Textatelier
BLOG vom: 26.11.2006

Grundschleppnetzfischerei im Schlepptau der Globalisierung

Autor: Walter Hess, Biberstein CH
 
Vor wenigen Tagen (20.11.2006) habe ich darauf hingewiesen, wie die Globalisierung den Klimaschutz verhindert. Und soeben ist in ganz vereinzelten, wenigen Medien eine gleich gelagerte Meldung aufgetaucht, die an einem weiteren bezeichnenden Beispiel belegt, dass die Globalisierung den Naturschutz (inklusive Tierschutz) ganz allgemein nicht nur verhindert, sondern gerade ins Gegenteil verkehrt.
 
Die Uno wollte ein globales Moratorium zum Schutz der Tiefsee mit einem vorübergehenden Verbot von Tiefsee-Grundschleppnetzen herbeiführen. Doch solches ist nicht zu bewerkstelligen, wenn eine Einstimmigkeit dafür eine Voraussetzung ist. So verhinderte diesmal eine kleine Gruppe von Fischerei-Nationen, allen voran Island, in der Nacht auf Donnerstag, 23. November 2006, einen entsprechenden Beschluss bei den UNO-Verhandlungen in New York. Selbst Kanada und das katholische Spanien, das es mit dem Tierschutz nicht übertreibt (siehe die schäbigen Stierkämpfe) und die Fischerei mit Grundschleppnetzen besonders intensiv betreibt, hatten Einsicht signalisiert.
 
Die trichterförmigen Grund-Schleppnetze, die oft seitliche Scherbretter aus Holz oder Stahl haben und damit wie Pflüge wirken, führen in einem besonders heiklen Ökosystem schwere Schäden herbei, deren Umfang überhaupt nicht abzuschätzen ist. Das sind rücksichtslose, vandalische Kahlschlagmethoden in den Meerestiefen. Der Boden wird aufgewühlt und der natürliche Lebensraum von vielen Organismen wird durcheinander gebracht oder zerstört. Wieder einmal ist in Form einer verwässerten Resolution, die kaum praktische Auswirkungen haben wird, ein Schutz der Meeresfauna verhindert worden. Mit den Grundschleppnetzen werden insbesondere Thunfische, Barsche, Heringe, Makrelen und Anchosen wie Sardellen gefangen.
 
Die grobe Rasur der Meeresböden darf also weitergehen – das ist das Uno-Signal. Und das ist das Verheerende daran: Aus dem Umstand, dass das Verbot aus Abschied und Traktanden gefallen ist, schliessen die neoliberalisierten Nationen, in denen das Geschäft die oberste Priorität hat, dass diese grausame Fischerei-Methode erlaubt sei.
 
Die Fische haben heute ohnehin keine Chance mehr. Die modernen Fangmethoden orten jeden Fischschwanz, und mit Grundschleppnetzen und Schwimmschleppnetzen können alle Meeresschichten systematisch leergefischt werden. Die Fischbestände gehen dramatisch zurück – aber ähnlich wie das Abschmelzen der Gletscher durch die globale Klimaerwärmung so beeindruckt auch der Rückgang der Fischbestände diese vertrottelte Menschheit nicht.
 
Und mag die Globalisierung noch so sehr die gesamte Erde in Aufruhr bringen wie die Schleppnetze des Tiefseebodens, es wird blindlings weiterglobalisiert als ob das ein Naturereignis sei. Der Kahlschlag im Wasser, auf der Erdoberfläche und in der Atmosphäre hat den Segen der Neoliberalisierung. Die Ökomassaker sind erlaubt, weil nicht verboten. Geschäft ist Geschäft. Bis zum letzten Hering.
 
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