Textatelier
BLOG vom: 29.12.2007

Glück und Unglück (II): Familienglück, Popstars am Abgrund

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Glück hat auf Dauer doch zumeist wohl nur der Tüchtige.“
(Graf von Moltke)
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„Willst du glücklich sein im Leben,
trage bei zu andrer Glück;
denn die Freude, die wir geben,
kehrt ins eigne Herz zurück.“
(Verfasser unbekannt)
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„Jeder Mensch muss sich das Hufeisen der Lebensform, in welcher er glücklich zu werden hofft, selbst schmieden.“
(Annemarie Pieper)
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„Wer ein Unglück ertragen kann, erträgt auch das Glück.“
(Aus Schweden)
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Das kleine Glück in der Familie
Es ist ein Glück, wenn man in einer intakten Familie aufwachsen durfte und selber eine gute Familie, Kinder und Enkelkinder hat, die Freude bereiten. So ist es für mich immer das höchste der Gefühle, wenn unsere jetzt anderthalb Jahre junge Enkelin zu Besuch kommt und sich riesig freut, wenn sie die Oma oder den Opa erblickt. Kaum hat sie die Eingangstür überschritten, steuert sie frohgelaunt das Arbeitszimmer des Opas an, strahlt über das ganze Gesicht und ruft: „Opa, Computer!“ Sie möchte dann den Computer bedienen. Sie ist unglaublich wissensdurstig. Es ist immer eine Freude, wenn man die Erweiterung ihres Wortschatzes erlebt und ihre Fingerfertigkeit beobachtet. Alles Gezeigte wird in einer Geduld so lange probiert, bis es klappt – oder auch nicht.
 
Alte Liebe, rostig
Wer kennt nicht diese oder eine ähnliche Geschichte vom Rückblick aufs frühe Glück: Nach 20 Jahren trafen sich ehemalige Schüler bei einem Klassentreffen. Ein Teilnehmer erblickte auch einen Schulfreund, der damals seine im Stillen verehrtes Fräulein später ehelichte. Er hatte ursprünglich nicht den Mut gehabt, ihr seine Liebe zu gestehen. Alle beneideten den Geliebten, weil die Auserwählte hübsch und intelligent war. Später entpuppte sich die Schöne als Xanthippe. Sie nörgelte wie Sokrates’ Ehefrau an allem herum, sah vieles allzu pessimistisch, war streitsüchtig. Der Mann war unglücklich. Nach einigen Jahren erfolgte die Scheidung. Für den Mann bedeutete dies zunächst ein schwerer Schlag, aber bald darauf hatte er das Glück, eine gute Frau kennenzulernen. Mit dieser ist er jetzt liiert und führt eine harmonische Ehe.
 
Auch ich schwärmte in jungen Jahren (ich war damals vielleicht 12 Jahre alt) für ein hübsches Mädchen aus dem Ort Buchdorf in Bayern, wo wir von 1947 bis 1955 wohnten. Aber sie entschied sich für einen anderen. Später bedauerte die Frau ihre Entscheidung. Der Mann entpuppte sich als Egoist und Nörgler. Sie hatte kein angenehmes Eheleben. Später folgte die Scheidung.
 
Ein Urlauber hatte unwahrscheinliches Glück
Es gibt viele Menschen, die sich mit Traumdeutung befassen, um ihrem Unbewussten auf den Grund zu gehen. Sie sind felsenfest überzeugt, im Traum könne man bestimmte Ereignisse vorhersehen. So träumten Menschen angeblich zum Beispiel vor einer Flugreise von einem Unglück. Sie sagten die Reise ab, das Flugzeug stürzte tatsächlich ab. Auch in meiner abergläubischen Zeit achtete ich vor Flugreisen immer darauf, dass ich keinen Traum von einem Absturz hatte. Ich wurde jedoch nie von einem solchen Albtraum heimgesucht, und wir konnten den Flug in aller Ruhe antreten.
 
Verschlüsselte Träume
Nun zurück zu meiner Geschichte, die mir eine ehemalige Arbeitskollegin erzählte: Für 2 Frauen aus dem Schwarzwald sind Träume längst keine Schäume mehr. Sie träumten schon oft Dinge, die anschliessend tatsächlich eintrafen. Eines Tages träumte eine von ihnen von einem guten Bekannten, der in Griechenland Urlaub machte. Er wurde von einer stämmigen Person namens Maria beschützt. Mehr wurde ihr im Traum nicht vermittelt. Sie sagte, oft träume sie verschlüsselt. Erst wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt, werde ihr alles klar.
 
