Textatelier
BLOG vom: 23.12.2005

Clownerien ums Klonen: Vielen Dank an Dr. Hwang Woo Suk

Autor: Walter Hess
 
Sehr geehrter Herr Dr. Hwang Woo Suk,
 
nur weil Sie das angeblich geklonte menschliche Embryo erfunden und als Tatsache in die gutgläubige Welt versetzt haben, brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen! Im Gegenteil: Ich möchte Ihnen für Ihre geschickt eingefädelte Klon-Clownerie recht herzlich danken. Sie wurden zu einem Nationalhelden nicht nur in Südkorea, sondern auch in der hereingefallenen Wissenschaftspresse. Und jetzt haben Sie zu Recht endgültig Weltberühmtheit erlangt, nicht nur wegen ihres angeblich geklonten zotteligen Hunds und einer ebensolchen dickleibigen Kuh.
 
Sicher ist es ein mühevolles Unterfangen, Stammzellenkulturen so geschickt zu fälschen, dass alle darauf hereinfallen, allen voran das US-Wissenschaftsmagazin „Science“ (Juni 2005). Sie haben eine besonders hohe Erfolgsquote beim Klonen dokumentiert und damit Aufmerksamkeit erregt, was beim heutigen Quotendenken allerdings nicht allzu schwer ist. Aber dennoch war es eine brillante Leistung, die Sie vollbracht haben, und damit nobelpreisverdächtig. Vielleicht wollten Sie der Welt nur vor Augen führen, dass die ganze Klonerei ein Geschäft ist, das sich – ganz im neoliberalen beziehungsweise neokonservativem Sinn und Geist – jenseits von jeder Ethik abspielt. Auch das ist Ihnen hervorragend gelungen.
 
Einen ersten Hinweis auf Zusammenhänge zwischen Klonen und Ethik hatte freundlicherweise 2003 die Präsidentin der Clonaid-Gruppe, Brigitte Boissellier, gegeben (auch ihr gebührt unser aufrichtiger Dank), welche die Geburt des ersten Klonbabys mit dem schönen biblischen Namen Eva bekannt gegeben hatte. Wo blieb dieses Eveli nur? Und schon vorher (im November 2002) hatte der phantasievolle italienische Experte Severini Antinori angekündigt, 3 Frauen seien mit geklonten Embryos schwanger, ein Papagalli besonderer Art. Solche Erfindungen beleben die Medien – eine dolly, pardon: eine tolle Sache.
 
Wahrscheinlich haben Sie, Herr Dr. Woo Suk, auch die Diskussion über das therapeutische Klonen mit dem Erzeugen von Embryonen (Exakter: Blastozyten), in denen menschliches Leben bereits angelegt ist, in die richtigen Bahnen gelenkt. Der Glaubwürdigkeit der Klonereien haben sie den absolut verdienten Todesstoss versetzt. Danke.
 
Ich selber möchte keine uniformen Lebewesen aus Reagenzgläsern erleben, auch wenn ich selber einmal in der chemischen Industrie geforscht habe und täglich mit Reagenzgläsern, Röhrchen mit abgerundetem Boden, deren Inhalt man schüttelnd über dem Bunsenbrenner erhitzen kann, umgegangen bin. Eine unvergessliche Zeit. Und genau deshalb braucht es Leute wie Sie. Sie beeinflussen die biomedizinische Ethik-Diskussion, die vor allem vom amerikanischen Gedankengut geprägt ist, in die richtige Richtung. Sie haben zudem 405 Milliarden Won (etwa 50 Mio. CHF) an Forschungsgeldern verbuttert und somit aus dem Verkehr gezogen. Damit kann nun auch kein Unheil mehr angerichtet werden.
 
Als Sie Ihre Klonerfolge bekannt gegeben hatten, wurden Sie von den Medien wie ein Popstar gefeiert. Die Feiern waren verfrüht. Gestatten Sie mir, dass ich Sie jetzt feiere. Lassen Sie sich nicht einschüchtern und machen Sie weiter so.
 
Mit den besten Wünschen nach Südkorea. Für mich sind und bleiben Sie der Weihnachts-Superstar.
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