BLOG vom: 08.02.2007
Rigi-Exkursion: Fast übertrieben schön geformte Landschaft
Autor: Walter Hess, Biberstein AG
Würde man einem begabten Landschaftsmaler die Aufgabe erteilen, eine wunderschöne, prächtig strukturierte und abwechslungsreiche Landschaft zu malen, pinselte er wahrscheinlich eine Bergwelt mit nahen und fernen Kolossen hin, die aus verwinkelten Seen herauswachsen. Dazwischen würde er Städte, Städtchen, Dörfchen und Einzelhäuser einstreuen und sie ins Grün von Wiesen einbetten, das sich auf der den Gebirgen gegenüberliegenden Seite bis zu einem sanften, abschliessenden Hügelzug hinzieht. Ein bisschen Bodennebel als Weichzeichner würde dem Bild da und dort etwas an Härte nehmen. Im Vordergrund würde er verwitterte Tannen, Gesteinsbrocken und Alpweiden mit ihren Kräutern und Blumen einfügen. Und das Blau des Himmels würde durch einige durch sanfte Winde geformte Wolken und Dunstschleier belebt. Genau dieses Bild ergibt sich, wenn man sich über die Niederungen hinaus auf die Rigi (im Schweizerdeutschen eher „der Rigi“ genannt) erhebt. Sobald man vom Vierwaldstättersee nur 100 oder 200 Höhenmeter hinter sich gebracht hat, wird man von diesen fantastischen Landschaftsbildern förmlich erschlagen.
Um einige Fotos von Weggis und Umgebung zu machen, fuhren wir am 5. Februar 2007 zuerst vom Gebiet Rain in Weggis, der Talstation der Seilbahn nach Rigi Kaltbad, die kurvenreiche und schmale Rigistrasse mit weniger als den erlaubten 30 Stundenkilometern vorsichtig bis ins Gebiet Katzenschwanz hinauf, wo diese auf eigenes Risiko zu betretende Bergstrasse endet. Im unteren Teil der Strasse ist eine Tafel: „Achtung! Gefahrengebiet. Betreten des Gebietes auf eigenes Risiko.“
Im obersten Teil der Bergstrasse waren gerade Holzerarbeiten im Gange, und der letzte Strassenteil war auch für Fussgänger und Reiter gesperrt. Aus lauter Angst vor überhängenden Nagelfluhfelsen und den ungesicherten Abgründen konnte Eva, obzwar eine gebirgserprobte Bündnerin, die sich an die Sicherheitsgurte klammerte, die Bilder mit dem gleissenden mittleren Teil des Vierwaldstättersees im Gegenlicht gar nicht genug geniessen. Es gibt einige Ausweichstellen; sonst aber ist ein kurzes Anhalten undenkbar.
Zudem existieren auch verschiedene, von alters her bestehende Fusswege von Weggis nach Rigi Kaltbad, so der Alpweg, die Steiglen, der Geissrücken und den Pfad über Heilig-Kreuz zum Hochstein, der Buchenfluh entlang. Um 1820 wurde der spezielle Weggiser Rigiweg angelegt bzw. ausgebaut, der als sicherster und bequemster (vor allem für die Touristen, die sich tragen liessen) galt. Er führte durchs Gebiet Katzenschwanz und an der Heilig-Kreuz-Kapelle („Heiligchrüz“) vorbei. Dieser diente den streng reglementierten Rigiträgern aus Weggis, welche sich eines nüchternen Lebensstils zu befleissigen hatten und die Touristen auf Tragsesseln und deren Gepäck mit Saumtieren nach Kaltbad schleppten, bis dann 1871 die Vitznau-Rigi-Bahn als erste Zahnradbahn Europas von der Nachbargemeinde aus diese Aufgabe übernahm.
Rigi Kaltbad wird umgekrempelt
Nach diesem ersten Rigi-Eindruck kehrten wir zur Seilbahnstation in Weggis zurück und begegneten vielen Schülern, die kaum in der Lage waren, ihre leichten Rucksäcke oder Reisetaschen zum nahen Ferienheim hinauf zu tragen. Einige hingen entkräftet am Strassenrand.
