Textatelier
BLOG vom: 31.12.2006

Jahreswechsel: Trend. Mustererkennung. Lehre. Abhilfe

Autor: Emil Baschnonga, London
 
„Trend“, „Mustererkennung“ und „Lehren“ sind die eingedeutschten Überschriften von „Trendsetter – Pattern Recognition – Learnings“, worunter ich in knappster Form meine Texte einer recht gross angelegten Studie mit dem Titel „World Food Gateway into 2000“ eingesetzt habe, als „Logbook for Food Executives“ bestimmt und 1997 verfasst.
 
Ein Beispiel (unter 500) möge die Anwendung dieses Konzepts aus dem Lebensmittelbereich im englischen Originalton veranschaulichen:
 
Trendsetter (die Richtung weisender Meinungsmacher): Der grüne Konsument.
Mustererkennung: verschiedene Typen: neue kommen hinzu, zum Beispiel jene, die Gemüse aus lokalem Anbau bevorzugen, und damit beitragen, „food miles“ (Ernährungsmeilen) auf industrieller Basis zu verhindern.
Lehre: Früh die Erwartungen der „grünen” Konsumenten erkennen und (als Anbieter) entsprechend rasch und positiv darauf eingehen.
 
Ich stelle mir jetzt diese Frage: Kann dieses Konzept auch ausserhalb der Lebensmittelbranche für den allgemeinen Weltenlauf verwendet werden?
*
Zufällig hatte ich 2 NZZ-(Neue Zürcher Zeitung)Rückblicke auf die Jahre 1970 und 1972 aufbewahrt. Lässt sich damit etwas anfangen, wenn uns wiederum ein Jahreswechsel bevorsteht?
 
Beim Überfliegen dieser alten Jahresrückblicke stelle ich fest, dass es damals besonders viele Flugzeugentführungen gab, von Terroristen angezettelt. Der Vietnamkrieg, den die USA verloren haben, erreichte seine Endphase. Israel bombardierte seine Nachbarländer. Auch gab es, wie alle Jahre wieder, manche Überschwemmungen, Erdbeben und Dürren (letztere wie eben jetzt wieder in Australien).
 
Hinzu kamen viele Protestkundgebungen, Streiks und Wirtschaftskrisen (besonders in England). Immer wieder erschienen Hinweise auf Staatsbesuche, die wenig erreichten. Sonden landeten auf dem Mond, sogar auf der Venus.
 
Präsident Richard Nixon, Bundeskanzler Willy Brandt, Premierminister Edward Heath und Präsident Georges Pompidou geisterten in diesen Rückblicken herum. Charles de Gaulle und Gamal Abdel Nasser (Ägypten) wurden begraben.
 
Auch der Mathematiker, Philosoph und Friedenskämpfer Betrand Russell starb am 4. Februar 1970 im Alter von 97 Jahren. Er protestierte vehement gegen den Vietnamkrieg und die nukleare Aufrüstung.
 
Welch ein Kontrast zum ehemaligen US-Aussenminister Henry Kissinger, der immer wieder in diesen alten Jahresrückblicken auftauchte und zuletzt auch den Irak-Krieg guthiess! Für diesen eingebildeten und wie ein Frosch quakenden Guru und Höfling habe ich nichts übrig.
 
Nebenbei gab es damals noch die Hippie-Bewegung der jungen Leute, die nicht nur Blumen und sonst nichts trugen, sondern sich teils als Pazifisten und Zivilrechtler auf zumeist friedliche Art quer gegen die Gesellschaft stellten, wie Bernadette Devlin (Nordirland). Sie und andere blieben in den beiden NZZ-Rückblicken unerwähnt.
*
Ja, es wäre wohl möglich, das damalige Zeitgeschehen mit der Gegenwart zu verbinden, doch bliebe dies eine zwecklose Übung, schlicht und einfach, weil ableitbare Erkenntnisse damals wie heute ignoriert und prompt vergessen werden.
 
Aber dennoch glaube ich, dass uns da und dort Hoffnung zublinzeln könnte, weil die Leute nach und nach die Nase von der Korruption und dem Machtmissbrauch allseits voll kriegen.
 
Politiker-Macht
Eingedenk der Geschehnisse dieses Jahres 2006 lasse ich einige Hoffnungsballone aufsteigen. Dabei füge ich eine 4. Überschrift – „Abhilfe“ – hinzu:
Trend: Macht der Politiker.
Mustererkennung: Sie sind keine Idealisten: Machtmissbrauch, Korruption.
Lehre: Sie werden zu Despoten.
Abhilfe: Opposition.
 
Beispiel: Das ineinander vernabelte Duo Bush + Blair. Die Opposition beginnt zu wirken, doch scheint es vorderhand, als ob die Hände von Bush noch nicht ausreichend gebunden seien. Hoffentlich wird es ihm nicht anders als Richard Nixon ergehen. Tony Blair wird demnächst abdanken (und hoffentlich nicht die „Shuttle-Diplomacy“-Rolle von Kissinger übernehmen).
 
