Textatelier
BLOG vom: 16.11.2006

Mein Name ist Pumuckl: Die Eltern teeren und federn ...

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Es ist unverantwortlich, wenn Eltern ihren Neugeborenen bizarre Kindernamen verpassen. Die bedauernswerten Geschöpfe sind dann später oft dem Spott von Mitschülern ausgesetzt.
 
Den Eltern ist wohl nicht bewusst, dass sie ihren Kindern eine schwere Hypothek mit auf den Lebensweg gegeben haben. Aber bei solch einer unglücklichen Namensgebung dürfte der Verstand in die Hose oder sonst wohin gerutscht sein.
 
Es gibt aber auch Eltern mit klarem Verstand, die zu spät vor die Qual der Vornamen-Wahl gestellt wurden und sich einen Namen nicht rechtzeitig überlegen konnten. In meinem Bekanntenkreis gab es in der Vergangenheit einen solchen Fall. Da man zu jener Zeit noch nicht das Geschlecht mittels Ultraschall vor der Geburt ermitteln konnte, achtete man auf andere Vorzeichen. So war eine Schwangere felsenfest überzeugt, dass sie einen Jungen bekommen würde. Also wurden Jungennamen ausgesucht. Als ein Mädchen zur Welt kam, war die Enttäuschung gross. Da ihnen kein Wunschname einfiel, benannten sie die Neugeborene nach der Grossmutter. Später war das Kind mit der Namensgebung unglücklich, weil sie so einen altmodischen Namen erhalten hatte.
 
Pumuckl und Google
Einige ungewöhnliche und unmögliche Vornamen möchte ich hier vorstellen: So hatte kürzlich in Deutschland ein Elternpaar das Recht erstritten, sein Kind Pumuckl nennen zu dürfen. In Schweden wurde der Sohn eines Libanesen mit einer Schwedin mit Oliver Google getauft. Der Libanese ist nämlich ein Doktor im Bereich Suchmaschinen-Marketing. Der Vater scheint sehr geschäftstüchtig zu sein, denn er hat inzwischen eine Website für den wehrlosen „Google“-Nachwuchs eingerichtet. In Rumänien hat ein Paar, das sich über das Internet kennen gelernt hatte, ihren Neugeborenen Yahoo genannt.
 
Vornamen des Grauens
Als „Vornamen des Grauens“ wurden die Vornamen bezeichnet, die im Spiegel gefunden wurden. Im englischen Sprachraum sind fast alle bizarren Vornamen möglich. Der britische Internetdienst www.getlive.co.uk hat die Top Ten der unmöglichsten Vornamen, die Prominente ihren Kindern gaben, zusammengestellt. Hier sind sie:
 
Moon Unit (Frank Zappa), Apple (Schauspielerehepaar Gwyneth Paltrow und Chris Martin), Mysty Kyd (Sharleen Spiteri, Sängerin der Popband „Texas“), Geronimo (Alex James, Bassist der Popband „Blur“), Heavenly Hirani Tiger Lily (Paula Yates und Michael Hutchence), Dandelion (Keith Richard), Dweezil (Frank Zappa), Elija Bob Patricius Guggi Q („U2“ Frontman Bono), Zowie Bowie (David Bowie), Rufus Tiger (Roger Tayler).
 
Ich bin überzeugt, dass so mancher Nachwuchs später einmal ein ernstes Wort mit ihren Eltern reden und fragen werden: „Warum habt ihr mir so einen blöden Namen gegeben?“
 
Viele Leser meldeten sich nach der Publikation der bizarren Vornamen im Internet auf insgesamt 158 Seiten (www.ioff.de) und gaben ihre Kommentare ab. Zu „Apple“ wurde Folgendes publiziert: „Wahrscheinlich sollen da viele mal anbeissen!“ „Vielleicht kassieren sie auch Werbegelder von Apple. Wäre doch auch was für Deutschland.“ Dann bemerkte „Asmo“, man könnte sein Kind auch Infineon nennen und dann 49 Euro im Monat kassieren. 
 