Ich löste in der Seilbahnstation eine Wintertageskarte für 39 CHF (24.85 Euro), die zur freien Benützung aller Rigibahnen (auch der Zahnradbahnen Goldau/Vitznau-Rigi Kulm) an einem Tag berechtigen (www.rigi.ch); mit Halbtaxabonnement kostet die Retourfahrt nach Kaltbad 21 CHF. Wir liessen uns von der Luftseilbahn Weggis nach Rigi Kaltbad (1450 m ü. M.) tragen, genossen die Aussicht auf Weggis, den See und zum Pilatus. Rigi Kaltbad ist ein kleines Dorf mit Hotels, Châlets und Läden, ein Klimakurort der Reizstufe 2 (kräftiger Reizfaktor, guter Windschutz als Schonfaktor, 6,5 bis 13 Stunden Sonnenschein, längere Schönwetterperioden, Sonnenstrahlung von grosser Intensität, trockene, reine und erfrischende Luft) mit etwa 100 gesunden Einwohnern. Dort steht eine alte, gut gepflegte und fast spielzeughaft anmutende Lokomotive 7 der Vitznau-Rigi-Bahn mit dem stehenden Kessel und Gepäckplattform aus dem Jahr 1873 als Industriedenkmal.
Das Aussehen des Orts mit dem Flair des Traditionellen könnte sich demnächst grundlegend ändern; denn eine Investorengruppe rund um den Besitzer des „Bellevue“ und der „Hostellierie“ soll ein vom Tessiner Architekten Mario Botta geplanter „Giardino minerale“ entstehen. Das ist nicht einfach ein Kleingarten mit ein paar Steinen, sondern hinter diesem untertreibenden Begriff versteckt sich ein Riesenprojekt, das einen Neubau des „Bellevue“ mit 20 bis 24 Eigentumswohnungen, die Sanierung und den Ausbau der Rigi-Hostellierie mit Tagungszentrum, eine Wellness-Landschaft, einen attraktiven Dorfplatz und einen neuen Bahnhof für die Vitznau-Rigi-Zahnradbahn umfasst (www.rigikaltbad.ch). Der Beginn der Bauarbeiten scheint nahe zu sein.
Die bestehenden Gebäude auf Rigi Kaltbad sind nicht besonders attraktiv und konkurrenzieren den Blick auf die herrliche Gebirgs- und Seenlandschaft kaum – etwas architektonische Aufbruchstimmung könnte hier schon nicht schaden. Viele der Kurhäuser und Grand Hotels sind in die Jahre gekommen.
Das kalte Bad
In der Seilbahn hatten wir eine freundliche Dame mit Hund aus Meggen getroffen, die ein Jahresabo für die Rigibahnen hat und im Rigigebiet häufig Wanderungen unternimmt. Der Vierwaldstättersee sei der schönste, den es gebe, sagte sie im Brustton der Überzeugung, und uns fiel auch gerade kein schönerer ein. Sie empfahl uns, nach Rigi Kulm den Weg via das Chänzeli (Känzeli, kleine Kanzel) nach Westen zu nehmen, dieser sei attraktiver als der Aufstieg via Klösterli (im Osten). Wir folgten dem Rat. Man kann sich leicht orientieren. Da an Wanderwegweisern keinerlei Mangel besteht, sind hier Landkarten schon fast ein Luxus.
Unmittelbar nach dem Kaltbad-Dörfchen (gegen Westen) erreicht man den Parkwald, und dort ist das eigentliche „Chalte Bad“ (kalte Bad), das schon im 17. Jahrhundert von vielen Genesungssuchenden entdeckt worden war: Rechterhand (bergwärts) am Känzeliweg sieht man ein gewaltiges Felsentor aus Nagelfluhblöcken mit einer Hinweistafel aus Metallguss „Das kalte Bad auf der Rigi 1540“, hinter dem sich die 1556 erbaute Felsenkapelle bei einer wundertätigen Quelle verbirgt, ein schlichtes und umso eindrücklicheres Andachtshaus. In dessen Innern sass auf einer Holzbank ein älteres Ehepaar mit gesenkten Häuptern, und der zusammengesunkene Mann quälte sich mit fürchterlichen Hustenanfällen ab – vielleicht betete er hier für die Linderung seines Leidens und für die Genesung seiner Lunge. Im Zentrum des Altars steht eine Maria-Statue. Ich wünschte dem betagten Mann den Kapuzinerbruder Onuphrius herbei, der vor über 400 Jahren beim Heiligkreuz mit Heilkräutern Gutes tat. Die Kapelle beim Kaltbad, einst ein beliebter Wallfahrtsort, dient angeblich heute noch gelegentlich für Hochzeitszeremonien.
