Textatelier
BLOG vom: 05.05.2009

Die neuen Gags aus dem Schweinegrippe-Schmierentheater

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein CH (Textatelier.com)
 
Die Lächerlichkeit der behördlich-medialen Schweinegrippe-Schmierenkomödie war schon am Virus-Tag 1 offensichtlich, zumal das Strickmuster bei solchen Angstmacher-Kampagnen immer dasselbe ist; ich habe darüber am 29.04.2009 berichtet (Schweinegrippe: Die neue Seuche, die aus Genlabors kommt). Genmanipulationen mit den bekannt ausgesprochen schlampigen Schutzvorkehrungen und auch gewisse virale Natursprünge sorgen für Betrieb in der Kleinstpartikel-Bude. Die Behörden können sich profilieren, und die Medien dramatisieren quotensteigernd, wobei allein schon die Dimensionen der (nichtssagenden) Berichterstattungen eine alarmierende Wirkung entwickeln. Die Pharma macht ihre Geschäfte, gibt, menschenfreundlich wie sie ist, sogar ihre Notvorräte frei. Die Produktion kann hochgefahren werden.
 
Dass die Schweinegrippe-Hysterie im vorliegenden Fall so schnell zusammenbrechen würde, ist für die Behörden, die alle Alarmglocken hell erklingen liessen, und die darauf kritiklos hereingefallenen Medien peinlich. Sehr peinlich. Die letzte Hoffnung besteht noch darin, dass das Schweinegrippevirus durch Mutation an Gefährlichkeit zulegen möge. Dann könnten die Gesundheitsbehörden und ihre Sprachrohre noch etwas Gesicht wahren. Im Moment sieht es ganz darnach aus, als ob das Todesvirus aus einer amerikanisch-mexikanischen Schweinemastfabrik in La Gloria (Veracruz, Mexiko) harmloser noch als unsere altvertrauten Grippeviren sei. Damit schwinden auch die Chancen, dass die Behörden Zwangsimpfungen inszenieren könnten. So entgehen wir den aktiven gesundheitsschädigenden Körperverletzungen durch Übereifrige noch einmal.
 
Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist eine Uno-Sonderorganisation mit Sitz in Genf, die vor allem von freiwilligen Zuwendungen lebt (Zweijahresbudget 2008/09: 959 Millionen ordentliche Beiträge aus den 193 Mitgliedstaaten und 3268 Millionen US-Dollar freiwillige Beiträge, darunter auch solche von Impfstoffherstellern über die „Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung“). Das Programm ist damit vorgegeben. Sie ist die Weltregierung, die bei Seuchen das Sagen hat und dafür sorgt, dass hinreichend Medikamente geschluckt werden.
 
Diese WHO hat ihre Hoffnungen auf das Grippevirus nicht aufgegeben: Bisher sind in Mexiko 25 Menschen an der Schweinegrippe gestorben, und über 1000 Erkrankungen sind bestätigt worden, wobei die Zahlen ständig wechseln, doch die Ausbreitung geht zurück. Aber eine Entwarnung würde den Kampagnenerfolg beeinträchtigen. Deshalb rechnet die WHO voller Zuversicht mit einer 2. Grippe in einer kommenden Kälteperiode. In den nächsten Tagen und Wochen werde sich entscheiden, wie sich die Grippe in Europa ausbreite, sagte auch Thomas Zeltner, Direktor des schweizerischen Bundesamts für Gesundheit und in dieser Funktion WHO-Regionalvertreter. Ihren Optimismus schöpfen die Gesundheitsbehörden aus der Erinnerung an die Spanische Grippe von 1918, an der weltweit angeblich 50 Millionen Menschen gestorben sein sollen; sie war in der ersten Welle sehr milde verlaufen.
 
