Textatelier
BLOG vom: 11.01.2007

Immer Stärke zeigen: Jetzt ballern die USA auch in Somalia

Autor: Walter Hess, Biberstein CH
 
Das USA-Regime hat das Pulver nicht erfunden, doch es weiss immerhin ganz genau, dass man damit schiessen kann. Davon macht es reichlich Gebrauch, nicht allein im Irak. Jetzt lässt es im Süden von Somalia in der Nähe der kenianischen Grenze ihre Kugelhagel aus einem ehemaligen Transportflugzeug vom Typ „AC-130“ niederprasseln, bei denen Kind und Kegel sowie auch alle Tiere wie Ziegen und andere Nutztiere niedergemäht werden. Die Maschine eignet sich nicht für Präzisionsschläge, sondern nur für undifferenzierte flächendeckende Zerstörungen, sie ist also für Massentötungen geeignet. Der Vorwand für diese neuerlichen Kriegsverbrechen (wie üblich): Vernichtung von vermuteten Stellungen des Terrornetzwerks Al Kaida. Eine Vermutung ist eine Annahme, eine Meinung. Genügt so etwas zum Morden? Warum tötet man denn Massen, wenn man 2 hochrangige Al-Kaida-Mitglieder ausschalten will? Da müsste man doch wohl etwas gezielter vorgehen.
 
Mit anderen, gleichnishaften Worten: Wenn die USA der Meinung sind, es könnte in Zürich City Terroristen haben, legitimiert sie das (ihrer eigenen Meinung nach), Zürich City zu bombardieren. Und die USA haben sehr viele Bomben. Die Rüstungsindustrie ist dort wichtiger als die Bildung. Es ist grauenvoll, in einer von den machtbesessenen und geldgierigen USA beherrschten Welt leben zu müssen.
 
Bei den flächendeckenden Verwüstungen werden sehr viele Unschuldige geschädigt, zu Krüppeln gebombt oder getötet. Nachdem ich Zeit meines (inzwischen doch recht langen) Lebens immer wieder hörte und nachlesen konnte, dass bei den US-hirnrissigen Bombardierungen vor allem unschuldige Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, ermordet wurden, erlaube ich mir hier doch einmal die Frage aufzuwerfen, ob denn die geschädigten Unschuldigen wenigstens materiell zu ihrem Recht kommen. Selbstverständlich ist das nicht der Fall. Und das ungeahndete kriminelle Tun wird dadurch umso hässlicher, umso unerträglicher. Mit Kleinkriminalität hat das nichts zu tun. Das sind ausgewachsene Verbrechen.
 
Die Terrorförderung ist neben den Bombeneinsätzen aus der Luft eine mit besonderer Sorgfalt betriebene Machenschaft der USA. Jede Untersuchung, die einigermassen Anspruch auf Seriosität erheben konnte, hat inzwischen ergeben, dass das Kriegsgebaren der Wildwestnation, die schon aus Indianern Terroristen gemacht hat, den Terrorismus fördert, besonders seit den masslosen Überreaktionen seit dem 9. September 2002. Was bleibt denn den Angegriffenen, die über keine Atomwaffen und über keine exzessiv ausgebaute Kriegsmaschinerie verfügen, anderes übrig, als sich mit den Mitteln der Guerillataktik, die man ja auch Terrorismus nennen kann, zu wehren? Die wahren Terroristen sind jene, welche den Bombardierungseinsatz befehlen und ganze Länder in Schutt, Asche und Elend legen, ohne sich um politische Lösungen zu bemühen.
 
Bereits im Blog vom 31. Dezember 2006 („Äthiopien: Wie die USA in Somalia einen Krieg führen lassen“) ist nachzulesen, wie die USA die Kriegsfürsten, die inzwischen mit der somalischen „Regierung“ neuerdings zusammenarbeiten oder darin vertreten sind, unterstützen. Sie haben das eher symbolische, US-hörige Marionettenregime Ali Mohamad Gedi mit den vielen korrupten Beamten hervorgebracht. Dessen Moral ist bereits am Sprecher dieser gekauften Übergangsregierung abzulesen. Abdirahman Dinari entblödete sich nicht, nach den US-Bombardierungen diese Feststellung vom Stapel zu lassen: „Viele Tote liegen in dem Gebiet. Wir wissen nicht, wer sie sind, aber der Angriff war ein Erfolg.“ Es ist immer ein Erfolg, wenn möglichst viele Tote herumliegen; nur Amerikaner, die zunehmend aus dem Hinterhalt operieren und Volksgruppen gegeneinander aufwiegeln, dürfen nicht dabei sein. Abdirizak Hassan, Stabschef des Marionetten-Ministerpräsidenten Gedi, erklärte aus gegebenem Bombardierungsanlass: „Wir haben unsere Genehmigung für Aktionen gegeben, die mehr als Luftangriffe beinhalten. Was auch immer notwendig ist, um diese Leute zu vernichten – wir haben den Amerikanern die Erlaubnis gegeben.“
 
