Textatelier
BLOG vom: 08.05.2009

Burg Sausenburg: Wo der Wind durch die Gemäuer saust…

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Und unersteiglich feste Burg sich aufgetürmt,
Von da sie Land und Leute placken, wie´s behagt.“
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust II)
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„Ein Nagel erhält ein Eisen, das Eisen ein Ross, das Ross den Mann, der Mann eine Burg und die Burg das ganze Land.“
(Sprichwort)
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„Vereinte Macht bricht Burg und Strom.“
(Sprichwort)
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Einen unglaublich schönen Blick hat man vom Bergfried der ehemals stolzen Sausenburg. Aber für diesen Blick muss man eine kleine Anstrengung hinter sich bringen. 80 Stufen müssen bewältigt werden, um in luftige Höhen zu gelangen. Diese Mühe wird mit einer grandiosen Aussicht auf die Rheinebene, auf Schloss Bürgeln, den Blauen, die Vogesen, die Basler Bucht und auf den Schweizer Jura belohnt.
 
„Der Wind saust um die Sausenburg“ wird immer wieder in diversen Publikationen berichtet. Das stimmt, denn die Burgruine liegt in der Mitte des Höhenzuges, der sich vom Blauen bis Kandern erstreckt. Und man kann sich vorstellen, dass hier der Wind im Herbst oder Winter gehörig um die Gemäuer der Ruine saust.
 
Früher war die Burg vom Tal aus kaum sichtbar. Hohe Bäume verdeckten die Burganlage. Viele der Bäume wurden später durch den Sturm „Lothar“ und durch Menschenhand gefällt. Nun hat man einen guten Blick auf die Burgruine von Schloss Bürgeln und von Sitzenkirch aus. Aber auch von der Burgruine selbst ist der Blick ins Tal ungetrübt. Westwegwanderer, die von Pforzheim nach Basel gehen, kennen diese interessante Burganlage bestens.
 
Ich staune jedes Mal, an welchen markanten und schönen Fleckchen dieser Erde die ehemaligen Baumeister die Burgen und Schlösser errichtet haben. Dazu fällt mir ein bitterböses Sprichwort ein, das ich dem Leser nicht vorenthalten möchte. Es lautet:
 
„Wo ein schöner Fleck ist, da schmeisst der Teufel ein Kloster hin oder einen Edelmann.“
 
Am 02.04.2009 entschloss ich mich mit 3 Wanderfreunden, nach vielen Jahren wieder die Burgruine zu besuchen. Wir wanderten vom Parkplatz des Schwimmbads von Kandern D (352 m ü. M.) zur katholischen Pfarrkirche St. Franziskus de Sales. Diese Kirche wurde 1859 nach Plänen von Heinrich Hübsch erbaut. Von hier aus wanderten wir zur Anhöhe Heissbühl (476 m) und genossen den schönen Blick auf Kandern. Von dort ging es entlang des Westweges (rote Raute) über die Lange Ebene Hütte zur Ruine Sausenburg (665 m ü. M.), die wir nach einer Stunde und 50 Minuten erreichten.
 
Aufgebaut und zerstört
Auf einer Tafel am Eingang der Ruine konnten wir uns mit der Geschichte vertraut machen: 1120 wurde der Sausenberg von den Herren von Kaltenbach dem Kloster St. Blasien übergeben. 12 Jahre später tauschte Markgraf Hermann der Jüngere von Hachberg mit dem Abt von St. Blasien den Sausenberg mit einem anderen Gut. Von 12321246 wurde die Burg nach dem Grundriss der Burg Zähringen in Freiburg errichtet. 1311 erbten die Sausenburger die Burg Rötteln bei Lörrach und verliessen die Sausenburg. Der Landvogt mit seinen Dienstleuten blieb auf der Burg. 1444 war ein wichtiges Jahr, nämlich die Geburtsstunde des Markgräflerlandes. Wie kam es dazu? Lesen wir die Ereignisse auf der Tafel:
 
„Graf Johann von Freiburg schenkt dem Markgrafen Rudolf IV. und seinem Bruder Hugo die Herrschaft Badenweiler, Rötteln und Sausenberg – die eigentliche Markgrafschaft. Das vornehmste Recht der Herren war die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit.“
 
1503 übernahm Prinz Ernst die Markgrafschaft Sausenberg. Von diesem Zeitpunkt an nannten sich die Herrscher „Landgrafen am Sausenhard oder zu Sausenberg“.
 
1525 stürmen Freischärler in Zeiten des Bauernkrieges die Burg. Während des 30-jährigen Krieges wurde die Burg von den Kaiserlichen, später von den Schweden eingenommen. 1678 war es mit der Burgenherrlichkeit vorbei: Die Franzosen zerstörten die Sausenburg, ebenso die von Rötteln und von Badenweiler. Danach erfolgte eine notdürftige Renovierung. Von der ehemaligen stolzen Burg blieb nur ein Fragment erhalten.
 
Seit 1960 sichern und renovieren das Staatliche Hochbauamt, das Forstamt, das Landesdenkmalamt und der Schwarzwaldverein die Burgruine.
 
Sagen und Schätze
Auch von dieser Burganlage existiert die eine oder andere Sage. So war immer eine Jungfrau während der Nacht mit einem Schlüsselbund unterwegs. Sie spazierte nur ein Stück im Tal hinab, um sich an einem Brünnlein zu reinigen. Auch von der Hochburg bei Emmendingen erzählt man sich eine ähnliche Sage. Dort soll eine singende, weiss gekleidete Jungfrau ins Tal gelaufen sein, um sich dort zu kämmen und zu waschen.
 