Zuversicht gibt auch der Umstand, dass in Kanada das Virus angeblich erstmals von einem Menschen auf das Schwein zurückgesprungen ist. Daraus wird die Befürchtung einer erneuten und möglicherweise noch gefährlicheren Mutation genährt. So lebt die Kampagne jetzt von Erwartungen, Mutmassungen und Verdachtsfällen, auch von Geschichte und Geschichten. Doch das Medieninteresse scheint etwas abzuflachen, falls nicht neue Knüller erfunden werden. Kreativität ist gefragt.
 
Schon der Name Schweinegrippe war falsch gewählt; denn damit wurden grosse Umsatzeinbussen im globalen Riesengeschäft mit der Schweinemast herbeigeführt. Allein in der Schweiz sind 1,5 Mio. Schweine zur Schlachtbank unterwegs, und in Deutschland wurden 2008 immerhin fast 55 Millionen arme Schweine geschlachtet. Der Schweinefleischmarkt reagiert auf Negativmeldungen empfindlich. Russland hat die Einfuhrbeschränkungen für US-Schweinefleisch verschärft und Südkorea den Import von lebenden Schweinen aus den USA gänzlich gestoppt. Ich weigere mich seit Jahren konsequent, Fleisch irgendwelcher Art aus den USA wegen der dort verbreiteten Hormonmast zu essen.
 
Das US-Landwirtschaftsministerium hat den Namen Schweinegrippe in seiner Verzweiflung als „irreführend und schädigend für den Export von Schweinefleisch“ bezeichnet. Auch die Chinesen begannen ihren beliebten Schweinefleischkonsum zurückzufahren (in China leben etwa 450 Millionen Schweine, mehr als in jedem anderen Land). Die Aktien von Fleisch- und Wurstherstellern sind ebenso am Fallen wie der Preis für Magerschweine an den Terminmärkten. Dabei sollten die Preise wegen der bevorstehenden Grillsaison jetzt eigentlich ansteigen. Deshalb wurde der Konsum von Schweinefleisch eilig für unbedenklich erklärt … trotz überspringender Viren. Irgendwie erkennt man den Schwindel und wird verstimmt – oder belustigt, je nach Gemütsverfassung.
 
Mit einer Schweinegrippe wollen die Juden und Moslems schon gar nichts zu tun haben. Für Juden wäre der Befall mit einem Schweingrippevirus A/H1N1 (auch Influenza A genannt) unerträglich, da sie das Schwein nach wie vor für unrein halten, abgestützt auf das Alte Testament, das, wie die Bibel überhaupt, liebenswerte und anständige Tiere gern kriminalisiert, zu Symbolen des Bösen umfunktioniert, als ob sie nur deshalb in die Welt gesetzt worden seien, um hier als Unheilsbringer zu amten. Auch der Islam verachtet die Schweine als unreine Tiere. In Israel mag man nicht einmal den Namen eines unreinen Tiers in den Mund nehmen, und spricht deshalb von der „Mexikanischen Grippe“, die Unreinheit dem zentralamerikanischen Land zuschiebend. Doch dann besannen sich die umsorgenden Behörden auf den Begriff „Nordamerikanische Grippe“, der die Sache besser trifft, da in diesem Fall auch die USA involviert sind, die im Übrigen sehr glimpflich davon kamen. Ihre Mitbeteiligung am besagten Schweinemastbetrieb wurde praktisch von allen Medien verschwiegen, und auf eine Ursachenforschung wird pflichtgemäss und aus Rücksicht auf US-Interessen selbstverständlich verzichtet. Bei uns gelten die liebenswerten und sauberen Schweine als Glücksbringer, ebenso wie in China; sie sind nur schmutzig, wenn sie auf zu kleinem Raum gehalten werden und keine Gelegenheit haben, sich rein zu halten.
 
