BLOG vom: 19.01.2006
Mögen wir von Schurkennahrungsmitteln verschont bleiben!
Autor: Walter Hess
Nur das nicht. Ein Freihandelsabkommen mit den USA! Mich erstaunt, dass man über solch eine Türöffnung für gefährlichen Nahrungsschrott überhaupt diskutiert. Es kann doch nicht in Frage kommen, dass wir Schurkennahrungsmittel wie Hormonfleisch, das auch die Konsumenten zu Fleischlawinen machen kann, und genmanipulierte Produkte ins Land lassen, wahrscheinlich ohne dass diese deklariert werden müssen.
Es geht wieder einmal nicht um die Moral, sondern ums Geld: Die USA, welche die Menschenrechte und die Menschengesundheit mit Füssen treten, sind nach unserem freundlichen Nachbarstaat Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt (10,4 %) und bemerkenswerterweise das wichtigste Zielland schweizerischer Investoren. Aber rechtfertigt das einen weiteren Kniefall? US-Produkte meide ich konsequent, weil mir das Vertrauen fehlt, weil in deren Herkunftsland alles erlaubt ist. Zudem möchte ich nichts mit Staaten zu tun haben, die das internationale Recht missachten, die Biosphäre ruinieren, die Erdölkriege inszenieren, die Foltern und den Terrorismus fördern. Aber die offizielle Schweiz muss da wohl um des Geschäftes wegen gute Miene zum bösen Spiel machen, selbst wenn die meisten Schüsse hinten hinausgehen, wie gehabt. Auch die Grossbanken, die um solche Geschäfte offenbar nicht herumkommen, könnten einen Song davon singen, wenn dieses Singen nicht mit schmerzlichen Strafaktionen verbunden wäre.
Die schweizerischen Bundesbehörden mit Joseph Deiss (CVP) an der Verhandlungsspitze erkennen allmählich, dass aus dem Freihandelsabkommen wahrscheinlich nichts wird. Hoffentlich! Deiss, für den das Abkommen so etwas wie ein Prestigeprojekt ist und der dafür bisher ein ungetrübtes Interesse bekundet haben soll, wird am bevorstehenden Weltwirtschaftsforum (WEF), das von 5500 Schweizer Soldaten bewacht werden muss, mit dem US-Handelsbeauftragten Robert (Rob) Portman zusammentreffen. Und ich hoffe, dass die gen-iale Idee „Freihandelsabkommen" dann definitiv beerdigt wird. Die Gefahr, dass doch noch Lösungen gefunden werden, ist leider nicht vom Tisch.
Ähnliche Freihandelsabkommen schliessen die USA mit vielen unterwürfigen Ländern. Diese merken dann zu spät, dass sie hereingelegt wurden. Solche Verträge, die zum Thema „neoliberale Globalisierung“ gehören, würden die schrumpfende Schweizer Landwirtschaft, die wir uns früher wie eine Lebensversicherung hielten und etwas kosten liessen, noch vollständig ruinieren. Landwirtschaftlicher Billigschund aus unökologischer und unethischer Produktion von ennet dem grossen Teich würde die Schweiz nach dem Zollabbau überschwemmen: Hormon-Rindfleisch, Schweinefleisch, Gen-Gemüse und Obst. Brauchen wir z. B. noch zusätzliches Schweinefleisch aus den USA, nachdem uns bereits unsere eigenen Fleischüberschüsse zu jeder Menge Rheuma und Gicht verhelfen? Und die Verseuchung unserer Biosphäre mit Hormonen bedarf ebenfalls keiner neuen Impulse.
Die auch in wirtschaftlichen Belangen rücksichtslosen Amerikaner würden zweifellos fordern, dass ihre Hormon- und Gentech-Produkte, die eher für den Sondermüll denn für den Teller geeignet sind, nicht deklariert werden dürfen – sonst wäre es ja um deren Absatz in der Schweiz, wo man noch lesen kann, geschehen. Der Wettbewerbsvorteil, der ehrbaren Schweizer Bauern, die auf Gentech-Freiheit setzen, ginge verloren.
Wenn man die Gesamtrechnung macht, erkennt man leicht, dass die Nachteile eines Freihandelsabkommens USA–Schweiz bei weitem überwiegen würden. Und unsere US-Abhängigkeit würde zusätzlich verstärkt – genau jetzt, wo die US-Hörigkeit endlich etwas im Abnehmen begriffen ist.
Ich habe nichts dagegen, wenn die Amerikaner Hormonfleisch und Gentech-Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf herstellen. Sie mögen ihr minderwertiges Zeug selber herunterwürgen, aber bitte nicht die ganze Erde damit verseuchen. Wir sind davon bereits genügend betroffen. Man müsste Türen schliessen statt total öffnen.
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