Oder eine andere Sage über die Sausenburg: Wer in der Nacht das Burgareal durchstreift, kann blassblaue Lichter sehen, die auf- und abhüpfen, und dann an bestimmten Stellen auf dem Boden erlöschen. Wer dort gräbt, kann einen Schatz finden.
 
Auf der Sausenburg
Von der ehemals stolzen Burg blieben die Mauern der Vorburg, die trapezförmige Mauer der Kernburg mit den Resten des Palas, der Wirtschaftsgebäude und der erwähnte Bergfried erhalten. Überrascht war ich von den Ausmassen der Anlage und des mit Efeu bewachsenen Bergfrieds. Der Efeu ist im Laufe von Jahrzehnten vom Fuss des runden Bergfrieds bis an die höchste Stelle emporgewachsen. Im Burghof sind einige Bänke und ein Grillplatz für müde und hungrige Gäste eingerichtet. Wir vesperten im Hof und genossen die Stille, die nur durch Vogelgezwitscher unterbrochen wurde.
 
Natürlich liessen wir uns den Aufstieg zum Turm nicht entgehen. Heute befindet sich der Eingang im Sockel des Turms. Früher war der mittelalterliche Eingang 6 Meter über dem Burghof angebracht. Die Holztreppe konnte bei Gefahr abgeworfen werden. Aber die Bewohner der Burg konnten sich noch anders wehren. Am oberen Kranz sieht man noch 2 Kragsteine, auf denen die Pechnase aufsass. Von hier aus wurden die Feinde dann mit siedendem Wasser und geschmolzenem Pech begossen oder mit Steinen beworfen.
 
Nach der beeindruckenden Rundumsicht vom Bergfried aus machten wir uns wieder auf den Rückweg. Diesmal führte uns ein anderer Wanderweg (Vogelbacher Weg) nach Kandern in etwa 1,5 Stunden zurück.
 
Hinweise: Es gibt viele Wege zur Sausenburg, wie zum Beispiel über Sitzenkirch oder von St. Johannes Breite über Vogelbach. Ein Abstecher ist auf diesem Wanderweg zum Schloss Bürgeln möglich. Vom Parkplatz in der Nähe des Schlosses führt ein schöner 3,5 km langer Weg direkt zur Sausenburg. Der Westwegwanderer, der vom Belchen in Richtung Kandern wandert, sollte die Anlage unbedingt näher erkunden und den Bergfried besteigen. Nach den 80 Treppen wird er dort mit einem grandiosen Rundblick auf eine wunderschöne Landschaft belohnt.
 
„Die Goldene Sau von Kandern“
Es ist eine besondere Sau, die in Kandern (www.kandern.de) bekannt wurde. 1605 beauftragte Markgraf Georg Friedrich zur Erinnerung an ein besonderes Jagdglück den Augsburger Goldschmied B. Lerff ein Trinkgefäss in Form eines Wildschweins anzufertigen. Dieses Schwein wurde dann in Kandern im Jagdschloss aufbewahrt und diente bei Empfängen als Trinkgefäss. Leider kann heute nur eine Kopie im Kandener Heimat- und Keramikmuseum bewundert werden. Das Original befindet sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe.
 
Kandern wird auch als Brezel- und Töpferstadt bezeichnet. Laut einem Basler Urkundenbuch wurden bereits im Jahre 1245 Brezeln aus Semmelmehl in Kandern produziert. Heute befindet sich eine Brezelfabrik nicht mehr in Kandern, sondern in der Brezelstrasse in Schliengen.
 
Es waren 3 Gründe, warum Kandern zur Hafnerstadt wurde: Die ergiebigen Tongruben, dann die Wälder, die genügend Holz für den Brand lieferten, und die geografische Lage an der alten Handelsstrasse zwischen dem Elsass und der Schweiz. Ende September findet in Kandern jeweils der Töpfermarkt statt.
 
In einem spätgotischen Staffelgiebelhaus ist eine Keramiksammlung untergebracht. Ausgestellt sind u. a. historische und moderne Erzeugnisse der einheimischen Industrie und keramische Kunstwerke. In Kandern wirkten so bekannte Künstler wie Max Laeuger (1864 bis1952), Richard Bampi (1896 bis 1965) und in neuerer Zeit Horst Kerstan (1941 bis 2005).
 
Touristen sind immer wieder begeistert vom wunderschönen Blumenplatz im Zentrum der Stadt. Den Platz rahmen schöne alte Häuser ein. Ein Haus ragt besonders heraus: das herrliche Kussmaulhaus. Über den Arzt Adolf Kussmaul habe ich schon 2 Anekdoten im Textatelier publiziert: „Kurioses über Mediziner und Forscher.“ Weitere sehr interessante Anekdoten über diesen Arzt werde ich in einem gesonderten Blog demnächst publizieren.
 
Was qualmt und ächzt?
Was qualmt, ächzt, quietscht, gibt Heultöne von sich und macht einen Höllenlärm? Es ist die nostalgische Kandertalbahn, die von hier aus nach Weil-Haltingen fährt. Für die 13 km lange Strecke benötigt der Bummelzug der „Holzklasse“ 40 Minuten. Es ist eine abenteuerliche Fahrt, die jedermann einmal unternehmen sollte (www.kandertalbahn.de).
 
Meine Erlebnisse habe ich bereits im Blog vom 12.11.2006 „Nostalgisches am Weg: Kartoffeldämpfer, Dampflokomotiven“ dokumentiert.
 
Literatur
Am Schluss meines Blogs vom 02.05.2009 („Schreckenstat auf Neuenfels: Rittergeschlecht ausgelöscht“) sind bereits die Literaturangaben erwähnt.
 
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