Die Ismen
Trend: Islam-Fundamentalismus und USA-Imperialismus: Kriege.
Mustererkennung: „-ismen“ wiegeln auf, erzeugen Terror und Gegenterror.
Lehre (im Sinne von Ergebnis): Unschuldige Opfer.
Abhilfe: Toleranz statt Terror und Kriege.
 
Aussicht: Vorderhand winterlich und nebelverhangen. Werden sich auf beiden Seiten gemässigte Stimmen mehren? Durchbruch: Die Lösung des Impasses (der Sackgasse) zwischen Israel und Palästina ist dazu die längst überfällige Voraussetzung.
 
Erdölkriege
Trend: Kampf ums Erdöl.
Mustererkennung: Wie eh und je mit allen Mitteln; China und Indien würfeln mit. Der Endverbraucher zahlt.
Lehre: Armut in erdölreichen US-Lakaien-Kleinstaaten.
Abhilfe: Umsatteln auf alternative Energien. Sparmassnahmen.
 
Die Weichen sind unausweichlich gestellt. Der Sparwille wird in Europa geweckt. Das reicht noch lange nicht. Erdöl bleibt der Zankapfel, besonders wenn auch Indien und China ihre Industrien aufbauen. Inzwischen verunsichert Russland die Versorgung Europas mit Erdgas. Noch gibt es viel zu viele „Energie vergeudende Skelette im Klosett“ der Haushalte, der Industrie und des Gewerbes usf. Darüber liegen viele Studien vor, die beherzigenswerte Lösungen anbieten.
 
Jugendnöte
Trend: Jugendliche ausser Rand und Band („yobs“, „lager louts“, hoodies usf.)
Mustererkennung: Besonders in England sind viele Jugendliche nicht ausgebildet, arbeitslos. Drogen und Alkoholmissbrauch.
Lehre: Zerstörungswut, ansteigende Kriminalität.
Abhilfe: Gettos sanieren, Raum für Lebensinhalte schaffen.
 
Die bisher eingesetzten Massnahmen versagten. Beispiel: Zwischen 1999 und 2005 wurden in England 9431 ASBOs (anti-social behaviour orders = Verzeigungen wegen antisozialem Verhalten ,oft verbunden mit Ausgangssperren) verhängt, inzwischen von den betroffenen Jugendlichen („yobs“) als „begehrenswerte Auszeichnung“ geschätzt und gesammelt … Dabei wird übersehen, dass sich die „City-Leute“ genau so wie „yobs“ benehmen, wenn sie ihre Gratifikationen verprassen. Der in England unsinnig verlängerte Alkoholausschank am Abend bringt das Übel weiter voran.
 
Im Grunde genommen ist die Jugend begeisterungsfähig und kann auch für gute Zwecke gewonnen werden, etwa innerhalb des Umweltschutzes. Dahin ist es zwar ein langer und dorniger Weg – doch gewiss begehbar („green hoodies“ werden für ihre Beiträge belohnt!).
 
Medienmüll
Trend: Medienschund (Film, Fernsehen, Internet).
Mustererkennung: Schafft weltweit falsche Vorbilder.
Lehre: Alt und Jung werden davon erfasst.
Abhilfe: Auszeichnung für verantwortungsbewusste Medien.
 
Keine Zensur – doch Auszeichnung (à la „Guide Michelin“) jener Medien, die sich eine Selbstkontrolle auferlegen. Damit könnten (vielleicht) die schlimmsten geschmacklosen und gewalttätigen Exzesse nach und nach etwas eingedämmt werden. Kleine Fortschritte wären besser als keine.
 
Sex-Verwirrungen an der grossen Glocke
Trend: Sexuelle Verwirrungen.
Mustererkennung: mehr und mehr Homosexuelle, auch Lesben, Pädophile.
Lehre: Wer heute „normal“ ist, gilt bald als „abnormal.
Abhilfe: mehr Diskretion.
 
Warum „gleichgeschlechtliche Vorlieben“ an die grosse Glocke hängen? Sogar Kirchenglocken schwingen heute munter mit, wenn merkwürdige Hochzeiten stattfinden und öffentlich gesegnet werden. Ich staune, wenn sich im populären englischen Fernsehprogramm „The weakest link“ in der Regel ein Drittel der Mitspieler als „gay“ (schwul) bezeichnen. Gewiss kann es jeder diesbezüglich so halten, wie er/sie will, doch fände ich etwas mehr Diskretion als durchaus angebracht und gerechtfertigt, allein schon aus Respekt der „normalen“ Menschennatur gegenüber. Gleichgeschlechtliche Neigungen werden im Islam grundsätzlich geächtet.
 
Verallgemeinernd: Es bleibe Freiraum für alle erhalten, nach ihrem Gutdünken zu leben, solange sie nicht mit ihren persönlichen Evangelien als „allein-selig-machend“ auftrumpfen und andere belästigen.
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Schon mit diesen wenigen Beispielen ist der Bogen weit überspannt. Mit solchen Konzepten ist herzlich wenig erreicht. Es bräuchte unendlich viele Kämpfer wie Bertrand Russell, die sich selbstlos für eine bessere Welt einsetzen.
 
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