Aus dem kalten Bad hatte sich längst ein ganz besonderer Badebetrieb und damit natürlich auch das Gastgewerbe entwickelt; das erste Gasthaus aus der Rigi wurde 1756 von der Luzerner Regierung bewilligt. Das Heilbaden geschah ursprünglich auf die folgende bemerkenswerte Weise – und war eigentlich nur robusten Naturen zu empfehlen: Das kalte Heilwasser aus dem „Drei-Schwestern-Brunnen“ wurde in einen Holztrog geleitet, in den man mitsamt den Kleidern dreimal kurz eintauchte. Darauf erwärmte man sich mit einem Lauf rund um die Kappelle herum wieder etwas. Dabei hatte man 5 Vaterunser, 5 Ave Maria und den „Glauben“ zu beten. Schliesslich macht der Berge versetzende Glaube ja selig. Der Waldbruder, unter dessen Obhut diese Prozedur geschah, gab seinen Segen dazu. Da wirkten selbstverständlich katholische Moralauffassungen mit, die zumindest zur Abhärtung beitrugen. Ab 1834 wurden dann Wasseranwendungen nach neuzeitlicheren Auffassungen vorgenommen.
Die Rigi-Historiker sind sich darin einig, dass die Geschichte des Tourismus dort oben mit dem „Kalten Bad“ begann, das zur Gemeinde Weggis gehört. Es handelte sich um eine Alp (in früheren Zeiten war die ganze Rigi bewaldet), auf der schon im 16. Jahrhundert eine Einsiedelei und eine einfache kleine Kapelle standen.
Beim Ausgang aus der Kapellennische ist auf einer Mauer ein kleiner mit Kreuzen und Erinnerungsgaben bestückter Friedhof zu sehen. Unweit davon, an einem riesigen Nagelfluhfels, ist eine Inschrift angebracht: „Gross und weit wie Ewigkeiten Welten sich vor uns ausbreiten, majestätisch Berge, Höhn. Gott ist gross und hoch erhoben, alle Höhen ihn nur loben, der da ist von Ewigkeit.“
Bis zum „Chänzeli“-Aussichtspunkt (1464 m ü. M.) mit den Sitzbänken ist es nur ein kleines Wegstück. Wir waren gegen 11 Uhr vormittags dort, und weil unsere Kleider trocken waren, brauchten wir nicht zu frieren; es mochte an der Sonne gegen 10 Grad C warm gewesen sein – und so etwas am Februar-Anfang. Der leichte Morgendunst hatte sich weitgehend aufgelöst. Die vorderste Bank, ein Logenplatz, wurde gerade frei, und wir tauchten von Wollust erfüllt in die vor uns ausgebreitete Landschaft ein: im Vordergrund Luzern am kreuzförmig verzweigten Westteil des Vierwaldstättersees, daneben der Pilatus, der Bürgenstock, das Zickzack des Alpenpanoramas und dahinter das leicht dunstige Mittelland bis zu unserem sanften Jura im Norden. Hier hatte ja auch schon Mark Twain, neben Johann Wolfgang von Goethe eine der touristischen Werbegestalten der Rigi, über so viel überwältigende Schönheit gestaunt, auch wenn er (wie wir auch) den Sonnenaufgang verpasst hat – der Unterschied besteht bloss darin, dass in unserem Fall niemand darüber spricht. Hier oben ist es so überwältigend, dass es nicht auch noch einen Sonnenaufgang braucht; das wäre ja des Überwältigenden schon etwas zu viel.
Richtung Rigi Staffel, der Zahnstange entlang
Wir tranken etwas Tee aus der Thermosflasche und setzten den Weg Richtung Rigi Staffel, der innert knapp einer halben Stunde problemlos zu bewältigen ist, und Rigi Kulm (1 Std. 10 Min., laut Wanderwegweiser) fort. Wo an schattigen Stellen auf dem „Grat“ noch etwas vereister Schnee lag, war Sand darüber gestreut worden – eine nette Geste der Tourismus-Verantwortlichen. Man fühlte sich gut aufgehoben. Der teilweise am Schattenhang entlang führende Wanderweg „In den Bänderen“ zwischen Rigi Staffelhöhe und Rigi Staffel begleitet das Zahnradbahn-Trasse (Spurweite: 1435 mm) und gibt insbesondere den Blick hinunter zum Küssnachtersee und nach Küssnacht a. R. und zum Zugersee frei. Der Schotter des Bahntrassees ist hangseits mit Steinmäuerchen und Eichenschwellen vor dem Abrutschen geschützt; die Bahnschwellen aber sind aus Eisen.
