Textatelier
BLOG vom: 02.02.2007

Kein Witz: Paul Wolfowitz gibt Einblick ins Socken-Innenleben

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Der Weltbankpräsident Paul Wolfowitz blamierte sich kürzlich anlässlich eines Türkei-Besuchs gewaltig. Bevor er sich auf die Socken machte, um die geheiligten Räume der Selimiye-Moschee in Edirne zu betreten, musste er seine Schuhe ausziehen. Und was dabei zum Vorschein kam, waren durchlöcherte schwarze Socken. Aus jeder Socke lugte die Grosszehe heraus. Die Kameraleute waren regelrecht entzückt und brachten diese Peinlichkeit in Grossaufnahme in die Sender und die Zeitungen. Dabei wurde auch seine fleckige Hose dokumentiert. Helfer brachten rasch ein Paar Pantoffeln heran, um die nackten Zehen zu tarnen.
 
Schadenfroh kommentierte die türkische Zeitung „Hürriyet“ am nächsten Tag den Vorfall wie folgt: „Der Chef des Geldes hat Löcher in den Socken.“
 
Aber damit noch nicht genug der Pannen: Der 63-jährige Wolfowitz wollte 2 Silberarmreifen für seine Töchter in einem Basar erstehen. Aber, o weh! Er hatte kein Geld dabei. Er musste dann seine Leibwächter anpumpen. Ein schier unglaublicher Vorfall. Das war genau so, wie wenn ein Soldat ohne Waffe in den Krieg ziehen würde oder ein Jäger ohne sein Gewehr auf die Pirsch ginge. Das vergessen die Amerikaner nie, schon eher den Kopf.
 
Wolfowitz ist übrigens seit 1. Juni 2005 Präsident der Weltbank, einer Organisation, die von 184 Staaten getragen wird beziehungsweise die 184 Staaten sagt, wos lang geht. Die Bank nimmt Einfluss, finanziert internationale Entwicklungsprojekte (und bringt Länder in ihre Abhängigkeit), aber offenbar keine neuen Socken für den Boss. Wolfowitz war früher Berater von Präsident George W. Bush und stellvertretender Verteidigungsminister der USA unter Donald Rumsfeld, eine politische Grösse also.
 
Zurück zur Socken-Problematik: Auch ich hatte einmal ein Erlebnis mit einer durchlöcherten Socke. Kurz nach meiner Schulzeit musste ich zur militärischen Musterung. Ein Arzt untersuchte mich auf meine Eignung für den Wehrdienst. Dazu war eine Inspektion des nackten Körpers notwendig. Als ich meine Schuhe auszog, entdeckte ich in einer Socke ein Loch. Das Loch war am Morgen noch nicht da gewesen. Ein starker Zehennagel musste wohl den schon dünnen Stoff der Socke durchdrungen haben. Oder hatte ich das Loch in der Eile übersehen? Der Arzt, der mich bei der Entkleidung mit Argusaugen musterte, meinte: „Schon wieder einer mit Zehen, die Frischluft brauchen.“
 
Später passierte mir derlei Missgeschick nicht mehr, da ich das Sockenstopfen beim Militär erlernt hatte.
 
Heute stopft wohl kaum noch jemand seine Socken. Durchlöcherte Fussstrümpfe werden dann einfach weggeworfen, da neue Socken sehr günstig zu haben sind. Oder denke ich da falsch? Ich höre ja immer, dass man von Reichen sparen lernen kann. Hat der Weltbankpräsident keine Sockenstopferin? Oder hat er keine Begleitperson, die ihm sagt, was und wie er sich anziehen soll? Nun, Leibwächter hat er ja, die natürlich keine Ahnung vom Sockenstopfen haben. Hauptsache, sie können mit der Waffe umgehen und nötigenfalls herumballern.
 
