Textatelier
BLOG vom: 29.07.2006

Wirtshauserlebnisse: Übellaunige Wirtin, angriffige Fliegen

Autor: Heinz Scholz
 
Wer in Wirtschaften geht, kann etwas erleben. Entweder ist die Atmosphäre, der Service oder das Essen gut oder schlecht. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Gast ärgern. Die Wirte brauchen sich dann nicht mehr zu wundern, wenn die Gäste nach gewissen Vorfällen um diese Lokalitäten einen grossen Bogen machen. In den folgenden Kapiteln gebe ich einige persönliche Erlebnisse aus der letzten Zeit und mehrere Anekdoten von anderen Gästen zum Besten.
 
Der Tisch wird nicht verrückt
Nach der Wanderung um die Heidenmauer im Elsass am 17. Juli 2006 wollten wir (Egon, Manfred, Toni und meine Wenigkeit) den Tag mit einer „Schlusseinkehr“ in einer Wirtschaft im Markgräflerland ausklingen lassen. Wir freuten uns schon auf einen saftigen Wurstsalat, ein kühles Bier oder auf eine Weinschorle. Es war an diesem Tag besonders heiss (über 30 °C), und wir lechzten nach einem kühlen Trank.
 
Eine Beiz, die wir früher schon einmal aufsuchten, sollte unser Domizil sein. Aber als ich in die Gaststube eindrang, war kein Mensch zu sehen. Kurz vorher las ich am Eingang ein Schild „Bedienung gesucht“. Also war an diesem Tag wohl keine anwesend. Falsch gedacht, denn nach einiger Zeit des Herumsuchens schlurfte aus der Küche eine schlecht gelaunte Wirtin herein. Nachdem ich ihr erklärte, wir seien schon eine ganze Weile hier und suchten die Bedienung, entgegnete sie ziemlich gereizt, sie sei schon einmal draussen gewesen und habe niemand gesehen. Ich dachte mir noch, wer dies glaubt, wird selig, zumal wir uns ja nicht in Luft auflösen konnten.
 
Als Manfred vorschlug, doch den Tisch und die Stühle, die vor dem Haus in der prallen Sonne standen, unter einem Schatten spendenden Baum zu platzieren, meinte die Übellaunige: „Da wird nichts verrückt, die bleiben stehen.“ Kaum hatte sie dies gesagt, verschwanden wir still und leise aus dem Blickfeld der Wirtin und suchten eine andere Gaststätte auf.
 
Als wir am 25. Juli 2006 nach einer Feldberg-Wanderung eine Wirtschaft in Holz (bei Schönau) aufsuchten, hatten wir wegen der Tischerückerei (wir rückten den Tisch und Stühle eigenmächtig in den Schattenplatz) keine Schwierigkeiten. Die Kellnerin bzw. Wirtin verzog keine Miene, sondern machte ein freundliches Gesicht. Schliesslich hatten wir kurz vorher – wir sassen zunächst an einem anderen Tisch – ja eine Menge Getränke und einen köstlichen Heidelbeerkuchen bestellt.
 
Keine Fliegenklatsche für Gäste
Nach diesem Reinfall wurde eine andere Gaststätte im Markgräflerland aufgesucht. Wir nahmen an einem Tisch, der sich unter einem grossen Kastanienbaum befand, Platz. Kurz darauf bemerkten wir jedoch lästige Stubenfliegen, die uns langsam zu piesacken begannen. „Haben Sie eine Fliegenklatsche?“ bemerkte Toni zur Bedienung. Die unfreundlich wirkende jüngere Kellnerin meinte schnippisch: „Wir haben eine im Haus, aber die nützt hier nichts.“ Wahrscheinlich meinte sie, andere Fliegen würden weiter unseren Tisch anfliegen und die Erschlagenen rächen, oder sie wollte anschliessend nicht die Tischdecke säubern.
 
Vielleicht hat sie auch den Zeitungsartikel über Wespen gelesen. Forscher haben nämlich herausgebracht, dass man Wespen nicht totschlagen soll, denn durch den ausströmenden Geruch würden andere Wespen besonders angezogen. Das muss man wissen (wir fangen die Wespen zu Hause immer mit der Wespenfangbox „fly-out“ von Bruno Jaddatz und lassen sie wieder frei).
 