So ist ein neuer Kriegsschauplatz ganz nach George W. Bushs Gusto eröffnet; die US-Marine ist bereits mit mehreren Kriegsschiffen und einem Flugzeugträger vor der südsomalischen Küste einsatzbereit. Somalia am Horn von Afrika liegt an einer strategisch ausgezeichneten Lage, was den US-Machtanspruch zum Teil begründet, und mag er noch so illegal sein.
 
Allerdings scheint der Jubel in der westlichen Wertegemeinschaft als Reaktion auf die Zerstörungen diesmal verhaltener als sonst zu sein, ja in der EU und in vielen Regierungen (mit Ausnahme von Deutschland) und damit auch in den Mainstreammedien tauchten diesmal regelrechte kritische Stimmen auf, ein bedeutsames Abweichen vom bisherigen blinden Mitläufertum. Wie in clan-basierten Gesellschaften nach afghanischem oder somalischem Muster schlagen sich üblicherweise auch im Westen die Führer (und die Meinungsmacher) immer auf die Seite der Sieger – in der Hoffnung, von der Beute einen Happen einheimsen zu können. Inzwischen besteht wenig Aussicht darauf.
 
Selbst der oberste Feldherr Bush, der unter anderem mit hirnloser Stärke und der Legalisierung der Folter den Irak erobern wollte, räumt inzwischen „Fehler“ ein („Die Situation im Irak ist nicht akzeptabel für das amerikanische Volk und sie ist nicht akzeptabel für mich“), ohne daraus allerdings gelernt zu haben. Und Bush ortet bei sich diesen strategischen Fehler: Dass er nicht schon früher noch mehr Soldaten in den Irak gesandt hat und es zu viele Beschränkungen für die US-Soldaten gab. Offenbar haben sie noch zu wenige Massaker angerichtet. Er will weitere 21 500 Soldaten ins ölreiche Land schicken, um die dortige Gewalt mit zusätzlicher und womöglich noch brutalerer Gewalt einzudämmen und Zivilisten zu ermorden ... Konkret sollen sie freie Hand erhalten, um auch in Wohnviertel einzudringen. Durch eine Eskalation will der Gute und grossartige Denker die Spirale der Gewalt durchbrechen ...
 
Nachdem sich inzwischen herumgesprochen hat, dass die Amerikaner einen Krieg nach dem anderen verlieren und buchstäblich mit abgesägten Bluejeans oder Tarnanzügen in der verwüsteten, in ein Chaos verwandelten Welt herumstehen und nicht mehr weiter wissen, hat die uneingeschränkte Bewunderung für diese Verlierernation spürbar nachgelassen. Weil die Ahnung nahe liegt, dass demnächst hoffentlich alle Kriegsverbrecher, auch jene aus der USA-Grossbritannien-Israel-Koalition, ihrer verdienten Strafe zugeführt werden könnten, ist es besser, sich noch einigermassen rechtzeitig abzusetzen und sich in Sicherheit zu bringen.
 
Nach der himmeltraurigen westlichen Kolonialgeschichte müssten die westlichen Länder den afrikanischen Kontinent mit besonderer Sorgfalt und Toleranz behandeln, wenn sie ihn schon nicht in Ruhe lassen wollen. Sie müssten halt zusehen, dass in Allahs Namen eben der Islam dort die besseren Karten als die christlichen Eroberer hat und als demokratischen Vorgang werten, wenn ein grosses Fürstenhaus wie der Hawiya-Clan die Grundlagen für die Bewegung „Islamische Gerichte“ legen konnte, die man nicht straflos unter westlichem Druck und Einfluss einfach marginalisieren kann.
 
Jedenfalls wünsche ich den Amerikanern aufrichtig eine weitere Schlappe in Somalia, ein Desaster wie im Irak, verbunden in der Hoffnung, dass möglichst wenige Unschuldige und Unbeteiligte diesem neuerlichen, verwerflichen Bombardement zum Opfer fallen werden.
 
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