„Yorik“ bemerkte, dass die Amerikaner noch nie zimperlich mit der Wahl des Namens für ihren Nachwuchs waren. „Abstruse Schreibweisen (Erykah statt Erika) sind da noch harmlos, man kann sein Kind auch Doorknob (Türknopf) nennen.“
 
Otis ist der Name von Nina Haagens Sohn. Dies ist der Name eines Aufzug- und Fahrtreppenherstellers (weltweit gibt es 1,4 Millionen davon!). Die Dame war also sehr erfindungsreich mit der Namensgebung, oder wurde vielleicht der Sohn im Fahrstuhl gezeugt?
 
Auch Gemüsenamen sind „in“
Es ist höchst seltsam, dass Eltern ihren Kindern Namen wie Paprika, Ikea und Moet verpassen. Sie werden häufig von Obst, Gemüse, Möbeln und einer Champagner-Marke inspiriert. Ich frage mich, ob Moet ein wirklich so prickelnder Name ist? Vielleicht für die Eltern und nicht für das arme Kind. Ein besonders scharfer Name ist wohl Paprika. Was ist, wenn sich der Nachwuchs nicht zu einem feurigen, sondern zu einem ruhigen, besinnlichen Menschen entwickelt? Oder, wenn der zukünftige Erwachsene mit dem gleichen Namen wie die Möbelmarke keine Ikea-Möbel mag? Da würde nur noch eine Namensänderung helfen.
 
Laut Spiegel geben britische Eltern immer öfters ihrem Nachwuchs solche Namen. Zurzeit sind Obst- und Gemüsenamen „in“. Britische Eltern (nicht nur Vegetarier!) werden jetzt bestimmt ihren Kindern mit den Namen Pear (Birne), Apple (Apfel), Strawberry (Erdbeere) oder Cherry (Kirsche) „beglücken“.
 
In Deutschland und der Schweiz dürfen solche Namen nicht vergeben werden. Dazu Walter Hess: „In der Schweiz haben die Zivilstandsämter zum Schutz der wehrlosen Kinder die Aufgabe, den Eltern blödsinnige Namen auszureden.“
 
Auch alte germanische Namen (Sigmar, Gernot, Ortwin, Helmbrecht, Gunter, Dietlinde, Bodmar, Heilmar, Arbogast), Namen von Heiligen oder Kurzformen (Bärbel anstelle von Barbara oder Rudi statt Rudolf) sind nicht vor Verulkungen und Verspottung gefeit.
 
Wenn ich einmal in meinen Bekanntenkreis blicke, dann gibt es beispielsweise eine Heidrun, Heidelinde und eine Heidelore. Und die wurden früher auch laufend gehänselt. Aber auch der Name „Heidi“ kann ein Kind in den Wahnsinn treiben, wenn es bei jeder Begrüssung das Heidi-Lied hört: „Heidi, deine Welt sind die Berge…“.
 
Ein Schreiber äusserte in einem Kommentar auf der erwähnten Internetadresse, dass Eltern, die ihren Kindern solche Namen geben, „geteert und gefedert“ gehören.
 
Aus bekannten Gründen ist heute der Name Adolf völlig out. Vielleicht wird bald auch der Name George Walker in den USA von der Namensliste verschwinden. Wir werden sehen.
 
PS: Wie Spiegel-online (www.spiegel.de) am 19. November 2006 meldete, haben sich 30 Frauen in Mekka entschlossen, ihre bizarren Vornamen nicht an ihre Töchter weiterzugeben. In der Region Mekka sind merkwürdige Vornamen aus traditionellen Gründen üblich. So bekam in der Vergangenheit eine Frau den Vornamen „Heuschrecke" (Dscharada) oder „Glatzkopf" (Salaa). Der Protest hatte Erfolg. Islam-Gelehrte haben nämlich festgestellt, dass jeder seinen Namen bei Nichtgefallen ändern darf.
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Kennen Sie auch ungewöhnliche Vornamen? Gehören die Eltern wirklich „geteert und gefedert“, wenn sie ihren Kindern solche unmöglichen Namen verpassen? Schreiben Sie uns bitte Ihre Meinung!
 
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