Auf jeden Fall hatten wir dann beim Essen genügend Armbewegungen, um uns zu wehren (nicht der Kellnerin gegenüber, sondern wegen der Fliegen). Das gab ein lustiges Schlagen, aber keines der Biester erwischten wir.
 
Einen weiteren Fauxpas leistete sich die Kellnerin, in dem sie für 4 Personen nur 2 Speisekarten brachte. Kurz darauf platzierte sie einige Utensilien und jede Menge Speisekarten auf einem Serviertisch unweit unseres Tisches. Sie war wohl zu faul, um uns noch welche zu bringen. Hier sieht man wieder einmal, wie wenig Engagement manche Leute an den Tag legen.
 
Unglaubliches aus Restaurants
Hier noch 2 Begebenheiten, die sich in badischen Restaurants zugetragen haben. Die Geschichten wurden auch in der Schrift „Zu Tisch in Baden-Württemberg“ (Baden-Württemberg, Heft 3, 1980) publiziert.
 
In einem renommierten Schwarzwaldhotel war ein Gast gezwungen, am Buffet Streichhölzer abzuholen, um seine Zigarre anzuzünden. Am Buffet erhielt er vom Chef des Hauses ein Streichholzkuvert mit aufgedruckter hauseigener Werbung. Der Gipfel der Unverschämtheit: Er verlangte vom Gast 10 Pfennige für die paar Streichhölzer.
 
In einem weiteren gehobenen badischen Restaurant verlangte ein Gast einen 2. warmen Teller. Die Serviererin meinte: „Sie sind ja ein sehr schwieriger Gast, wenn alle so anspruchsvoll wären, könnten wir gleich einpacken.“
 
Schmuddeliger Bierdeckel
In einem Restaurant in Kisslegg (Allgäu) verlangten 2 Gäste anstelle der 2 Papierservietten solche aus Stoff. Die muffige Wirtin brachte diese, meinte jedoch, das Essen würde dadurch teurer. Auf der Rechnung waren dann tatsächlich die 2 Servietten mit einer Mark ausgewiesen. Die Wirtin fiel durch eine weitere Unsitte auf: Sie kredenzte den Wein auf schmuddeligen Bierdeckeln. (Quelle: „Gastronomie mit Sternchen“, von B. W., Baden-Württemberg Nr. 4, 1974).
 
Es gibt keine Pommes
Im Rebland (Markgräflerland) sassen in einer Wirtschaft 2 Wirte und andere Gäste am Stammtisch und warteten auf ihr Essen. Da stürmte der Wirt herein und meinte, heute sei der Thermostat von seiner Friteuse „verreckt“. Daraufhin meinte ein Gast, es gebe heute wohl keine Pommes frites, er könne ja nicht die Temperatur des Öls abschätzen. Der Wirt rief spitzbübisch grinsend den Gästen folgende Worte entgegen: „Keine Angst, es gibt Pommes, ich spucke ins Fett und wenn es spritzt, stimmt die Temperatur“ (mündliche Mitteilung von Michael Fautz, Lörrach).
 
Ein kleines Fazit
Nach diesen Vorfällen braucht sich wohl niemand mehr wundern, wenn immer mehr Wirte wegen der miserablen Umsätze ein Klagelied anstimmen. Auf jeden Fall gehe ich persönlich nicht mehr in solche ungastlichen Wirtschaften.
 
Es muss jedoch gesagt werden, dass es gerade im Badischen bzw. Markgräflerland exzellente Wirtschaften mit freundlicher Bedienung und hervorragenden Speisen gibt. In so manchen Häusern laufen die Köche zur Hochform auf. Es gibt für jeden Geschmack und Geldbeutel die passende Wirtschaft.
 
Ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass gerade solche Wirtschaften von unseren Schweizer Gästen aufgesucht werden. „Die Wirtschaft muss gut sein“, denke ich immer, wenn ich bei unbekannten Speiselokalen dort Autos mit Schweizer Kennzeichen entdecke. Da habe ich mich noch nie getäuscht.
 
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