Jahr 1,2 Milliarden CHF mit diesem Medikament umsetzen. Da können andere Firmen von solch einem „Selbstläufer“ nur träumen! Tamiflu ist übrigens ein Neuraminidasehemmer und verhindert zwar keine Infektion, aber eine Vermehrung der Grippeviren im Körper. Dieser Hemmer blockiert das Enzym Neuraminidase der Grippe-A- und B-Viren. Das genannte Enzym ist lebenswichtig für die Vermehrung der Viren.

Als Nebenwirkungen zeigen sich Übelkeit, Erbrechen, allergische Reaktionen. Es kann auch zu einer Verschlechterung der bestehenden Atemwegskrankheiten kommen. Von solchen Nebenwirkungen stand bemerkenswerterweise nichts in der Presse.

Auch bei den Grippeimpfungen gibt es einen Ansturm. Da geht die Rechnung der Pharmaindustrie und der Mediziner auf. Nun wird der Grippeimpfstoff knapp. Empfohlen wird eine Grippeimpfung bei älteren Personen ab 65 Jahren und bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Nach den Erfahrungen mit Grippeimpfungen ist zu bemerken, dass Grippeimpfungen keinen 100%igen Schutz bringen und auch nicht vor einem grippalen Infekt schützen (hier sind ja andere Viren am Werk).

Als ich mir vor Jahren im Zuge einer betrieblichen Impfung eine Spritze hatte geben lassen, hatte ich im folgenden Winter mit einer erhöhten Anzahl von Erkältungskrankheiten (wie Schnupfen) zu tun. Seitdem verzichte ich auf Grippeimpfungen und hoffe, dass die Viren an mir vorbeifliegen. Und wenn mich einmal eine Grippe plagt, dann kuriere ich diese mit altbewährten Hausmitteln und Naturarzneien aus. Besonders wichtig ist nach meiner Ansicht das reichliche Trinken (Lindenblütentee) und die strikte Einhaltung einer Bettruhe. Da müssten gegebenenfalls sogar Blogger im Bett bleiben und ihre geistigen Ergüsse auf später aufschieben. Aber sie kennen weder die Grippe noch die 5-Tage-Woche!

Dazu eine Studie, die ich auch in meinem Buch „Arnika und Frauenwohl“ aufgeführt habe: Die Forscher Traisman und Hardy von der Universität Chicago unternahmen vergleichende Untersuchungen bei Kindern mit grippösen Krankheitszeichen. 55 Kinder erhielten Lindenblütentee, zusätzlich 1 bis 2 Aspirin und Bettruhe. 37 Kinder bekamen ausser den erwähnten Massnahmen Sulfonamide und 67 ausschliesslich Antibiotika. Die Mediziner waren höchst erstaunt, dass die mit Lindenblütentee und Bettruhe behandelten Kinder rascher gesundeten und auch weniger Komplikationen zeigten als die Kinder der anderen Gruppe.

Zur Klärung der Situation: Es gibt noch keinen Impfstoff gegen die Vogelgrippe.

Grippe-Impfungen und Medikamente sind nach Dr. Johann Georg Schnitzer problematisch, da sich die Viren ständig verändern und die Mittel Nebenwirkungen haben. Man kann ihm nur zustimmen.

Infos dazu und wie man sich vor Grippe schützt und wie man sie kuriert, sind unter http://www.dr-schnitzer.de/grippe.html nachzulesen. Es sind wertvolle Tips, die jedermann beherzigen sollte.

Hinweis auf ein weiteres Blog zur Vogelgrippe

18.10.2005: „Vogelgrippe: Himmelschreiende Entsorgung von Federvieh“

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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