BLOG vom: 24.06.2009
Knochen-Ersatzmaterial: Risiken und fragwürdige Tests
Autorin: Lislott Pfaff, Schriftstellerin, Liestal CH
Gemäss einem in der „Basler Zeitung“ (bz) am 18.06.2009 publizierten Artikel wurde der Medizinaltechnik-Konzern Synthes von der US-Staatsanwaltschaft Philadelphia angeklagt wegen illegaler Versuche an Patienten mit dem Knochen-Ersatzmaterial Norian XR. Die US-Tochterfirma der Synthes soll die Zulassungsvorschriften der zuständigen amerikanischen Kontrollbehörde FDA umgangen und das Produkt bei etwa 200 Patienten ausprobiert haben, von denen 3 starben. Bisher wurde Norian XR nicht zurückgezogen, obwohl das Produkt gemäss einer Studie zu Blutgerinnseln führen kann.
Es stellt sich die Frage, weshalb Synthes überhaupt solche Versuche am Menschen in Betracht zieht, nachdem das Produkt doch in Tierexperimenten nach Strich und Faden getestet worden war. Haben sich die bei Patienten aufgetretenen Nebenwirkungen und Todesfälle im Tierversuch gar nicht gezeigt? Oder wurden entsprechende negative Resultate einfach unter den Tisch gewischt? Hier müssten die zuständigen Forschungslabors Auskunft geben.
Vermutlich wurde das fragliche Knochen-Ersatzmaterial beim AO-Forschungsinstitut Davos getestet, das spezialisiert ist auf Untersuchungen der Biologie des Knochens, auf Tests mit Implantatmaterialien usw. Überflüssig zu betonen, dass solche Untersuchungen für die dazu gebrauchten Tiere nicht gerade ein Vergnügen sind: Um ein Knochen-Ersatzmaterial zu testen, muss zuerst der fragliche Knochen beim lebenden Tier künstlich gebrochen werden. Nach der Operation folgt eine lange Leidenszeit, während welcher beobachtet wird, ob sich das fragliche Material gut im Knochen integriert. Dabei kann es zu Infektionen und anderen unerwünschten Auswirkungen des Implantats kommen. Nach Versuchsende werden die Tiere getötet, damit man mögliche Nebenwirkungen auf die inneren Organe untersuchen kann.
Wie gesagt, nicht gerade ein vergnüglicher Job, dieser Einsatz als Versuchsobjekt anstelle des Menschen. Und schliesslich wird der Mensch als „Patientengut“ (so heisst das im Fachjargon) trotzdem noch für Tests gebraucht, weil das Tier nicht die nötigen Informationen geliefert hat. Dabei wäre es möglich, gerade solche Materialien mittels tierfreier Forschungsmethoden zu prüfen, die viel zuverlässigere Auskunft über die Eignung und Ungefährlichkeit der betreffenden Produkte geben. Dadurch würde sich nicht nur das Leiden der Labortiere erübrigen, sondern auch das Leiden der für solche gefährlichen Versuche missbrauchten Menschen.
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