Ich freute mich, schon wieder einem Werk des Ingenieurs und Erfinders Niklaus Riggenbach (1817–1899), dem ehemaligen Direktor der Centralbahn in Olten, zu begegnen, der auch die Leiterzahnstange entwickelt hatte (siehe Blog vom 29.12.12006: Olten 02: Sälischlössli, hochgerüstete Techno-Theaterburg) und auch das Sälischlössli bei Olten mit seinen zu Ecktürmen gewordenen stehenden Dampflokomotivkesseln initiiert hatte. In der Jubiläumsschrift zur Jahrhundertfeier der Vitznau-Rigi-Bahn wird er bildkräftig als „starker Ring in der Kette des Fortschritts und als markante Gestalt mit anderen hervorragenden Männern der Scheiden, wie Dr. Ing. h. c. Roman Abt, Oberst E. Locher und Ing. E. Strub“, gewürdigt. Auf Riggenbach geht die Idee zurück, Geländerampen mit Hilfe einer Zahnstange und einem Zahnrad zu überwinden. Und die Rigi-Bahn war nur eine von etwa 25 Zahnradbahnen in der Schweiz und in anderen Ländern, die auf ihn und seine Kreativität zurückgehen.
Für mich war es ein bemerkenswertes Erlebnis, einen Eindruck von seinem Werk zum Greifen nahe zu haben. Beim Bahnhof Rigi Staffel unterhalb von Rigi-Kulm, wo sich die Zahnradbahnen nach Arth-Goldau und Vitznau verzweigen, erhält man auch Anschauungsunterricht darüber, wie das Zahnstangenweichen-Problem bei Zahnradbahnen gelöst worden ist: Die beiden Schienen und auch die Zahnstangen müssen verschiebbar sein. Früher (bis 1961) wurde diese Aufgabe durch eine Schiebebühne umständlich gelöst.
Unmittelbar neben dem Bahnhof Rigi Staffel liegt das Restaurant Bahnhöfli, ein Bau aus gelb gebeiztem Holz, an dessen Südfront Tische und Bänke standen, wo wir bei herrlichem Sonnenschein und Alpenblick eine Currysuppe und kleine Mittagsverpflegung zu einem Ramseier Apfelsaft genossen. In diesem Selbstbedienungsrestaurant bestellt man an der Theke; man bezahlt im Voraus, erhält eine Nummer und wartet einige Minuten, bis man via Lautsprecher zum Fassen der Speisen aufgerufen wird. Der Betrieb war mässig; wir hatten die Nummer 63.
Auf dem weiteren Weg kamen wir an einem kleinen Gästehaus („Kessiboden") vorbei, vor dessen Eingang ein aus Holz geschnitzter, knorriger und bedächtiger Älpler mit Tabakpfeife, Militärhose und -schuhen sass, und eine Menutafel offerierte Kaffee und Kuchen für 5.50 CHF. Das kam uns gerade recht, auch wenn die Einkehr unseren gemächlichen Gipfelsturm weiterhin verzögerte. In dem kleinen Stübchen mit Koch- und Backgelegenheit und einem Spülbecken gibt es einen einzigen länglichen Tisch, an dem eine mütterliche Wirtin, ihr Mann und 3 ältere Herren, die sich wie Stammgäste benahmen und gut gelaunt ein Pfund Wein bestellten, sassen. Eine kleine Besuchergruppe verabschiedete sich gerade, so dass Plätze frei wurden. Die Wirtin brachte uns ein Stückchen noch warmen Apfelkuchen nach Hausmacherart mit einem butterig schmeckenden, mürben Kuchenteig, und sie entnahm dem Backofen gerade eine Gugelhopfform, aus der ein verlockender Duft den kleinen Raum erfüllte. Der Wirt half beim Abwaschen und Abtrocknen, was Eva sofort veranlasste, ihm für seinen vorbildlichen Einsatz ein Kompliment auszusprechen, und ich lenkte mit Fragen über den Wintertourismus hier oben ab. Die Bahn fährt ganzjährig, im Winter allerdings etwas weniger häufig.
