Textatelier
BLOG vom: 25.07.2006

Al Gore und „unbequeme Wahrheiten“ über Imperialmächte

Autor: Walter Hess
 
Im „Spiegel online“ habe ich kürzlich ein Interview mit Albert Arnold ‚Al‘ Gore Jr. gelesen, der wahrscheinlich USA-Präsident wäre, wenn die Amerikaner richtig zählen könnten und bei den Wahlmännerstimmen und der Nachzählung im November/Dezember 2000 nicht gemauschelt worden wäre. Al Gore hatte einen Vorsprung von 500 000 Stimmen – und gleichwohl setzte sich George W. Bush merkwürdigerweise durch. Wie so oft: Das Böse erhält Oberhand.
 
Ich stelle mir vor, wie diese Amerika-hörige Erde heute aussehen würde, wenn der Global-Häuptling statt von einem machtbesessenen, korrupten und rücksichtslosen Krieger mit alkoholgeschädigtem Gehirn, der alles Heil in einer gigantischen, endlosen Aufrüstung sieht, die Zerstörung von Lebensgrundlagen zulässt und die globalisierende Erde in ein totalitäres System umfunktionieren will, von einem Umweltschützer mit Ethik geleitet würde. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore kümmert sich um Wesentliches: Er hat die sich abzeichnende beziehungsweise im Gang befindliche Klimakatastrophe in einem neuen Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ dargestellt. Als „mächtigster Mann der Welt“ hätte er die Erde wohl zu retten statt zu zerstören gesucht, falls er nicht das Opfer des US-Systems geworden wäre – und heute auch Präzisionsbomben per Eilboten nach Israel liefern würde, damit noch mehr Zivilisten getötet werden können ...
 
Zu den unbequemen Wahrheiten gehört auch des Ehrenmannes Al Gore Feststellung, Bush und US-Vizepräsident Richard Cheney, der mit der Ölfirma Halliburton verfilzt ist, hätten uns in die falsche Richtung geführt. Der amerikanische Way of Life, der verboten werden müsste (spritfressende Geländewagen mit miserabler Treibstoffeffizienz, falsch konstruierte Bauten, Klimaanlagen-Missbrauch, Wegwerfmentalität, Konzentration statt Dezentralisation im Rahmen der Globalisierung zwecks Ausbau des totalitären Systems), wurde bei diesen Vorbildern statt in Schranken gewiesen sogar noch ausgebaut. Das Kyoto-Protokoll ist ein unnützer Fetzen Papier, so lange es von der grössten Energieverschwendernation mit Verachtung gestraft wird.
 
Al Gore sieht darin eine Bedrohung für das Überleben der menschlichen Zivilisation: „Wir haben nur diesen einen Planeten, wir haben nur eine Zukunft, und die ist weder republikanisch noch demokratisch oder liberal.“ Dem wäre noch beizufügen, dass diese Zivilisation auch durch die ständigen durch die USA selber losgetretenen und unterstützten, geförderten Kriege, durch die von dieser Nation betriebene Terrorismus-Zucht und die Unterstützung und Aufrüstung der Kriegsnation Israel bedroht ist. Israel hat in den letzten Tagen wegen eines geringfügigen Anlasses über rund 700 000 unschuldige libanesische Zivilisten in die Flucht getrieben und dadurch wie in Palästina ein unsägliches Elend heraufbeschworen. Ein Korridor für Lebensmittelhilfe an die Flüchtenden wurde bis jetzt durch Israel verhindert, ein kriminelles Verhalten, das schäbiger nicht sein könnte. Wenn man ganze Nationen aushungert, ist dies eine Form von Völkermord, den sich nur noch die USA und ihr Vasall Israel leisten dürfen. (Das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge in Genf hat am Sonntag, 23. Juli 2006, laut SDA gemeldet, das UNO-Flüchtlingshilfswerk könne nach eigenen Angaben die Flüchtlinge in Libanon von Syrien aus nicht auf dem Landweg erreichen. Es gebe keinen humanitären Korridor, der eine gefahrlose Versorgung der Vertriebenen ermögliche.)
 
Das menschliche Elend ist das eine, Zerstörungen von Sachwerten wie Kulturgütern das andere: Beim Ausbreiten von Bombenteppichen und nachfolgenden Plünderungen (wie in Bagdad) gehen immer auch unersetzliche Zivilisationsdenkmäler zugrunde. Auch in Vietnam haben die kulturbanausenhaften Amerikaner mit ihrer Zerstörungs- und Eroberungsmentalität wunderschöne Tempel unter dem Vorwand bombardiert, sie könnten dem Vietcong als Deckung dienen. Dieses verbrecherische Strickmuster wurde von Israel bei der Aushungerung der Palästinenser zum Beispiel durch die Zerstörung von Olivenhainen im grossen Stil übernommen. Es gelingt mir nicht mehr, die letzten Überreste von Sympathie für dieses Land aufrecht zu erhalten, das seine Vernichtungskriege offenbar mit Zustimmung des überwiegenden Teils seiner Bevölkerung ständig intensiviert.
 
Ja, was wäre, wenn intelligente Menschen mit Ehrfurcht vor allem Leben und Verantwortungsbewusstsein statt skrupellose Ausbeuter und Agenten von Rüstungs-, Energie- und Agrokonzernen die Welt lenken und beeinflussen würden? Solche haben offensichtlich kaum Chancen, an die Hebel der Macht zu gelangen. Sie werden in Schurkenstaaten wie den USA mit politischer Gewalt daran gehindert. Auch das ist ein zentraler Grund, sich mit allen Mitteln gegen die Globalisierung einzusetzen, weil sie nur dem Ausbau der weltumspannenden US-Vormachtsstellung dient. Die Chance, von brutalen Machtzirkeln unterjocht zu werden, wird auch in Zukunft gross sein und immer grösser werden.
 
Wer das nicht allmählich einsieht und sich nicht nach seinen Möglichkeiten zur Wehr setzt, dem ist fürwahr nicht mehr zu helfen.
 
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