Auch die Freundin des erwähnten Bekannten hatte einen Traum. Sie sah im Traum, wie der Tod ihr Haus betrat. Sie war sehr beunruhigt, denn es stand eine Urlaubsreise ihres Freundes nach Griechenland auf dem Plan. Sie konnte aus geschäftlichen Gründen nicht mitreisen. Sie besprach sich mit der Frau, die den Traum mit der Maria hatte. Die Frau wollte natürlich nicht den Namen sagen, denn im Stillen dachte sie: „Dieser Schlawiner fährt mit einer Maria in den Urlaub, und die Freundin weiss nichts davon.“ Sie meinte nur, sie brauche sich keine Gedanken zu machen, ihr Freund würde beschützt; das hat sie geträumt.
 
Also liess sie ihren Freund ziehen. Er verbrachte schöne Tage in Griechenland. Als der Urlaub fast vorbei war, trat ein dramatisches Ereignis in sein Leben, und diese Begebenheit bestätigte die Träume. Er schlenderte in einem Dorf die Strasse entlang. Es war heiss und trocken. Die Strasse war nicht geteert, sondern geschottert. Plötzlich donnerte ein Motorrad heran. Der Kradfahrer kam ins Schleudern und wurde abgeworfen. Das Motorrad fuhr herrenlos noch ein gehöriges Stück die Dorfstrasse hinunter. Der Urlauber schien in Gedanken versunken zu sein, denn er bemerkte nicht den Krach und das herannahende Geschoss, das ihn unweigerlich getötet hätte. Plötzlich sprang eine stämmige Frau aus dem Schatten eines Hauses auf den Urlauber zu und riss ihn beiseite. Das Motorrad zischte an den Beiden vorbei und donnerte an eine Hauswand. Die Frau hat dem Mann das Leben gerettet. Sie hiess mit dem Zweitnamen Maria. Nur Zufall? Auf jeden Fall hatte der Mann unwahrscheinliches Glück, falls die Geschichte nicht erfunden sein sollte.
 
Böser Zauber ging in die Hose
Wenn ein Mensch einen anderen der Rasse Homo sapiens wegen seines Erfolgs etwas Böses antun will, veranstaltet er einen Zauber, ruft böse Mächte an, stösst Verwünschungen aus oder unternimmt ähnliche Dinge. Einziges Ziel solcher Handlungen ist es, dem Betreffenden Unglück zu wünschen. Dass ein solcher Zauber auch in die Hose gehen kann, wird aus der folgenden Geschichte, die bei uns im Landkreis Lörrach vor einigen Jahren passiert sein soll, ersichtlich:
 
Ein arbeitsfreudiger und seriöser Mann baute mit viel Fleiss und Mühen ein Geschäft auf. Es war kein Wunder, wenn dieser Glückliche Neider hatte. 2 Neider setzten das Gerücht in die Welt, er habe sein Unternehmen mit unlauteren Mitteln zum Erfolg gebracht. In unzähligen Telefonaten wurde er massiv beschuldigt, und auch die Familie wurde beleidigt. Einige Male wurden Verwünschungen ausgesprochen. Einige der Familienmitglieder standen schon kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Leute, die davon hörten, waren der Ansicht, es sei ein Unglück, wenn einer so ein Geschäft hat. Auf einmal trat ein Ereignis ein, das den Albtraum schlagartig beendete. Einer der Neider verunglückte mit dem Auto tödlich. Kurz darauf war auch das Leben des Anderen beendet, als er an einem Herzinfarkt verschied. Gibt es eine höhere Macht, die Gerechtigkeit ausübt? Wir wissen es nicht, oder doch? Jedenfalls ist nicht immer darauf Verlass.
 
Als „Lothar“ wütete
Als am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 der Orkan „Lothar“ über unser Land und die Schweiz fegte, gab es Todesopfer, Verletzte und hohe Sachschäden, aber auch kleine Wunder, wie die folgende Geschichte beweist. Eine Frau war mit ihrem Hund unterwegs. Sie sah schon in weiter Ferne dunkle Wolken aufziehen. Sie dachte sich nichts dabei und ging weiter, als plötzlich die ersten Windböen über sie hereinbrachen. Unvermittelt blieb der Hund stehen und schnüffelte am Boden. Die Frau verweilte auf der Stelle, als ein Müllcontainer durch die Luft flog und kurz vor ihnen aufschlug. Hätte der Hund nicht geschnüffelt, wären beide wohl erschlagen worden. Sie hatten unglaubliches Glück.
 
