Textatelier
BLOG vom: 23.03.2009

Barack Hussein Obamas Neujahrsbotschaft an den Iran

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Am 20. März 2008 begann das persische Neujahrs- und Frühlingsfest (Noruz), das 2 Wochen dauert. Im „Briefing Room“ des Weissen Hauses fand ich Obamas Neujahrswünsche an alle, die das persische Neujahr feiern. Meine Frau und ich fühlen uns davon angesprochen, denn auch in unserer Familie wird Noruz gefeiert. Direkt übers Video hat Präsident Obama seine Botschaft ans iranische Volk übermittelt. Gerührt lasen wir den Text, den ich hier, so getreulich als möglich, wie folgt übersetze:
 
„Heute will ich meine besten Wünsche an alle in der Welt entbieten, die Noruz feiern.
 
Diese Feier ist ein altes Ritual und zugleich ein Augenblick des Neubeginns, und ich hoffe, dass Sie diese mit Freunden und Familie geniessen.
 
Ich möchte mich besonders an das Volk und die Mitglieder der Führung der Islamischen Republik von Iran wenden. Noruz ist bloss ein Teil Eurer grossen und gefeierten Kultur. Während vieler Jahrhunderte verbesserten und verschönten Eure Kunst, Musik, Literatur und Innovation die Welt.
 
Hier in den Vereinigten Staaten wurde unsere Gemeinschaft durch die Beiträge der iranischen Amerikaner bereichert. Wir wissen, dass Iran eine grosse Zivilisation ist und ihre Errungenschaften den Respekt von Amerika und der Welt verdienen.
Während fast 3 Dekaden sind die Beziehungen zwischen unseren Nationen belastet. Aber an diesem Fest gedenken wir der gemeinsamen Humanität, die uns verbindet. Tatsächlich feiert Ihr das Neujahr wie auch wir Amerikaner – treffen Freunde und Familie, tauschen Geschenke und Neuigkeiten aus, derweil wir der Zukunft mit dem Gefühl erneuerter Hoffnung entgegensehen.
Innerhalb dieser Feiern liegt das Versprechen eines neuen Tages, das Versprechen von Gelegenheiten für unsere Kinder, Sicherheit für unsere Familien, Fortschritt für unsere Gemeinschaften und Friede zwischen den Nationen. Dies sind die geteilten Hoffnungen und gemeinsamen Träume.
 
So wende ich mich in dieser Jahreszeit des Neubeginns in klarer Sprache an Irans Führerschaft. Wir haben schwerwiegende Differenzen, die im Verlauf der Zeit angewachsen sind. Meine Administration ist jetzt zur Diplomatie verpflichtet, womit der uns harrende breite Themenkreis angegangen wird zum Aufbau konstruktiver Bindungen zwischen den Vereinigten Staaten, Iran und der internationalen Gemeinschaft. Dieser Prozess wird nicht durch Drohungen gefördert. Stattdessen suchen wir ein ehrliches Engagement, das auf gegenseitigen Respekt gebaut ist.
Auch Sie haben eine Wahl. Die Vereinigten Staaten wollen, dass die Islamische Republik von Iran ihren rechtmässigen Platz in der internationalen Gemeinschaft einnimmt. Sie haben dieses Recht – aber es kommt mit echten Verantwortungen, und dieser Platz kann nicht mit Terror und Waffen erreicht werden, sondern mit friedlichen Aktionen, welche die wahre Grösse des iranischen Volks und seine Zivilisation darstellen. Und dieses Mass der Grösse beruht nicht auf der Kapazität der Zerstörung, sie beruht auf Eurer Fähigkeit, aufzubauen und zu erschaffen.
 
So will ich, anlässlich des Neujahrs, dass das Volk von Iran und seine Regierung die Zukunft, die wir suchen, verstehen. Es ist dies eine Zukunft mit erneuerten Austauschen zwischen uns und grösseren Gelegenheiten zu Partnerschaften und Handel. Es ist dies eine Zukunft, wo alte Gegensätze aufgehoben werden, und wo Sie und alle Ihre Nachbarn und der erweiterten Welt in grösserer Sicherheit und grösserem Frieden leben können.
 
Ich weiss, dass dies nicht leicht erreicht werden kann. Es gibt jene, die darauf bestehen, dass wir von unseren Differenzen definiert bleiben. Aber lasst uns an die Worte des Poeten Saadi erinnern, vor vielen Jahren geschrieben: ,Die Kinder von Adam sind Glieder zueinander, erschaffen als eine Essenz.’
 
Mit der neuen Jahreszeit, erinnern wir uns der wertvollen Humanität, die wir alle teilen. Und wir können uns wieder einmal auf diesen Geist berufen, wie wir das Versprechen eines Neubeginns suchen.
 
Thank you, and Eid-eh Shoma Mobarak (Danke, und möge Euer Fest glücklich sein).“
*
Noch immer gerührt? Obamas 2. Vorname ist Hussein und ist arabisch.Das mag vielleicht ein gutes Omen sein. Hussein hiess auch einer der Grosssöhne des Propheten. Afghanistan ist Irans Nachbar und feiert ebenfalls Noruz. Dorthin schickte Obama 17 000 zusätzliche Soldaten. Somit ist Obamas Friedenstaube nicht weiss.
 
Inzwischen hat der iranische Staatspräsident Mahmoud Ahmadinejad die Ouvertüre willkommen geheissen, doch fügte er hinzu, dass die USA nur dann neue Beziehungen anknüpfen können, wenn sie ihr Benehmen fundamental ändere und sich von Israel distanziere und Sanktionen aufhebe. Damit hat er die Wahl an Amerika zurückgegeben.
 
„Haft sin“ (7 S) gehört zu den persischen Neujahrsgebräuchen. Auf dem Familientisch werden 7 Sachen verteilt: Sabzeh (Linsensprösslinge als Symbol der Wiedergeburt), Samanou (süsser Pudding – Wohlbefinden), Senjed (Trockenbeeren – Liebe), Serkeh (Essig – Heiterkeit), Sir (Knoblauch – Medizin), Somagh (Beeren = Sonnenaufgang) und Sib (Apfel = Schönheit und Gesundheit). Oft werden Sekeh, kleine Goldmünzen, als Symbol des Wohlstands verteilt. Sonbol, Hyazinthen, sind bei uns ebenfalls auf dem Tisch.
 
Jetzt haben wir die Politik verlassen und sind wirklich von diesen Boten der Hoffnung gerührt. Möge Persien nie wieder als Achse des Bösen bezeichnet werden! Das wäre ein Fortschritt.
 
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