Einer der wenigen Lichtblicke war für mich als Aargauer die selbstbewusste Haltung des Kantonsspitals Baden (KSB), welches die Rarität des einzigen Schweinegrippepatienten der Schweiz, den 19-jährigen Kerry F., frühzeitig in die Freiheit entliess; Kerry war im mexikanischen Cancún in den Ferien gewesen. Der junge Mann musste aber kurz nach der Entlassung wieder eingefangen und in die Quarantäne zurückgebracht werden, weil es im Rahmen der Pfuschereien angeblich zu einer Informationspanne gekommen war und die Entlassung irrtümlicherweise als Fehler empfunden wurde. Das Nationale Referenzlabor für Influenza in Genf, das im Rahmen eines im Intercity explodierten Virenbehälters („alles im Griff“) von sich reden gemacht hatte, markierte in einem Papier ans KSB den Passus „Analyse grippe porcine en cours“ (Schweinegrippe-Analyse im Gange) mit einem Leuchtstift. Die so farbig markierte Botschaft wurde dann per Schwarz-Weiss-Fax nach Baden übermittelt, wo es so aussah, als seien diese Wörter gestrichen – zum Glück für den jungen Mann, der entlassen wurde. Die „Panne“ musste rückgängig gemacht werden. Meines Erachtens trifft das KSB keine Schuld, besonders wenn die dortigen Ärzte auch bei dieser Panikmache-Situation einen kühlen Kopf behalten haben sollten und nicht übermässig dramatisieren wollten. Gut gemacht!
 
Ein weiterer Hinweis auf den Humbug, der die Verdachte auf Schweinegrippe auf Schritt begleitete, war die inzwischen wieder aufgehobene Quarantäne, unter den der hochwohllöbliche Aarauer Stadtrat (Exekutive) gestellt worden ist. Das Stadtrat-Mitglied Michael Ganz war in der vergangenen Woche im gleichen Flugzeug wie Kerry F. aus Mexiko in die Schweiz zurückgereist. „Ein Witz“ sei diese vom Aargauer Kantonsarzt Martin Roth pflichtgemäss veranlasste Massnahme gewesen, sagte der Aarauer Vizeammann Beat Blattner aus dem Hausarrest heraus, habe er doch die ganze Woche unterrichtet und auch an der 1.-Mai-Feier mit rund 100 weiteren Personen Kontakt gehabt. Und sie alle blieben in Freiheit.
 
Würde man alle Verdachtsfälle und alle Menschen, die Kontakt mit Verdächtigen hatten, und deren Kontaktpersonen, dann auch die Kontaktpersonen der Kontaktpersonen und schliesslich auch deren Kontaktpersonen – die Aufzählung kann nur durch abrupten Abbruch beendigt werden – mit Roth’schem Eifer beim Vollzug der untauglichen WHO-Regeln unter Quarantäne stellen, wäre fast die ganze Welt eine einzige Quarantänestation, vielleicht mit Ausnahme eines einsamen Hirten auf den Alpen, wodurch die Quarantänemassnahmen in sich zusammenbrechen würden. Denn in der Total-Quarantäne würde man sich ja gegenseitig wieder anstecken.
 
Solche Virenseuchen-Dramen leben also Fantasie und den Kolportagen der Fantasien. Und das Tamiflu (Oseltamivir) kann man auch vergessen. Im Deutschen Ärzteblatt vom 03.03.2009 war nachzulesen, dass praktisch alle Grippeviren vom Stamm H1N1 bereits resistent auf Tamiflu sind. Es bezog sich auf eine Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2009; 301: 1066-1069). Aber davon wagt nun niemand mehr zu sprechen oder zu schreiben.
 
Eine gewisse Resistenzbildung gegen die Panikaktionen ist jetzt auch beim Publikum auszumachen, das ständig mit Virennonsens torpediert wird und jeden Moment damit rechnen muss, unter Quarantäne gestellt zu werden wie die rund 250 Rekruten des Waffenplatzes im schweizerischen Freiburg, weil ein Kollege von ihnen leichte Grippesymptome aufwies.
 
Es darf nicht einmal mehr gehüstelt und schon gar nicht genossen werden.
 
 
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