Glück hatten schon Tierliebhaber, die von ihren Lieblingen bei einem Brand geweckt wurden und dann rechtzeitig die Wohnung oder das Haus verlassen konnten.
 
Der tiefe Fall der Kinderstars
Popstars, Schauspieler und andere Prominente werden von den Fans bewundert. Viele wollen genauso schön und erfolgreich sein. Vielfach wird dann gesagt, sie hätten Glück mit ihrem Aufstieg, der dann noch mit einem guten Einkommen versüsst wird. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Stars sind häufig nicht eben glücklich. Sie haben keine ruhige Minute, werden überall von Paparazzi und damit von der sensationslüsternen Presse verfolgt. Fast alle Skandale werden abgelichtet und mit grossen Buchstaben weiterkolportiert.
 
Gerade in letzter Zeit häufen sich die Vorfälle von den ungebremsten Sturzflügen ins Verderben. Besonders viele US-Kinderstars, die durch ehrgeizige Eltern und skrupellose Manager innerhalb kurzer Zeit in eine nationale oder internationale Karriere katapultiert wurden, scheinen an ihrem frühen Ruhm zu zerbrechen. Nicht wenige flüchten in Alkohol und Drogen, legen ihr Sauberkeitsimage ab, laufen ohne Höschen herum, betrinken sich auf Partys, verursachen Verkehrsunfälle, unternehmen einen Selbstmordversuch, lassen sich scheiden und verlieren auch die Kinder an den jeweiligen Partner. Nennen möchte ich in diesem Zusammenhang Lindsay Lohan und Britney Spears, die ihren Ruhm nicht verkraften können. Zu Recht betitelte die „Badische Zeitung“ am 31.10.2007 einen Bericht mit der Schlagzeile „Der tiefe Fall der Britney Spears“. Obwohl sie angeblich 90 Millionen Dollar mit ihren Schlagern verdient hat, findet sie den Rank nicht. Hier bewahrheitet sich der Spruch: „Geld allein macht nicht glücklich.“
 
Auch Stars, die sonst ein anständiges Leben führen, sind im Blickpunkt der Presse. Wenn die Reporter nichts Interessantes berichten können, wird eine Story frei erfunden. So erging es den Schauspielerinnen Alicia Silverstone und Keira Knightley. Die zuerst erwähnte Frau wurde als zu dick hingestellt, die andere als magersüchtig. Die zuerst genannte Schauspielerin sagte verzweifelt Folgendes: „Wenn jemand richtig glücklich ist, müssen sie ihn fertig machen.“
 
Es gibt aber auch Prominente, die den Kontakt zur Presse förmlich suchen. Dies ist beispielsweise bei Paris Hilton der Fall, die aus ihrer Publizität ganz gehörig Geld scheffelt. Ist sie glücklich? Das kann nur sie selber beantworten. Ich denke, die blonde Hotelerbin sei durchaus etwas glücklich, weil sie eine Aufgabe hat und überall bewundert wird.
 
Rede vom Glück
Madame du Châtelet fasste in ihre „Rede vom Glück“ (1746/47) ihre Ausführungen so zusammen: „Versuchen wir also, es uns gut gehen zu lassen, keinerlei Vorurteile zu hegen, Leidenschaften zu haben und sie unserem Glück dienlich zu machen, unsere Leidenschaften durch Neigungen zu ersetzen, mit grösster Sorgfalt unsere Illusionen zu bewahren, tugendhaft zu sein, niemals zu bereuen, uns von traurigen Vorstellungen fernzuhalten und unserem Herzen nie zu erlauben, auch nur ein Fünkchen Neigung für jemanden zu bewahren, dessen Neigung schwindet und der aufhört, uns zu lieben. Da man altert, muss man auf die Liebe eines Tages verzichten, und dieser Tag sollte der sein, an dem sie uns nicht mehr glücklich macht. Denken wir schliesslich daran, unsere Neigung für die Wissenschaft zu pflegen, diese Neigung, die das Glück vollkommen in unsere Hände legt. Nehmen wir uns vor dem Ehrgeiz in Acht und vor allem seien wir uns im klaren, was wir sein wollen; entscheiden wir uns für den Weg, den wir für unser Leben einschlagen wollen, und versuchen wir, ihn mit Blumen zu säumen.“
 
Literatur
Pieper, Annemarie: „Glückssache  – Die Kunst gut zu leben“, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007.
 
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