Den Rest des Aufstiegs schafften wir locker, da an Kalorien kein Mangel bestand. Sogar eine Mutter mit einem besetzten Kinderwagen kam uns entgegen – kein Problem. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Rigi-Kulminationspunkt endlich, kauften im Kiosk das „Panorama Rigi“ (6.80 CHF), auf dem die Namen der Berge angegeben sind und konnten nun unsere geografischen Wissenslücken schliessen. Würden Sie das Gwächtenhorn, die Wendelinstöcke, das Buochserhorn und den Hutstock ohne weiteres erkennen und benennen können?
Apropos Stöcke: Wieder einmal hatten wir unsere Wanderstöcke vergessen – im Gegensatz zu den meisten Leuten, die uns hier oben begegneten. Wenn der Untergrund vereist oder aus anderen Gründen glitschig ist, sind sie solche Krücken schon eine gute Hilfe. Da ich immer noch eine Kamera mitschleppe, möchte ich mich von weiterem Ballast etwas befreit wissen – doch allmählich werde ich für Wanderstöcke, möglichst zusammenschiebbare, reif.
Ganz oben
Meines Erachtens ist die Aussicht auf Rigi Kulm (1752 m ü. M.) jener auf dem Chänzeli nicht überlegen, aber die Rundsicht ist selbstredend kompletter, so weit der langgezogene Restaurant- und Hotelbau „Rigi Kulm" mit Satteldach und Aussichtsplattform nicht im Wege steht – aber das eine schliesst das andere nicht aus. Wir liessen uns noch einmal von dieser Bilderwelt einlullen, fuhren dann, um der Zahnradbahn die Ehre zu erweisen, im roten Triebwagen, an den 2 Vorstellwagen gekoppelt waren, nach Rigi Kaltbad zurück, gemächlich, vielleicht mit 20 Stundenkilometern. Zahn um Zahn. Die Bahnwagen sind geräumig – neben dem Gang sind 2 bzw. 3 Sitze – und stabil gebaut. Da wird enorm viel Material den Berg hinauf und hinunter transportiert. Ich fragte den Lokomotivführer, ob denn die Bremsenergie beim Abwärtsfahren verwertet würde (wie dies bei unserem Toyota Prius der Fall ist). Sie könne nicht ins Netz eingespeist werden, antwortete der Experte, doch diene sie immerhin dem internen Strombedarf wie Licht und Heizung. Und an diesem Tag heizte gerade die milde Wintersonne, die gegen den späteren Nachmittag von Dunst und Schleierwolken zunehmend in den Hintergrund gedrängt wurde.
Die Elektrifikation der seit dem 23. Mai 1871 (Vitznau–Staffelhöhe) bzw. 27. Juni 1873 (Staffelhöhe–Kulm) bestehenden Dampfbahn erfolgte am 3. Oktober 1937. Das Bauwerk ist eine bewundernswerte Leistung, schon weil die grösste Steigung 250 Promille und der kleinste Kurvenradius 120 m betragen. Über das Schnurtobel musste eine Brücke erstellt werden, und die meisten Streckenarbeiten wurden in dem schwierigen Gelände mit Pickel und Schaufel geleistet. Urschweizer schaffen auch das.
In Kaltbad stiegen wir wieder in die Seilbahnkabine um. Diese nach Weggis führende Seilbahn ist seit 1968 in Betrieb. Besonders die Talfahrt ist eindrücklich. In der Hälfte hat man das Gefühl, die Seile würden fast senkrecht in die Tiefe abfallen. In weniger als 10 Minuten lässt sich so schwebend und nach Masten leicht schaukelnd eine Höhendifferenz von 924 Metern überwinden.
*
Mark Twain sagte einmal: „Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.“ Und wahrscheinlich genau deshalb machte er sich auf, die Rigi zu erkunden.
Dank
Den Tourist Informationen Weggis, Seestrasse 5, CH-6353 Weggis (E-Mail: info@wvrt.ch, Internet: www.the-best-of-lake-lucerne.ch) danken wir für die initiative Informationsbeschaffung.
Quellen
Inäbnit, Florian: „Rigi-Bahnen. Zahnradbahn Vitznau–Rigi“, Prellbock Druck und Verlag CH-3706 Leissigen.
Rigibahn-Gesellschaft, Vitznau: „RIGI. Königin der Berge“, Druck: Hallwag AG, Bern 1971.
„Weggis. Vitznau. Rigi“, info 2007/08.
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