Eine Schauspielerin sagte kürzlich, sie trage überhaupt keine Socken. Das ist auch eine Methode, um peinlichen Löchern zu entgehen. Da könnte sogar unser Weltbankpräsident etwas von ihr lernen. Er könnte doch problemlos ohne Socken in die Moschee oder zu Staatsempfängen gehen.
 
Als ich die Aufnahmen im Fernsehen sah, dachte ich mir: „Muss der arm oder geizig sein.“  Oder ist es wohl nur Liederlichkeit?
 
Auch die Leser der Online-Ausgabe der  „Süddeutschen Zeitung“ (www.sueddeutsche.de) riss es aus den Socken; sie hielten sich mit Kommentaren nicht zurück. Einer schrieb, das sei ein gelungener PR-Coup gewesen. Die Bilder gingen um die ganze Welt. Nun wisse endlich jeder, wie der Weltbankchef heisst und dass er eine Moschee besucht hat.
 
„CengizSari“ schrieb am 31.01.2007: „Kann ein solcher Mensch, der sich so sehr gehen lässt und sogar Löcher in den Socken hat, Präsident der Weltbank sein?“ Ein anderer Kommentator hielt fest, dass Wolfowitz in der Vergangenheit ein Hardliner gewesen sei, auch mit Bush eng liiert war, von anderen Leuten Disziplin forderte und sich dann selbst so gehen lasse.
 
Abereki“ schrieb Folgendes: „Ihr Beitrag zeigt erstens, dass der Weltbankpräsident ein sparsamer Mensch ist, was ihn ehrt, dass er zweitens ein Geizkragen ist – bei seinem beneidenswerten Einkommen – da kann er vielleicht nichts dafür, aber in den Himmel kommt er nicht, und drittens zeigt er beschämend, dass er keine halbe Stunde voraus denken kann, sonst hätte er frische Socken planen können. Wenn ein Mensch in so einer Position nicht planen kann, sollte man ihn von dem Job entfernen. Es ist einfach zu gefährlich.“
 
Die Türken waren mit dem „durchlöcherten“ Socken-Bankpräsidenten sehr zufrieden. Hat er doch die Bemühungen der Türkei um Reformen der Sozialsysteme gelobt. Die Türkei ist der drittgrösste Kreditnehmer der Weltbank. Und damit die Gelder weiterhin reichlich fliessen, werden die Türken ihm seine löchrigen Socken gern verzeihen. Vielleicht bekommt er demnächst einen Bonus von der Weltbank mit der Auflage, sich Socken in Hülle und Fülle zu kaufen und eine Beraterin, die das Socken-Management übernimmt.
 
Wie AFP soeben meldete, hat sich ein türkisches Unternehmen bereit erklärt, dem Weltbankpräsidenten 12 Paar Socken zu spenden. Umit Ozuren, der stellvertretende Chef des Verbandes der türkischen Sockenhersteller, meinte, wohl mit Anspielung auf die US-Schundprodukte, süffisant: „Hätte er von unseren Qualitätssocken gekauft, hätte er nicht solche Probleme gehabt."
 
Vielleicht wird ihm aber auch die Adresse eines pfiffigen Schweizer Unternehmers übermittelt, der für ihn eine perfekte Lösung parat hat (www.blacksocks.com). Dann gehören Löcher in den Socken der Vergangenheit an. Wolfowitz braucht jedoch Geld, um sich diesen Service leisten zu können. Aber vielleicht findet sich ein wohltätiger Spender unter den 184 Staaten. Oder sein Freund Bush schenkt ihm Socken mit dem Sternenbanner drauf.
 
Es könnte aber auch sein, dass bald Modezaren Socken mit Löchern als neuesten Schrei präsentieren werden – nach dem US-Wolfowitz-Muster. Ich schlage vor, Socken zu fabrizieren, die kunstvolle Löcher oder aufgedruckte Zehen haben. Ich sollte mir diese Idee unbedingt patentieren lassen.
 
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